Freizeitgelände:Der lange Weg zum Badesee

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Bis auf dem Gelände an der Germeringer Stadtgrenze gebadet werden kann, gibt es noch viel zu tun. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bis die Germeringer an der geplanten Anlage in Freiham schwimmen gehen können, dauert es noch mindestens zwölf Jahre. Noch völlig unklar ist, wo bis dahin die Parkplätze entstehen sollen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Vorfreude der meisten Bewohnerinnen und Bewohner Neugermerings in naher Zukunft ihre Sommertage fußläufig oder per Fahrrad an einem Badesee ganz in der Nähe zu verbringen, hat einen nachhaltigen Dämpfer bekommen. Der Badesee Freiham an der Stadtgrenze zu München wird kommen, doch wird er frühestens in zwölf, eher erst in 14 Jahren, zum Baden einladen. Das wurde jetzt im Stadtentwicklungsausschuss des Germeringer Stadtrates bekannt, als Stefan Diemling, der Geschäftsleiter des Zweckverbandes Freihams, von Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) nach dem Zeitplan gefragt wurde. Zugesagt wurde von Diemling, dass Germering besonders bei den Auswirkungen der Verkehrs- und Parkprobleme mitreden soll.

Angelegt werden soll der Badesee nach einem Beschluss des Münchner Stadtrates vom Juli westlich der Autobahn A 99 zwischen der Bodenseestraße und der Verlängerung des Birnbaumsteigwegs im Norden. Das aktuell bestehende Zementwerk an der A 99 fällt dann weg. Der See, der mit etwa sieben Hektar flächenmäßig etwa doppelt so groß werden soll wie der Germeringer See, grenzt im Westen unmittelbar an die Wohnbebauung der Walkürenstraße an. "Die Menschen werden mit dem Auto kommen", begann OB Haas die Diskussion nach der Vorstellung der Machbarkeitsstudie der Landschaftsarchitektin Irene Ertl und stellte für die Anwohner umgehend die entscheidende Frage: "Wie sieht die Verkehrserschließung aus und welcher Parksuchverkehr ist zu erwarten?"

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Eine befriedigende Antwort konnte der Vertreter des Zweckverbandes Freiham, der zusammen mit der Landeshauptstadt München Eigentümer des Grundstücks ist, noch nicht geben. "Wir stehen in der Planung beim Nullpunkt", versicherte Diemling mehrmals. Die Germeringer Stadträte und die anwesenden Besucher hatten während der Debatte jedoch immer die an die Wand projizierte Grafik aus der Machbarkeitsstudie vor Augen, die den See in voller Größe umrandet mit Liegeflächen zeigte und dort keinen Parkplatz skizzierte. "Vielleicht kann der an der Ecke des jetzigen Zementwerkes entstehen", sprach Diemling dann doch etwas ins Blaue hinein. Natürlich ist der Park&Ride-Parkplatz an der S-Bahnstation Harthaus für Badegäste eine Option. Der ist wochentags von Pendlern vollbesetzt, könnte jedoch an Wochenenden von Badegästen überflutet werden. Auch die angrenzenden Straßen würden natürlich unter dem Parksuchverkehr leiden.

Doch bevor es einen Grundwassersee geben kann, muss der Kies auf dem Areal viele Meter tief ausgebaggert werden. Das allein dauert voraussichtlich zehn Jahre. Dieser Auftrag ist offenbar bereits an eine Firma vergeben worden. Diemling stellte in Aussicht, dass in Teilbereichen bereits früher gebadet werden kann. Der See hätte nicht auf der östlichen Seite der A 99 im geplanten Landschaftspark Freiham angelegt werden können, weil dieser zu klein wäre. Dabei zieht sich der von der Bodenseestraße bis zur S-Bahnstation Aubing und soll flächenmäßig größer werden als der Westpark in München. Neben der ungeklärten Parksituation ist auch der Lärm um den Standort des avisierten Badesee herum ein großes Problem. Der Lärm-Grenzwert von 59 Dezibel ist nur mit massiven Lärmschutzwänden einzuhalten, vor allem an der Bodenseestraße, so die Fachplanerin Ertl. Dazu könnte zur Walkürenstraße hin ein Steilufer entstehen.

Das aktuell noch bestehende Zementwerk soll weichen, möglicherweise könnten dort die nötigen Parkplätze entstehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Spaßbaden hinter Lärmschutzwänden? Dann lieber keinen See, so die Position von grünen Stadträtinnen. Denen liegt das Grundwasser angesichts des Klimawandels am Herzen "Der Grundwasserspiegel sinkt allgemein", meinte Angelika Kropp-Dürr, "haben wir dann am Ende nur eine Pfütze und viele Parkplätze?" Zumal das Grundwasser auch für die zukünftigen vielen Wärmepumpen in Germering gebraucht werden würde. OB Haas erinnerte daran, dass es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Schwankungen beim Grundwasser gegeben habe. Auch Landschaftsarchitektin Ertl hatte bezüglich des Grundwassers für den See für Germering nur Veränderungen "im Zentimeterbereich" errechnet. Sandra Andre (CSU) sah ein Problem mit dem zehnjährigen Kiesabbau hinsichtlich der Verkehrs- und Lärmbelastung.

"Der See ist wichtig für Freiham und Germering", hielt CSU-Stadtrat Johann Pichelmaier dagegen. Die vorgetragenen Bedenken Germerings will Diemling keineswegs ignorieren. Im Gegenteil: "Ich sehe hier eine 50/50 Betroffenheit von München und Germering", teilte er nachdrücklich mit. Entsprechend soll Germering vom Nullpunkt des Verfahrens an beteiligt werden. "Wir werden da ganz eng dranbleiben", versprach auch OB Haas.

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