Vielleicht ist es auch Wunschdenken. Doch der Beobachter spürt so etwas wie Aufbruchstimmung beim SV Germering. Das hat es lange nicht gegeben. Überwogen doch viele Jahre lang die Probleme beim zweitgrößten Sportverein der Stadt. Die Zuversicht beim SVG hat auch damit zu tun, dass Christian Gruber, Sportreferent und SPD-Stadtrat, der Delegiertenversammlung die für den Verein positiven Beschlüsse des Gremiums verkünden konnte. Der Kunstrasenplatz wird weitgehend auf Kosten der Stadt saniert und die neuen Toilettenanlagen im Stadion werden mit 80 000 Euro bezuschusst. "Im Herbst soll ein toller Platz da sein", teilte Gruber den Beifall klatschenden Fußballern mit.
Der SVG hatte während der Corona-Zeit auch mit Mitgliederverlusten zu kämpfen. Doch der Rückgang auf 1905 Mitglieder im Jahr 2021 konnte wieder wettgemacht werden - aktuell hat der Verein 2081 Mitglieder. "Wir haben das ganz gut hingebracht", resümierte SVG-Präsident Steffen Jahn zufrieden. Er blickte vor allem nach vorne und verkündete den 40 Delegierten aus 14 Abteilungen, welche Vereinsaktivitäten gerade laufen und welche er mittel- und langfristig ins Auge fasst. Dabei lobte er das Vereinsmarketing und dankte der Fußballabteilung: "Die Stadionbanden sind soll."
Jahn hob auch den Vereinsshop hervor, der für die einzelnen Sportarten spezifische Sportausrüstungen und Vereinskleidung anbietet. "Unleserliche handgeschriebene Anmeldezettel", so Jahn, sollen bei der angestrebten digitalen Mitgliederverwaltung bald der Vergangenheit angehören. "Einloggen und die persönlichen Daten ändern", beschrieb der SVG-Vereinschef die Zukunft.
Flexible Mitgliedschaft
Auch ein neues Mitgliedschaftsmodell stellte Jahn in Aussicht. "Wir brauchen kürzere und flexiblere Mitgliedschaften", propagierte er. Mehr Kursangebote und Familienmodelle sollen kommen. Jahns Ziel ist es auch, "die Jugend mit eigenen Projekten stärker und früher einzubinden." Zumal Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren immerhin einen Anteil von 38 Prozent im Verein hätten.
Der SVG kommt mit relativ wenigen Übungsleitern aus. Nur 21 Frauen und Männer mit bezuschussbarem Übungsleiterschein sind im Verein tätig. Dazu kommen noch 56 Übungsleiter ohne Lizenz, die zusammen fast 7000 Übungsstunden abhalten. In der Tischtennisabteilung fehlt es an Helfern. "Seit einem Jahr finden wir niemanden, der freitags für die Kinder zwei Stunden lang die Halle aufsperrt", erklärte Jahn, der kommissarischer Abteilungsleiter ist, leicht frustriert.
61 000 Euro Überschuss
Finanziell war der SVG nie auf Rosen gebettet. Auch hier hat sich die Lage entspannt. 61 000 Euro Überschuss konnte Vizepräsident Sepp Doll in seinem Kassenbericht für das Jahr 2021 vermelden. "Für Corona war das nicht schlecht", meinte Doll dann auch zufrieden. Natürlich gab es durch Corona und den Wegfall vieler Übungsstunden auch Einsparungen bei den Übungsleiterhonoraren in Höhe von 61 000 Euro. Der Freistaat Bayern hatte zudem bei allen Vereinen die Vereinspauschale verdoppelt. Beim SVG machte dies 19 000 Euro auf der Habenseite aus. Insgesamt erhöhte sich der Kassenbestand, inklusive der Rücklagen, auf stattliche 341 000 Euro.
Dalibor Durbek, langjähriger Volleyball-Abteilungsleiter, musste dann doch noch seinen Unmut über den fehlenden Zusammenhalt im SVG loswerden. Er kritisierte vehement, dass "viel zu wenige Vereinsmitglieder" zum großen Jubiläumsfest der Fußballabteilung Anfang Juli gekommen seien. "Das motiviert mich persönlich nicht", meinte Durbek spürbar verärgert. "Nächstes Jahr beim 55-Jahre-Fest des SVG möchte ich merken, dass ich in einem Verein Mitglied bin und nicht in einem Fitnessstudio", gab er den Anwesenden nachdrücklich mit auf den Weg. Versammlungsleiterin Traude Mandel von der BLSV-Kreisjugendleitung aus Puchheim glättete die Stimmung wieder, lud zu Fortbildungen des BLSV-Kreises ein und bekräftigte nach den positiven Berichten des Präsidiums zuversichtlich: "Ihr dürft weiterarbeiten."