Germering/Starnberg:Michael Kießling vertritt Germering in Berlin

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Michael Kießling von der CSU gewinnt das Direktmandat im Wahlkreis Starnberg-Landsberg. (Foto: Nila Thiel)

Der CSU-Kandidat gewinnt den Wahlkreis Starnberg-Landsberg. Bei den Zweitstimmen verzeichnen seine Partei und die SPD herbe Verluste

Michael Kießling ist zum Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Starnberg-Landsberg-Germering gewählt worden. Der Bürgermeister der Gemeinde Denklingen im Landkreis Landsberg erhielt am Sonntag 42,1 Prozent der Erststimmen. SPD-Konkurrent Christian Winkmeier kam mit 16,7 Prozent auf Platz zwei. In Germering erhielt Kießling 39,7 Prozent der Erststimmen, der Gilchinger Winklmeier kam auf 22,3 Prozent. Die Germeringer CSU-Stadträtin Thuy Tran, die Kießling in der Kür für den Kandidaten der Christsozialen unterlegen war, sagte, sie freue sich für den CSU-Bewerber. Mindestens an 500 Haustüren in Germering habe sie geklingelt, um für Kießling Wahlkampf zu machen. Die Niederlage an der CSU-Basis habe sie "anfangs traurig" gemacht, sei aber längst vergessen.

Anders sieht es mit dem Zweitstimmenergebnis der CSU aus. In Germering kam die bayerische Regierungspartei lediglich auf 36,7 Prozent. Tran bezeichnete das CSU-Ergebnis als "Schock". Ganz anders wurden die Ergebnisse bei den Germeringer Grünen und der FDP aufgenommen. Grünen-Ortsverbandschef Ralph Rückerl freute sich für Beate Walter-Rosenheimer. Sie kommt aus dem Ortsverband und hat den Einzug in den Bundestag wieder geschafft - allerdings im Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau, zu dem Germering einsteilen nicht mehr gehört. Aber auch die 11,7 Prozent Zweitstimmen in Germering machen die Grünen froh. Noch mehr, nämlich 12,4 Prozent, konnten die Liberalen in der Stadt gewinnen. FDP-Stadtrat Peter Klotz sagte, er sei "sehr zufrieden", wenn er für den Wiedereinzug der Partei in den Bundestag auch ein noch besseres Ergebnis erwartet habe.

Insgesamt bietet der Wahlausgang in Germering ein Spiegelbild der Ergebnisse im Freistaat und im ganzen Land. Die Wahlbeteiligung ist kräftig gestiegen im Vergleich zur Wahl 2013. CSU und SPD haben deutlich verloren, die CSU gar etwa zehn Prozent, Grüne, FDP, Linke und AfD haben mindestens deutlich zugelegt (Ergebnisse auf der Seite R 2).

Die Stimmung bei Kießling ist nicht überbordend, angesichts der starken Verluste der CSU und des guten Abschneidens der AfD, als er sich im Landratsamt Starnberg zum Wahlausgang äußert: "Schön ist das nicht", sagt er. Das Ergebnis sei "ein Weckruf für die CSU", die mit ihren Themen offenbar nicht durchgedrungen sei. "Warum, das weiß ich nicht." Ob er sich für eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP begeistern kann, lässt Kießling offen. "Man muss mit jedem reden. Sicher ist nur, dass er mit Bekanntgabe des vorläufigen amtlichen Endergebnisses Bundestagsabgeordneter wird und damit sein Amt als Bürgermeister von Denklingen stante pede aufgeben muss. SPD-Kandidat Christian Winklmeier hat 600 Kilometer Fußmarsch während des Wahlkampfs hinter sich, "am Sonntag die letzten 2,4 zum Wahllokal in Gilching". Er kann die Entscheidung, die große Koalition nicht fortzusetzen, gut nachvollziehen. "Ich habe keinen SPD-ler getroffen, der dafür wäre."

In Feierlaune präsentieren sich die FDP-Vertreter. Direktkandidatin Britta Hundesrügge ist zwar nicht im Landratsamt, sie feiert lieber mit den Liberalen in Berlin. Sigrid Friedl-Lausenmeyer, die ehemalige Kreisvorsitzende, kann dies nachvollziehen. "So oft kann man ja nicht in Berlin feiern." Sie ist einer Jamaika-Koalition nicht abgeneigt. Der Einzug der Liberalen in den Bundestag hebe ihre persönliche Stimmung: "Das hat uns vorher gefehlt hat." Kerstin Täubner-Benicke, Direktkandidatin der Grünen, verweist im Falle einer Jamaika-Koalition "auf die roten Linien, die wir gezogen haben". In den Sondierungsgesprächen seien sicher "ein paar harte Nüsse zu knacken." Glückwünsche bekommt sie per Whatsapp. Der Direktkandidat der Linken, Bernhard Feilzer, ist angesichts von Ergebnissen wie 6,27 Prozent für die Linke in der Stadt Starnberg zufrieden. "Wir Linken sind jetzt auch in der Fläche bekannt."

© SZ vom 25.09.2017 / of, ano - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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