Gemeinderat Gröbenzell:Die letzte Sitzung

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Mit Claudia O'Hara-Jung und Markus Rainer verlassen zwei engagierte und kompetente Mitglieder den Gemeinderat von Gröbenzell. Beide können ihr Mandat nicht mehr mit ihren anderen Verpflichtungen zu vereinbaren

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Nimmt ein Kommunalpolitiker sein Amt ernst, ist es nicht damit getan, gelegentlich einen Abend bei einer Sitzung zu verbringen und bei Abstimmungen die Hand zu heben. Zur Vorbereitung einer Sitzung sind regelmäßig Berge von Unterlagen zu komplizierten Sachverhalten zu wälzen, der Kontakt zu Wählern ist zu pflegen und mit einem Gemeinderatsmandat ist eine Reihe weiterer Aufgaben und Verpflichtungen verbunden. Ein kommunalpolitisches Mandat ist deshalb oft nur schwer mit dem Berufsleben und familiären Verpflichtungen zu vereinbaren. Das ist der Grund, weshalb in Gröbenzell an diesem Donnerstag gleich zwei Mitglieder des Gemeinderats wohl an ihrer letzten oder vorletzten Sitzung teilnehmen.

Nach Markus Rainer (Grüne) legte nun auch Claudia O'Hara-Jung (UWG) aus beruflichen Gründen ihr Mandat nieder. Beide sind als Rechtsanwälte tätig. In der Sitzung am 6. Oktober sollen die Nachrücker vereidigt werden. Während Rainer offen lässt, ob er sich irgendwann wieder stärker politisch engagieren will - Rainer war 2014 Landratskandidat der Grünen und er managte vor zwei Jahren auch den Bürgermeisterwahlkampf von Daniel Holmer in Gröbenzell -, plant O'Hara-Jung bereits ihr Comeback. Sie sagt "Ich hätte gern weitergemacht" und verweist auf Versuche, sie zum Bleiben zu überreden. Immerhin waren die Bemühungen nicht ganz vergeblich. So verbindet die Rechtsanwältin den Abschied mit der Ankündigung, in vier Jahren wieder für den Gemeinderat zu kandidieren, um dann einer noch stärkeren UWG-Fraktion anzugehören. Da im Jahr 2020 ihre Kinder älter und unabhängiger sind, ist sie überzeugt, dann mehr Zeit für den Gemeinderat erübrigen zu können. Deshalb zieht sich die Gröbenzellerin nicht ganz aus der Kommunalpolitik zurück. So behält sie ihr Vorstandsmandat im Kreisverband der Unabhängigen Bürgervereinigungen (UBV) und sie will die UWG weiter tatkräftig unterstützen.

Claudia O'Hara-Jung scheidet aus dem Gröbenzeller Gemeinderat aus. (Foto: Johannes Simon)

Rainer hatte sein Kreistagsmandat im Sommer niedergelegt. Er gehörte dem Gemeinderat 14 Jahre an und war zuletzt Fraktionsvorsitzender der Grünen. O'Hara-Jung scheidet nach knapp zweieinhalb Jahren aus. Es ist nicht anzunehmen, dass sich Rainer und O'Hara-Jung abgesprochen haben, aber ihre Begründungen ähneln sich bis auf die Wortwahl. Beide haben den Anspruch, gut vorbereitet zu den Sitzungen zu kommen. Sich mit den komplexen Themen und Sachverhalten auseinanderzusetzen, erfordert jedoch mehr Zeit, als Rainer, der im Juli eine Kanzlei gründete, und O'Hara-Jung zurzeit erübrigen können.

Auch die beiden Nachrücker stehen fest. Für O'Hara-Jung verstärkt Claus Donath die UWG-Fraktion. Donath ist Spengler- und Dachdeckermeister. Rainers Mandat übernimmt Christa Spangenberg. Spangenberg kann bereits auf 30 Jahren Mitgliedschaft im Gröbenzeller Gemeinderat zurückblicken. Sie gehörte dem Gremium von 1978 bis 2008 an. Zuerst für die CSU, deren Fraktion sie 1991 wegen Differenzen in Umwelt- und Planungsfragen verließ. Anschließend gründete sie mit der UWG ihre eigene politische Gruppierung, für die sie im Bürgermeisterwahlkampf 1992 gegen den Amtsinhaber Bernd Rieder (CSU) antrat und mit 11,8 Prozent der Stimmen einen Achtungserfolg erzielte.

Als Spangenberg 2008 nicht mehr für den Gemeinderat kandidierte, zog für sie Martin Schäfer für die UWG in das Gremium ein. Schäfer trat quasi ihr Erbe an, aber nicht immer im Sinne von Spangenberg. Dass Spangenberg mit Schäfer nicht immer einer Meinung war, ist kein Geheimnis. Weshalb die 73-Jährige der UWG den Rücken kehrte und bei den Gröbenzeller Grünen eine neue politische Heimat fand. Dies war naheliegend, weil die Gröbenzellerin über einen längeren Zeitraum Vorsitzende beim Kreisverband des Bundes Naturschutz war und engagiert für die Belange der Umwelt im Landkreis eintrat. Auf einer Alaskareise erreichte sie nun die Nachricht, in den Gemeinderat nachzurücken.

Zweiter Bürgermeister Marin Runge (Grüne) spricht von einer Verstärkung seiner Fraktion. Spangenberg sei mit Herzblut dabei und nicht nur in Umwelt- und Naturschutzfragen erfahren und engagiert. Rainer hat in Gröbenzell laut Runge "viel und gut Politik gemacht". UWG-Fraktionssprecherin Marianne Kaunzinger bedauert, dass O'Hara-Jung aufhört. Die Juristin habe sachorientiert gearbeitet und eine andere Sicht der Dinge eingebracht.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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