Gernlinden:Eine Bluse für einen Pullover

Lesezeit: 2 min

Pullover, Blusen, Jacken und sogar Unterwäsche gehen bei der Kleidertauschbörse der Grünen Jugend in Gernlinden über die Tische. (Foto: Günther Reger)

Die Kleidertausch-Aktion der Grünen Jugend findet im Gernlindener Bürgerhaus wieder viele interessierte Teilnehmer

Von Karl-Wilhelm Götte, Gernlinden

Der erste Kleidertauschrausch hat sich gelegt. Um die Mittagszeit ist es ruhiger geworden im Saal des Gernlindener Bürgerhauses. Zwei Besucherinnen durchstöbern noch die gebrauchten Angebote. Die sind beim Kleidertausch der Grünen Jugend fein säuberlich auf Tischen aufgereiht und sortiert worden. Pullover, Blusen, Jacken oder Unterwäsche gibt es reichlich, nur der "Männertisch" ist nur sehr dezent gefüllt. Hinten im Raum sind zwei Umkleidekabinen eingerichtet worden.

Etwa 40 Kleiderbringer sind am Morgen gekommen, um mit diversen Kleidungsstücken den Tausch in Gang zu bringen. Dafür bekamen sie sogenannte Coins von den Organisatoren, mit denen sie selbst wieder Kleidung erwerben konnten.

"Tauschen und damit Kleidung länger gebrauchen, passt gut", kommentierte Beate Walter-Rosenheimer das Geschehen vor Ort. Die Bundestagsabgeordnete der Grünen aus Germering sitzt in Berlin im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung. In diesem Gremium werde jedes Gesetz auf seine Nachhaltigkeit überprüft. Walter-Rosenheimer freute sich in Gernlinden, dass die Leute "immer bewusster werden, was Nachhaltigkeit angeht". Die Aktion der Grünen Jugend sei ein gutes Bespiel dafür. Es gibt einige Vorbilder für den Kleidertausch des Parteinachwuchses im Landkreis Fürstenfeldbruck - zum Beispiel den Kleidertausch in München. "Doch, das mit den Coins ist unsere Idee", reklamierte Philipp Messner von der Grünen Jugend das Tauschmittel, die kleinen Papptaler, für sich. Motto: Wer etwas bringt, kann auch etwas mitnehmen. Für ein T-Shirt bekommt man einen Coin, für einen Rock oder Bluse zwei, für eine lange Hose oder eine Jacke drei und für exklusive Kleidung vier Coins. Mit diesen Papptalern kann sich der Bringer mit Kleidung der anderen Kleidertauscher eindecken.

Die Idee stammt von der Gröbenzeller Grünen Jugend. Philipp Messner ist als einer der Ideengeber auch in Gernlinden noch dabei, das Amt des Sprechers der Grünen Kreisjugend hat er an Rebecca Sowade und Manuel Eberhardt, beide auch aus Gröbenzell, abgegeben. Die ersten drei Kleidertauschaktionen hatten dann auch in Gröbenzell stattgefunden. Mit der vierten Veranstaltung ist man bewusst nach Gernlinden mehr in die Mitte des Landkreises gegangen. "Was das Angebot angeht, haben wir heute Morgen bei Null angefangen", erzählt Eberhardt. Die nach der vergangenen Aktion vor zwei Jahren noch vorhandenen Textilien hatte die Grüne Jugend zwischenzeitlich an Kleiderkammern für Flüchtlinge weitergereicht. Sofort nach der Öffnung des Saales füllten sich die Tische mit Kleidung aller Art. "Eine Frau hat Kinderkleidung gleich kistenweise vorbeigebracht", berichtet Sowade. Um die Mittagszeit war das Angebot schon etwas ausgedünnt. Sowade ist sicher: "Einige Leute kommen mehrfach vorbei und bringen und nehmen andere Sachen mit."

Kleidertausch hat immense Vorteile vor der Abgabe oder der Spende am Kleidercontainer. Diese Containerkleidung geht an Großhändler, die sie weiterverkaufen. Häufig landen die Stücke als große Kleiderballen in Afrika und überschwemmen dort den Markt. Lokale Produzenten können mit der Billigware aus Europa preislich nicht konkurrieren und müssen aufgeben. Im Gegensatz zum Flohmarkt kommen beim Kleidertausch ständig neue Sachen hinzu. "Ich habe jetzt noch ein Langarm-Shirt und eine Jacke von Gerry Weber gefunden", sagte eine Besucherin zufrieden. "Diese Aktion ist eine prima Idee." Sie war bereits am Morgen da gewesen und hatte Kleidung gebracht. Auch ihr Mann war mit einem Woll- und Kaschmirmantel schon erfolgreich. Coins, die sie übrig hat, können auch im nächsten Jahr wieder eingesetzt werden. "Kommt doch mal nach Germering", hatte eine Besucherin aus der Großen Kreisstadt angeregt. Die Sprecher der Grünen Jugend haben die Anregung gerne aufgenommen. Eine Fortsetzung wird 2017 sicherlich stattfinden.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: