Germering:Sportler sollen nicht mehr warm duschen

Lesezeit: 2 min

Der TSV gibt 55 000 Euro im Jahr für Energie aus. (Foto: Günther Reger)

Der TSV Unterpfaffenhofen-Germering will die Ausgaben für Energie senken. Erste Sparmaßnahmen laufen bereits an, die Wassertemperatur wird gesenkt.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Germering - Die kurzfristigen Appelle des Vorstandes des TSV Unterpfaffenhofen-Germering (TSV UG) an seine etwa 5000 Mitglieder, Energie einzusparen, sind exemplarisch für alle Sportvereine im Landkreis: Licht reduzieren, Heizung herunterdrehen, weniger und kälter duschen. TSV-Chef Walter Müller rechnete den Mitgliedern bei einer eigens einberufenen Videokonferenz vor, dass etwa 200 000 Euro an Mitgliedsbeiträgen am Ende des Jahres im Vergleich zu 2019 in der Kasse fehlen werden. Das hat jedoch weniger mit der aktuellen Energiekrise zu tun, sondern geht auf den Mitgliederverlust von etwa tausend Personen unter Corona zurück.

200 000 Euro weniger klingt dramatisch, ist es jedoch nicht, weil der TSV UG "finanziell immer noch gut dasteht", wie Müller mitteilt. Die Rücklagen des Vereins für das kommende Jahr taxiert er auf immerhin noch 600 000 Euro. Kein anderer Verein im Landkreis kann über so viel liquide Mittel verfügen. Zudem kehren, laut Müller, tendenziell mehr Mitglieder in den Germeringer Verein zurück. Trotzdem läuten er und sein Stellvertreter Willi Embacher die Alarmglocken. 95 Vereinsmitglieder hören zu und reagieren mit Chatbeiträgen auf deren Vorträge, wobei das Thema Energie im Vordergrund steht, zumal das gesamte vereinseigene TSV-Sportzentrum mit Gas beheizt wird. 55 000 Euro würden die jährlichen Gas- und Stromkosten für den Verein betragen, teilte Embacher mit. Erste Einsparmaßnahmen hat er schon veranlasst. Die Beleuchtung in den Sporträumen wurde herunter gedimmt und in den Umkleiden und Duschen wird das Licht jetzt durch Zeitschaltuhren gesteuert. "Nachdem LED verbaut wurde, erwarte ich von gedimmtem Licht keine Ersparnis mehr", hält jemand aus dem Chat, der sich offenbar auskennt, dagegen.

Beim Duschwasser wurde die Vorlauftemperatur reduziert. Neue Duschköpfe sollen den Verbrauch des warmen Wassers senken. "Man sollte auch über Duschmarken nachdenken", schreibt sofort jemand im Chat und eine Mutmaßung folgt: "Einige kommen doch nur zum Duschen ins Sportzentrum, um zu Hause Wasser zu sparen." Diese Diskussion wird dann aber nicht weitergeführt. Mittelfristig und langfristig kommt der Verein, laut Embacher, jedoch an energetischen Baumaßnahmen nicht vorbei. Auch ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage müsse erfolgen. Dazu brauche es möglichst kostengünstige Expertise. "Wir suchen unter den Mitgliedern Fachleute in Sachen energetische Sanierung", richtet Embacher einen Appell nach draußen.

Der Vereinsvorsitzende Walter Müller markiert als finanzielles Ziel die "Schwarze Null" für das kommende Jahr 2023. Dabei müsse man auch die Aufwandsentschädigungen für die 200 Übungsleiter im Verein anheben, die viele Jahre lang nicht abgepasst wurden. Auch hätten die Übungsleiter und Trainer unter Corona auf ihre Honorare verzichtet. Die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages, der seit mehr als 20 Jahren konstant ist, ist für ihn jedoch "nicht der Königsweg". Würde der Verein den Beitrag um fünf Euro pro Monat erhöhen, wären das die 200 000 Euro, die momentan fehlten. "Wir könnten dann aber auch tausend Mitglieder verlieren", gibt Müller zu bedenken. Andere Vereine hätten schlechte Erfahrungen mit Beitragserhöhungen gemacht. Besser wäre es, neue Mitglieder zu gewinnen. "Aber wie?", fragte Müller. "Einfache Lösungen gibt es wohl nicht." In der Chat-Debatte kommen dann doch bemerkenswerte Ideen zusammen. Ein Schreiber meint, man könne doch freiwillig einen höheren Beitrag bezahlen, oder Übungsleiter könnten freiwillig auf das höhere Honorar verzichten. Vereinschef Walter Müller verfolgt eher die Linie, dass Aktionismus fehl am Platz sei. Der Vorstand werde auch weiterhin mit der Stadt Germering sprechen, welche Unterstützung die Kommune leisten könnte. Andere Sportvereine vor Ort würden städtische Sportanlagen nutzen und kämen damit günstiger weg. Auch hofft Müller darauf, dass der Freistaat Bayern, wie schon unter Corona, die Vereinspauschale erneut verdoppeln wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: