Gartentage:Fürstenfeld blüht auf

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Noch bis einschließlich Pfingstmontag herrscht rund ums Kloster Ausnahmezustand. Das Veranstaltungsforum wird bei den Gartentagen zum üppig wuchernden Paradies. Am ersten Tag werden die schönsten Schaugärten sowie Verkaufsstände prämiert

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Fürstenfeld ist immer schon eine eigene Welt gewesen - herrschaftlich, respekteinflößend, ein bisschen geheimnisvoll. Nun setzen die Gartentage dem die Krone auf: Das Mysterium sprießt und blüht und duftet, und nicht nur die Sonnenblumen strecken die Köpfe gen Himmel. Die Besucher, die bereits am Freitag über das bis zum Barockgarten reichende Areal bummeln, lernen bei hochsommerlichen Temperaturen auch die Qualitäten schattenspendender Stauden und Bäume kennen. Das erste der vielen Highlights, die bis zum Montagabend in Form von Konzerten und Vorträgen folgen, ist am Freitag die Prämierung der jeweils drei besten Schaugärten und Verkaufsstände. Gartentage-Chef Martin Lohde hat für die Jury Franziska Neuner vom Fachmagazin "Garten, Design und Inspiration" sowie Grafikdesigner Jan Lichtenstein gewonnen. Sie haben die Qual der Wahl unter gut 260 Ausstellern. Sie stehen auf blühende Blumen und Kunst im Grünen. Dass sie mit Steingärten eher wenig anfangen kann, wird schnell deutlich.

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(Foto: Günther Reger)

Floristin Jutta Mayr hat den Wettbewerb in der Kategorie Verkaufsstände gewonnen. Sie bietet Zierpflanzen sowie frisches Gemüse an.

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(Foto: Günther Reger)

Gärtner Moritz Fahl ist in der Kategorie Schaugärten ganz vorne gelandet

Erster Platz Schaugärten

Die Firma Burgstaller aus Lauterbach bei Bergkirchen hat die Jury mit ihrer Kombination aus Pflanzen, Holz, Stein und Wasser überzeugt. Und der Schaukelstuhl unterm Sonnenschirm lade zum Verweilen und Genießen ein. Gärtnermeister Moritz Fahl, 28, freut sich riesig, dass er gleich ganz oben aufs Siegertreppchen gekommen ist. Er nutzt die Gartentage immer, um "auch mal was anderes zu probieren" - diesmal etwa die gelochten Metallstufen, die bei Dunkelheit per LED von innen beleuchtet sind. Und dann gibt es da noch das von Stein eingefasste Hochbeet und den Naturstein-Findling im Wasserbecken, den gerade ein paar Besucher unter die Lupe nehmen.

Zweiter Platz Schaugärten

Die Firma Wohlfahrt aus Eichenau präsentiert sich mit einem großen Schaugarten nebst Skulptur. Für die beiden Juroren zeigt dies exemplarisch, wie sich Design und Kunst mit lebenden Pflanzen zu einer Einheit verbinden lässt. Der auf moderne, naturnahe Gartenlandschaften spezialisierte Florian Wohlfahrt, 40, ist seit 18 Jahren Stammgast auf den Gartentagen. Die Skulptur aus Metall dient als Gartenteiler "mit Tiefen und Höhen" auf der neun mal sieben Meter großen Parzelle. Einen weiteren Akzent setzt der mächtige Wassertrog aus Basalt. Eingerahmt wird das Arrangement von Rodgersia sowie Schattenpflanzen wie japanischem Waldgras. Wohlfahrts Auftragsbücher sind voll, die Gartentage nutzt er denn auch mehr, um sich zu zeigen "und meinen Stammkunden Hallo zu sagen".

Dritter Platz Schaugärten

Im Blickpunkt der Firma Green and Design Kröling aus Olching steht der mächtige Rote Ahornbaum. Die Pflanzenvielfalt animiere förmlich dazu, es im eigenen Garten nachzumachen, sagt Neuner. Der Garten- und Landschaftsbauer Oliver Kröling, 42, will dem nicht widersprechen und lacht. Das war die letzten Tage nicht immer so - etwa, als er den 500 Kilo schweren Roten Ahorn gemeinsam mit Helfern aus dem Lastwagen wuchten musste. Aber jetzt ist das ein Blickfang und überschattet förmlich das luftigleichte mediterrane Flair neben den hoch aufschießenden weidenblättrigen Birnen. Die vier Tage Aufbau seien schon stressig gewesen, jetzt aber sei es fast wie Urlaub. Kröling nimmt sich auch noch Zeit, um selbst zu schauen.

Erster Platz Verkaufsstände

Am Stand von Viola steht Floristmeisterin Jutta Mayr inmitten eines essbaren Paradieses. Die üppig drapierten Radieschen, Kohlrabis und gelben Rüben haben die Jury beeindruckt - zum Anbeißen. Und drumherum: Flower Power in Form von Zierpflanzen. "Ein Stand mit Seele", findet Lichtenberg. Die Seele des Stands mit Seele ist Jutta Mayr, 46 (Lieblingsgemüse: Gurken). Sonst besucht die Familie nur Wochenmärkte rund um Friedberg, aber für die Gartentage machen sie eine Ausnahme. Die Eltern bauen das Gemüse an, der Bruder ist Zierpflanzengärtner - "und ich stehe im Laden und binde Sträuße".

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(Foto: Günther Reger)

Ebenfalls auf dem Treppchen: Landschaftsbauer Florian Wohlfahrt aus Eichenau wird Zweiter bei den Schaugärten,...

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(Foto: Günther Reger)

... gefolgt von seinem Kollegen Oliver Kröling aus Olching.

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(Foto: Günther Reger)

Gartenbauingenieur Alexander Frank aus Oberhausen gewinnt in der Kategorie Verkaufsstände die Bronzemedaille,...

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(Foto: Günther Reger)

...noch einen Platz besser schneidet Brigitte Ackermann-Lechner mit ihrem Café Rosenrot aus Mietingen ab

Zweiter Platz Verkaufsstände

Das Café Rosenrot auf der Klosterwiese punktet bei der Jury mit seinem zeitlosen Ambiente. Sonnenschirme und Stühle aus den Sechzigern und Siebzigern. "Sehr originell und liebevoll arrangiert" sei das alles, findet Neuner. Man fühle sich fast in andere Epochen versetzt. Brigitte Ackermann-Lechner serviert gerade Kuchen. Ihre Spezialität ist Rosenblüteneis, alles ist bio und fair gehandelt, "To-go" werden hier Porzellanteller und -tassen entgegengesetzt. Zwei Stunden lang ist sie von Mietingen hergetuckert im Oldtimer-Citroen-HY-Lieferwagen. "Tolle Veranstaltung, tolle Kunden", findet sie und holt sich ein Eis.

Dritter Platz Verkaufsstände

Der Stand von Spatz und Frank liegt im Barockgarten und damit jenseits des größten Trubels. Er wirkt ein bisschen wie eine Oase mit den flachen Holzkisten, aus denen es bunt blüht. Gartenbauingenieur Alexander Frank, 49, wirkt auch selbst wie ein Ruhepol. Er erklärt den Kunden, welche Pflanzen wo und wie gut gedeihen - die Palette reicht vom Thymian für drei Euro bis zum Waldmohn für zwölf Euro. Das Engagement auf den Gartentagen erfordert einen logistischen Spagat: Seine Kollegin ist gleichzeitig bei den Tölzer Rosentagen. Und dann gibt es ja auch noch die Staudengärtnerei in Oberhausen bei Peißenberg.

© SZ vom 08.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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