Gesundheit:Behandlung unter Kostendruck

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Dem Brucker Krankenhaus prophezeit der scheidende Vorstand Stefan Bauer wirtschaftlich schwere Zeiten und damit eine unsichere Zukunft. Der Grundsatz "ein Landkreis, ein Kreisklinikum" müsse nicht Gesetz bleiben

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Der Kreisklinik in Fürstenfeldbruck stehen schwere Zeiten bevor. Zumindest nach dem Ausblick, den Klinikvorstand Stefan Bauer in der jüngsten Kreistagssitzung gegeben hat. Es sind zwei Tendenzen, die Häuser wie das in Fürstenfeldbruck vor neue Herausforderungen stellen werden. Einerseits ist der Gesetzgeber laut Bauer bestrebt, die Zahl der Behandlungen an Krankenhäusern massiv einzudämmen und damit die Kosten des Gesundheitssystems zu senken. Andererseits beinhalte die Unterfinanzierung der Kliniken den Zwang, diese Unterdeckung durch eine höhere Produktivität aufzufangen. Das heißt, die gleiche Zahl von Mitarbeitern hat eine steigende Zahl von Patienten zu behandeln. Auch der bisherige Grundsatz "ein Landkreis, eine Kreisklinik" müsse nicht Gesetz bleiben.

Doch damit nicht genug. Vorstand Bauer, der ankündigte nach sechzehn Jahren die Kreisklinik Ende März 2017 zu verlassen und eine neue Betätigung außerhalb des Krankenhauswesens aufzunehmen, sprach von dem Megatrend steigender Fallzahlen bei einer sinkenden Verweildauer. Zusätzlich unter Druck würden Kliniken geraten, weil der Konzentrationsprozess in diesem Bereich über die Qualität gesteuert werden soll. Das kann kleinere Abteilungen, die Vorgaben wie eine bestimmte Zahl von Eingriffen pro Jahr nicht erfüllen können, vor ernsthafte Probleme bringen. Dem Landkreis als Träger und dem Kreistag als dem politisch verantwortlichen Gremium riet der scheidende Vorstand deshalb dazu, mit Absprachen zwischen regionalen Trägern rechtzeitig gegenzusteuern.

Noch größere Einschnitte befürchtet Bauer, sollten sich hierzulande durchsetzen, was für Dänemark bereits beschlossen ist. Dort sollen künftig zur Behandlung von insgesamt 5,8 Millionen Dänen nur noch 18 Megakliniken vorgehalten werden. Übertragen auf den Freistaat Bayern würde das bedeuten, dass es hier nur noch 40 Krankenhäuser geben würden. Und damit nur noch für drei oder vier Landkreise eine einzige gemeinsame Einrichtung.

Ob Bauers Ausblick so düster ausfiel, weil er die Folgen von solchen Entwicklungen nicht mehr auszubaden und umzusetzen hat, blieb offen. Als weiteres "Hauptproblem" führte er den sich schon jetzt abzeichnenden Ärztemangel an. Da wegen der Überalterung der Bevölkerung zunehmend Altersmedizin (Geriatrie) angeboten werden müsse, riet der scheidende Vorstand dem Kreistag, sich frühzeitig mit der Notwendigkeit einer gerontologischen Abteilung zu befassen. Laut Landrat Thomas Karmasin (CSU) wird das Thema Geriatrie immer wieder angesprochen, allerdings ohne dass das bisher zu konkreten Ergebnissen geführt hätte.

Eine andere Frage ist dagegen bereits geklärt. Die Kreisklinik wird zum Ende dieses Jahrzehnts um einen Neubau für die Intensivstation und die zu dieser Abteilung gehörenden Überwachsungseinheiten erweitert werden. Mit den Bauarbeiten soll in drei bis vier Jahren begonnen werden.

Seit Oktober verfügt das Krankenhaus über eine nuklearmedizinische Praxis. Laut Bauer hat sich die neue Abteilung für Gefäßchirurgie so gut entwickelt, dass sie inzwischen von einem eigenen Chefarzt geführt wird. Zudem gibt es Überlegungen, zur Verbesserung des Bereichs Neurologie an der Kreisklinik eine eigene Fachrichtung einzuführen. Karmasin meinte auf SZ-Anfrage, es sei nicht leicht, hier etwas zu bekommen, weil eine eigene neurologische Abteilung rentabel arbeiten müsse.

Mit Krankenhausangelegenheit ist der mit Kreisräten besetzte und nicht öffentlich tagende Verwaltungsrat der Klinik befasst. Diskutiert wurde der Ausblick Bauers im Plenum des Kreistages nicht. Unkommentiert blieb auch Bauers Geschäftsbericht für das Jahr 2015.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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