Fürstenfeldbruck:Zug um Zug

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In echten Zügen können sich Groß und Klein im Museum auf eine Reise in die Geschichte der Waldbahn machen. (Foto: Günther Reger)

Saisoneröffnung des Feld- und Modellbahnmuseums

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wie bekommt man Kinder und Jugendliche dazu, ins Museum zu gehen? Und wie interessiert man die jungen Leute dafür, sich eine Museumsidee zu eigen zu machen und selbst Teil der Bewahrer zu werden? Beim Modelleisenbahnclub Fürstenfeldbruck (MEC) und der Interessengemeinschaft Deutsche Feld- und Waldbahnen (IGDFWB) sind diese Fragen bereits beantwortet, seit sich eine Jugendgruppe gebildet hat. Auf dem Gelände des kleinen Privatmuseums am Bahnhof Fürstenfeldbruck dürfen sie mit Dingen umgehen, ja auch spielen, die nicht die durchdigitalisierte Welt, in der sie sonst leben, widerspiegeln. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die sich die Vereinsmitglieder um Heinz-Dietmar Ebert, seinen Sohn und seinen Enkel gestellt haben, und zumindest derzeit sehen sie sie als gelungen an. Vordergründig zeigt sich das kleine Museum als ein Ort kultureller Bildung, aber es geht dem Verein schon auch darum, einen Generationsübergang bei den Mitgliedern sicherzustellen.

Seit dem 1. Mai hat das Feldbahnmuseum wieder geöffnet, aber nicht ständig, sondern regelmäßig nur Freitagnachmittag, wenn die Modellbauer und die Feldbahner sich dort treffen. Nach dem völlig verregneten Auftakt folgen heuer noch zwei sogenannte Fahrtage, im Juli und Oktober, die ausschließlich Themen aus dem Feldbahnbereich gewidmet sind. So wird zum ersten Mal die Geschichte der Torfbahn beleuchtet, ein in Oberbayern nicht unübliches Transportmittel, um aus den Torfstichen den als Brennmaterial verwendeten Torf abzutransportieren.

Ob beim Gut Karlshof im Norden Münchens oder in Rottau im Chiemgau - Feldbahnen mit ihren schnell verlegten, schmalspurigen Gleisen, wurden immer dort eingesetzt, wo aus für andere Fahrzeuge kaum zugänglichem Gebiet etwas hin- und wegtransportiert werden musste. Torf aus dem Dachauer Moos - das eine Ausdehnung vom Germeringer Stadtrand über Bruck, Dachau bis nach Freising hat - wurde im 19. Jahrhundert unter anderem für Dampfloks verwendet, die zwischen München und Augsburg Personen und Güter beförderten. In Fürstenfeldbruck hat das Museum heuer schon echten Brenntorf bekommen, allerdings aus Norddeutschland, weil in Bayern der Abbau eingestellt wurde.

Nun hat die Beschäftigung mit der Geschichte wie mit der Technik durchaus museumspädagogischen Wert, aber Ebert und seinem Verein geht es um mehr. Weil junge Menschen bei den Instandhaltungsarbeiten eingebunden sind und nicht nur einfach danebenstehen, wenn andere Motoren zerlegen oder mechanische Teile warten, kommen sie mit Technik buchstäblich in Berührung. Mechanische Vorgänge werden sicht- und nachvollziehbar, letztlich ist es auch learning by doing, was die Arbeit für die Jugendlichen faszinierend macht. Ebert sagt, die Arbeit im Verein sei für die Schüler ein "Sprungbrett für die Ausbildung". Denn mehr noch als technisches Verständnis lernten sie Sozialkompetenz - eine von Firmen kaum hoch genug einzuschätzende Eigenschaft.

Das Feldbahnmuseum und der Modelleisenbahnclub haben in dieser Saison bis 15. Oktober geöffnet. Freitage sind Arbeitstage für die Vereinsmitglieder, dann sind Besichtigungen von 18 bis 21 Uhr möglich. Eine Führung durch das Gelände ist in der Regel immer möglich, heißt es auf der Homepage des MEC. Freitags ist kein Fahrbetrieb, die Loks und Waggons sind nur am 5. Juli und am 4. Oktober im Einsatz (Einlass jeweils um 10 Uhr). Der Eintritt kostet drei Euro. Internet: www.mec-ffb.de

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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