Germering:Die Gaffer sind weg, die Schäden bleiben

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Zwei Wochen nach der Explosion eines Hauses in Germering liegen die Trümmerteile immer noch im Garten. Die Normalität kehrt nur langsam zurück.

Karl-Wilhelm Götte

Die Szenerie am Ende der Germeringer Frühlingstraße wirkt nach wie vor gespenstisch. Die Trümmer des explodierten Hauses, in dem vor zwei Wochen ein älteres Ehepaar starb, liegen immer noch im Garten herum. Auch der Audi schaut noch aus der eingestürzten Garage hervor. Der zur Bergung der Leichen freigelegte Keller ist wieder mit dem Schutt aufgefüllt, der zwischenzeitlich am Volksfestplatz gelagert worden war.

Nach Ansicht von Anwohnern hat in den Tagen nach der Explosion in der Frühlingstraße ein regelrechter "Katastrophentourismus" Einzug gehalten. Einige machten ihrem Unverständnis darüber auf einem Schild Luft. (Foto: Günther Reger)

Bei den Nachbarn scheint wieder Normalität Einzug gehalten zu haben. Doch reden wollen die meisten nicht. "Wir haben in den ersten Tagen nach dem Unglück schon einigen Katastrophentourismus erlebt", erzählt Elisabeth Stern aus dem Haus gegenüber. "Da war hier kaum ein Durchkommen." Das sei jedoch jetzt vorbei. Der Schrecken der gewaltigen Explosion, die nach den polizeilichen Ermittlungen der Hauseigentümer mit einem Gasgemisch vermutlich absichtlich herbeigeführt hatte, saß ihr noch lange in den Gliedern.

Bei Elisabeth Stern war das Dach durch ein Trümmerteil durchschlagen worden. Repariert wurde es bisher nur provisorisch, weil das Wetter dafür noch nicht passte. Genauso beim Haus gegenüber, in dem ebenfalls ein Loch im Dach zurückblieb. "Acht Dachplatten sind kaputt", berichtet Stern. Ihre Versicherung habe signalisiert, dass sie für den Schaden aufkommen werde.

Auch die anderen Nachbarn hatten zumeist Glasschäden abbekommen. Einiges ist schon erneuert worden, anderes wartet noch auf Reparatur. So waren bei Familie Weiss direkt gegenüber vom Unglückshaus alle Fenster zerborsten. Auch hier zahlt die Versicherung.

Die Schadensabwicklung erfolgt offenbar ohne Probleme, wie auch der Versicherungszweig der Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck auf Nachfrage bestätigte. Die Bank mit ihrem Büro in Germering reguliert zwei Schadensfälle in der Frühlingstraße. Bei einem Haus ist ein Schaden von 20.000 Euro, bei einem anderen einer in Höhe von 15.000 Euro entstanden.

Die beteiligten Feuerwehren haben den Einsatz inzwischen bei Nachbesprechungen mit der Kreisbrandinspektion aufgearbeitet. "Das war der größte Einsatz, den ich bisher mitgemacht habe", sagt Michael Gogl, der seit 15 Jahren Kommandant der Feuerwehr Unterpfaffenhofen ist. Die Auswertung habe ergeben, dass die Zusammenarbeit von Feuerwehren, Polizei, THW, Johannitern und Notärzten vorbildlich geklappt hat.

"Das ist alles professionell gelaufen", bestätigt der Chef der Germeringer Polizeiinspektion, Klaus Frank.

Etwas Mühe hatte die Polizei in Germering, an den Absperrungen die Schaulustigen fernzuhalten. "Da reichte ein Beamter nicht aus", erzählt Frank. Den Journalisten von Presse, Hörfunk und Fernsehen bescheinigte er dagegen "unglaubliche Disziplin". Mit dem anschließenden "Katastrophentourismus" geht der Polizeichef eher gelassen um. "Das wundert mich zwar", sagte er, "aber gehört wohl heute dazu."

© SZ vom 05.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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