Fürstenfeldbruck:Zwischen robuster Baumwolle und filigraner Spitze

Lesezeit: 2 min

Keck: Sabine Blank (links) und Sophie Amann kleiden die Puppen in Negligés, Strumpfhalter und Petticoats. (Foto: Günther Reger)

Eine kleine Ausstellung im Fürstenfeldbrucker Rathaus zeigt, wie sich Unterwäsche in den vergangenen 100 Jahren verändert hat

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Praktisch und robust - so musste Unterwäsche zu Beginn des 21. Jahrhunderts sein. Kokette Spitze und fließenden Satin suchte man an Damenunterbekleidung noch vergeblich. Untendrunter befand sich weiße, feste Baumwolle - und davon eine ganze Menge. Erst später, in den Vierziger- und Fünfzigerjahren wurde es unter den Kleidern der Frauen langsam bunter, luftiger und verspielter. Die Brucker Eventagentur Magna Ingredi zeigt anlässlich der Autoschau und Modenacht, eine kleine Ausstellung ebenjener nostalgischen Unterwäsche - von der Weißwäsche der frühen Zwanzigerjahre bis hin zu den bonbonfarbenen Spitzen- und Tüllensembles der Sechzigerjahre.

Dekorateurin Ute-Sabine Blank setzt die Wäschestücke in Szene. "Die Weißwäsche ist eine Leihgabe der Unterwäschefirma Mey", erklärt sie. Die Stücke selbst stammen jedoch nicht von der Firma, die erst 1928 als Lohnwirkerei entstanden war, sondern entstammen lediglich deren Sammlung.

Die bunten Originalteile aus den Jahren 1940 bis 1970 habe man über einen Kostümverleih aufgetrieben. Mit ihnen wollte man die Entwicklung der Damenwäsche in den vergangenen 100 Jahren für die Besucher veranschaulichen. Und tatsächlich hat sich da viel verändert. Mike Trommer, Geschäftsführer von Magna Ingredi, erklärt, die bunte Wäsche habe sich mit dem Aufkommen der Waschmaschinen etabliert. Zuvor stand Funktionalität im Vordergrund. Die Weißwäsche wurde per Kochwäsche gereinigt. "Hätte man den Stoff gefärbt, die Farben hätten nicht lange gehalten", sagt Trommer.

Nicht nur die Farben sind andere geworden, auch die Materialien haben sich verändert. Die einhundert Jahre alte Weißwäsche bestand aus Baumwolle und war an den Säumen oder am Dekolleté mit meist dezenter Lochstickerei verziert. Die Praktikabilität stand deutlich im Vordergrund, was die Beinkleider von damals beweisen. Die Teile, die im Volksmund den unschönen Namen Brunzhosen trugen, waren weit geschnitten und im Schritt geöffnet um den Toilettengang zu erleichtern.

Die bunten Teile der späteren Jahre hingegen bestehen, je jünger sie sind, aus weniger und vor allem leichterem Stoff. Spitze, Tüll, Satin und Nylon dominieren und die Stücke sind wesentlich auffälliger gestaltet als ihre antiken Vorgänger. Die Spitze ist verschwenderisch, Bordüren und Volants sind bauschig und wuchtig- nicht zuletzt wenn es um das modische Unikum der Fünfzigerjahre geht: den Petticoat. Unterwäsche ist jetzt nicht mehr nur rein funktional, sondern mit Voranschreiten der Jahre immer mehr Ausdruck eines sich verändernden Frauenbilds. Sie verhüllt nicht mehr die weiblichen Blöße, sie setzt sie in Szene und soll, je jünger sie wird, vor allem eines - Spaß machen.

Die Ausstellung "Nostalgische Unterwäsche - Was trugen Oma und Opa früher" kann am Samstag, 4. Juni, von 12 bis 22 Uhr und am Sonntag, 5. Juni, von 11 bis 17 Uhr im Fürstenfeldbrucker Rathaus besichtigt werden.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: