Gemälde und Zeichnungen:Lebenswerk

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Während die frühen Werke Harbecks vor allem schwarz-weiß sind, hat der Künstler in den vergangenen Jahren eine kräftige Farbigkeit entwickelt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Alois Harbeck zeigt in seinem neuen Kunstraum in Puchheim 200 Arbeiten

Von Florian J. Haamann, Puchheim

Im langen künstlerischen Leben von Alois Harbeck gibt es zwei beherrschende Motive: Bäume und der Maler selbst. Dazwischen allerdings sind immer wieder andere Themen zu finden, Menschen, Architektur und in den vergangenen Jahren immer häufiger Abstraktes. All das lässt sich aktuell in einer Ausstellung in Puchheim entdecken, die den Namen Werkschau wahrlich verdient: An die 200 Gemälde, entstanden in den vergangenen sieben Jahrzehnten präsentiert Harbeck dort, in einem eigens von ihm eingerichteten Kunstraum im Gehöft der Familie in der Allinger Straße 20.

Die ersten gezeigten Zeichnungen stammen aus dem Jahr 1948. Der damals neunjährige Harbeck lässt schon sein außergewöhnliches künstlerisches Talent durchblicken. Eines dieser frühen Bilder zeigt die Steintreppe an einem Haus, ein zweites bereits Bäume, frei stehend, zwei verschlungene Stämme, blätterlose Äste. Schon früh scheint also klar gewesen zu sein, welches Motiv Harbeck sein Leben lang faszinieren wird. Entstanden ist diese Zeichnung, es soll seine erste gewesen sein, während er krank im Bett lag. Eine dritte Zeichnung, ebenfalls von 1948, zeigt eine zerbombte Kirche mit zerstörtem Turm, löchrigem Dach, heruntergefallenen Trümmern. Im Gegensatz zu den beiden anderen friedlichen Zeichnungen sind hier weniger Details zu sehen, das ganze Motiv scheint flüchtiger gezeichnet worden zu sein. Es entfaltet eher eine emotionale als eine künstlerische Wirkung.

Von 1959 bis 1966 hat Harbeck an der Münchner Akademie der Bildenden Künste studiert und an der LMU in Kunstgeschichte promoviert und dann dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter gewirkt. Seine Werke waren bereits in zahlreichen Ausstellungen im Landkreis, in München und international, etwa in Zürich, Athen und New York zu sehen.

Ein ganzer Raum in seiner aktuellen Ausstellung hängt voll mit Selbstporträts, die der 1939 geborene Künstler über die Jahrzehnte gemalt hat. Selten blickt er dabei frontal auf den Betrachter, oft aber verschmitzt oder grinsend und mit neugierigen Augen. Es sind keine Versuche der Selbststilisierung, sondern ehrliche Versuche der Selbsterkundung. Bemerkenswert ist, dass er erst Mitte der Neunzigerjahre begonnen hat, sich selbst zu porträtieren. Erst wenige Jahre zuvor, Ende der Achtziger, hatte er nach einiger Zeit als Kunsthistoriker und Autor wieder mit der Kunst begonnnen.

Einen viel tieferen Blick in das Innere Harbecks geben allerdings seine Baumbilder frei. Er selbst hat einmal erklärt, dass er durch sie menschliche Gefühle ausdrückt. Und nicht nur das. Immer wieder verschmelzen in diesen Bildern menschliche Körper mit Baumstrukturen. Arme und Beine werden zu Ästen, ganze Körper lassen sich in den düsteren Stämmen erkennen, meist sind es Frauenakte. Die Ausstellung zeigt aber auch, dass Harbecks Baumbilder in den vergangenen Jahren bunter und experimenteller geworden sind. Da verwendet er auch mal handgeschöpftes Büttenpapier als Leinwand, etwas, das er früher nicht getan hat, genau wie die Verwendung greller Farben.

Die Ausstellung zeigt auch die aktuellste Entwicklung seines Werkes. Denn mit seinen jüngsten Werken hat er begonnen abstrakt zu malen. Und so ist diese Schau geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie sich ein Künstler über einen so langen Zeitraum immer wieder weiterentwickelt und wie er sich dabei doch treu bleibt. Eine seltene umfassende Erfahrung für alle Kunstinteressierten.

Ausstellung "Tusche trifft Kreide", Kunstraum Harbeck, Allinger Straße 20, Puchheim. Geöffnet ab 29. Juli jeweils sonntags von 14 bis 16 Uhr und mittwochs von 17 bis 19 Uhr.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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