Gericht:Nachbarn mit Machete bedroht

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Cannabis löst Psychose aus - 27-Jähriger steht vor Gericht

Von Andreas Salch, München/Fürstenfeldbruck

Die sogenannte "weiche Droge" Cannabis hat Mario M. aus der Bahn geworfen. 2007, im Alter von 15 Jahren, fing der Brucker an, Joints zu rauchen. Manchmal nahm er auch Amphetamine. Aber "hauptsächlich Cannabis", sagte der 27-Jährige am Freitag vor der 1. Strafkammer am Landgericht München II. Die Folgen waren fatal. Mario M. bekam 2012 eine Psychose. Er war überzeugt, "der Teufel" habe seine "Seele gestohlen".

Erst kam er in eine therapeutische Einrichtung, wurde dann mehrmals psychiatrisch in verschiedenen Kliniken behandelt. Hatte sich sein Zustand gebessert, entließ man ihn. Die Medikamente, die er hätte weiterhin nehmen sollte, setzte er jedoch eigenmächtig ab. Laut Ärzten leidet der 27-Jährige an einer schizoaffektiven Störung. Am 1. Mai vergangenen Jahres griff Mario M. seinen Nachbarn in der Marthabräustraße mit einer Machete mit einer 42 Zentimeter langen Klinge an, angeblich um ihn zu töten. Vor der Tat soll er geschrien haben: "I kill you" und "Ich bringe dich um."

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass von dem 27-Jährigen aufgrund seiner Erkrankung "erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind und er deshalb für die Allgemeinheit gefährlich ist." Seit dem Macheten-Angriff ist Mario M. im Isar-Amper-Klinikum in Haar einstweilig untergebracht.

Die Machete habe immer bei ihm mit im Bett gelegen, berichtete der 27-Jährige dem Vorsitzenden der 1. Strafkammer, Richter Thomas Bott, zum Prozessauftakt. Die Waffe habe er sich zugelegt, so M., weil er glaube, dass es zu einem Börsencrash kommen wird, der in einem "Bürgerkrieg" enden werde.

Am 1. Mai 2018 hatte Mario M. seinen Angaben zufolge allerdings Streit mit seinem Nachbar. Deshalb habe er zur Machete gegriffen. Bereits in der Vergangenheit soll es zwischen den beiden immer wieder zu Streitigkeiten gekommen sein - wegen der lauten Musik, die M. in seiner Wohnung laufen ließ. Als sich der 27-Jährige und sein Nachbar am Nachmittag jenes 1. Mai zufällig auf der Straße trafen, soll M. den 41-Jährigen zunächst verbal bedroht haben. Kurz darauf war M. in seine Wohnung gegangen und auf den Balkon gelaufen. Dabei hielt er seine Machete in der Hand und drohte seinem Nachbarn, der noch vor dem Haus stand, ihn zu töten. Anschließend soll M. nach unten gerannt und sofort auf den 41-Jährigen zugestürmt sein, aus kürzester Distanz mit der Machete ausgeholt und in Richtung von dessen Kopf geschlagen haben. Der 41-Jährige konnte dem Hieb jedoch ausweichen. Er hatte sich gerade noch rechtzeitig gebückt.

Bei seiner Vernehmung beteuerte Mario M., er habe den Nachbarn nicht töten, sondern nur "in die Flucht schlagen wollen" - wegen eines "Spruchs." Den soll ihm der 41-Jährige reingedrückt haben, als er, so M., noch auf seinem Balkon stand. Der Nachbar habe gerufen, er sei Metzger und töte jeden Tag Tiere. "Ich habe diesen Spruch nicht verkraftet", erklärte Mario M. den Richtern. "Nur deshalb bin ich raus." Auf die Frage von Richter Thomas Bott, wie er sich seine Zukunft vorstelle, sagte der 27-Jährige, sein Ziel sei ein "veganer" Bauernhof. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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