Gesundheit:Der Keuchhusten kehrt zurück

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Die Zahl der Erkrankten im Landkreis hat sich gegenüber 2015 fast verdoppelt. Woran der sprunghafte Anstieg liegt, ist nicht ganz klar. Es könnte am vernachlässigten Impfschutz liegen

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Keuchhusten galt eine ganze Zeit lang als so gut wie ausgestorben. Jetzt registrieren Ärzte plötzlich wieder mehr Fälle - auch bei Erwachsenen, obwohl die Erkrankung mit dem charakteristischen Stakkato-Husten eigentlich eine klassische Kinderkrankheit ist. Im Landkreis Fürstenfeldbruck hat sich die Zahl im noch nicht beendeten Jahr 2016 schon jetzt gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. In Bayern sind in diesem Jahr bereits 2151 Personen an Keuchhusten erkrankt. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml ruft deshalb dazu auf, den Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls auffrischen zu lassen. Denn während Keuchhusten für Erwachsene vor allem langwierig und lästig ist, kann er für Säuglinge tödlich sein.

77 Personen sind 2015 im Landkreis mit einer Keuchhusten-Infektion zum Arzt gegangen. In diesem Jahr waren es bereits 141, obwohl der November noch nicht einmal zur Hälfte vorbei ist. "Wir haben also praktisch jetzt schon eine Verdoppelung", stellt der Leiter des Gesundheitsamtes, Rudolf Summer, fest. Er warnt aber gleichzeitig davor, nun panisch zu werden oder mittels dieser Zahlen sofort eine allgemeine Impfmüdigkeit zu konstatieren. Denn bei diesen Krankheiten gebe es einen wellenförmigen Verlauf. Das heißt , dass in manchen Jahren eine Erkrankung nur ganz verhalten auftauche, in anderen dafür umso stärker - ähnlich wie es in der Landwirtschaft beispielsweise Jahre mit vielen Äpfeln und dann wieder ganz wenigen gibt. Beim Keuchhusten gebe es etwa alle sechs Jahre einen sogenannten Peak, so Summer.

Allerdings schränkt der Leiter des Gesundheitsamtes ein, dass der Impfschutz vor allem bei Kindern und jungen Menschen weit verbreitet ist. Bei älteren Jahrgängen gibt es indes zunehmend Lücken. Das hängt damit zusammen, dass es standardisierte Vorsorgeuntersuchungen gibt, die für Säuglinge und Kleinkinder vorgegeben sind und bei denen in der Regel eine Kombiimpfung gegen Diphterie, Tetanus, Polio, Hepatitis B und Keuchhusten verabreicht wird. Bei der Einschulung und in der sechsten Klasse checkt der Schularzt noch einmal diesen Impfschutz. Danach liegt es in der eigenen Verantwortung, ob die jeweiligen Impfungen regelmäßig aufgefrischt werden. Das belegen auch die Zahlen für den Landkreis: Laut Summer sind zum Schuleintritt 94 Prozent der Kinder geimpft, in der sechsten Jahrgangsstufe sind es noch etwa 82 Prozent. "Alles was später kommt, überprüfen wir nicht mehr", sagt er. Und: "Natürlich bedeuten die Zahlen, dass der Impfschutz weniger wird."

Je länger eine Impfung zurückliege, desto unwirksamer werde sie, nach etwa zehn Jahren biete sie keinen Schutz mehr, erläutert der Amtsleiter. Er empfiehlt jedem, in seinem gelben Impfpass zu prüfen, wann die letzte Schutzimpfung war. Da Keuchhusten für Säuglinge tödlich sein kann, sollten insbesondere Erwachsene, die eine Familie planen, darauf achten, dass sie und, falls vorhanden, ältere Geschwister ausreichend gegen derartige Erkrankungen immunisiert sind. Die Impfung kann bis vier Wochen vor der Geburt erfolgen.

Nach Paragraf 34 des Infektionsschutzgesetz ist Keuchhusten meldepflichtig, für Erkrankte gelten Tätigkeits- und Besuchsverbote in Gemeinschaftseinrichtungen, um eine Weiterverbreitung zu vermeiden. Übertragen werden die Erreger per Tröpfcheninfektion. Das tückische am Keuchhusten ist, wie Summer betont: "Die Infektiosität ist am höchsten vor Ausbruch des Hustens." Die Erkrankung kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Wird sie allerdings rechtzeitig erkannt und mit Antibiotika behandelt, ist das Ansteckungsrisiko nach einer Woche gebannt. Die Symptome klingen nach sieben bis zwölf Wochen ab.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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