Geschichten aus dem Advent, SZ-Serie, Folge 20:Wenn das Haus zum Schauraum wird

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Wer seine Wohnung auf Weihnachten trimmen will, wird bei Katerina Clemens in Maisach sicherlich fündig. (Foto: Günther Reger)

In ihrem Maisacher Geschenkeladen erfüllt Katerina Clemens jegliche weihnachtliche Dekorwünsche

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Die Menschen machen es sich gern in ihren eigenen vier Wänden gemütlich. Was etwa seit dem neuen Jahrtausend mit dem englischen Begriff "Cocooning" als Trend gegen die immer komplizierter und bedrohlicher werdende Welt bezeichnet wird, zeigt sich in Katerina Clemens' Laden in Maisach "Clemens - Schenken und schöner wohnen" ganz deutlich am Kaufverhalten ihrer Kunden. "Früher hat man einfach nur Geschenke gekauft und vielleicht einen Adventskranz. Und jetzt wird richtig das Haus dekoriert", mit Lichtern und Kissen, manche gar mit neuen Lampen und Teppichen werde das eigene Heim zum Fest bis ins Detail umgestaltet, berichtet die 54-Jährige. Um ihm dann im Januar wieder ein neues Aussehen zu geben.

Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, ist das ganze Geschäft in der Aufkirchner Straße 8 auf Weihnachten eingestellt. Eine rote Lichterkette umrankt draußen den Eingangsbereich. Rote Sterne, Tannenzweige, bunt bedruckte Riesensocken als Reminiszenz an die hierzulande zunehmend populären amerikanischen Bräuche und zugleich als Einladung an den Weihnachtsmann, seine Geschenke hineinzufüllen, und natürlich auch Kerzen, dicke weiße große Kerzen in hüfthohen gläsernen Windlichtern: All das und noch viel mehr begegnet dem Besucher schon, bevor er das großflächige Ladengeschäft betritt. Innen, auf den 320 Quadratmetern Verkaufsfläche, ist das Angebot noch viel mannigfacher: Kerzen, Kerzenhalter, Tischdecken und Dekostoffe, alles in weihnachtlichem Design, ein von Kunstschnee überzuckerter Plastikchristbaum, und, und, und. Wer im Hauptraum nicht fündig wird, geht eben in das immer erst ab November geöffnete Kaminzimmer. In schummriger Beleuchtung gibt es dort ausschließlich Weihnachtliches .

Das Herzstück von Katerina Clemens' Geschäft ist aber - unabhängig von der Jahreszeit - der Tisch, der mitten in dem L-förmig geschnittenen Raum und doch irgendwie am Rande steht. Hier sitzt die gelernte Krankenschwester, die nach einem Jahr als Verkäuferin in einem großen Münchner Kaufhaus eine Fortbildung zur Einkäuferin machen konnte und nun seit zehn Jahren in Maisach ihr eigenes Geschäft hat, mit ihrer langjährigen Mitarbeiterin Doris Brückl, wenn gerade nichts zu tun ist. An diesen Tisch setzen sich aber auch viele Kunden auf einen Kaffee vor, nach oder während ihres Einkaufs. "Das mögen die Kunden auch, dass sie hier stressfrei einkaufen können", erzählt Brückl. Sie und Clemens arbeiten schon 17 Jahre zusammen. Dass sie das mit Spaß und Freude tun, ist nicht z u übersehen. Ganz im Gegenteil: Man kann sich gut vorstellen, wie sie ihre gute Laune an ihre Kunden weitergeben. "Manche treffen sich auch hier", berichtet Clemens von Freundinnen, die sich zum Weihnachtseinkauf in ihrem Geschäft verabreden.

Überhaupt ist das Weihnachtsgeschäft für die mit ihrem Mann Martin in Gernlinden lebende Katerina Clemens das Hauptgeschäft. Neben den überwiegend weiblichen Kunden, die sich hier in der Adventszeit tummeln, hat die 54-Jährige auch einige Firmen, die bei ihr ihre Weihnachtsgeschenke bestellen; einer der treuesten ist eine Münchner Brauerei. Da die Zahl dieser Kunden wächst, sieht sie darin einen Trend. "Viele wollen sich nicht mehr selber beschäftigen", die orderten telefonisch eine bestimmte Zahl an Präsenten zu einer bestimmten Summe.

Brückl und Clemens stellen dann ein Sortiment zusammen, als Anhaltspunkte haben sie Geschlecht, Alter, Nationalität. Bei Weihnachtsfeiern würden die Geschenke offenbar immer öfter nach persönlichem Geschmack getauscht, berichtet sie, während Brückl aufsteht, um eine Kundin mit Umarmung zu begrüßen. Als sie wieder an den Tisch zurückkehrt, taucht die Frage nach Heiligabend als Verkaufstag auf. "Der 24.", beginnt Brückl, "ist unser Männertag", fällt Clemens ein und die beiden umarmen sich lachend. "Die sind ganz froh und dankbar. Und wie die sich freuen, wenn wir sagen, wir packen die Sachen auch ein", verrät Katerina Clemens.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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