Fürstenfeldbruck:Zivilcourage lässt sich lernen

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Ein Oberkommissar diskutiert über richtiges Verhalten in Gewaltsituationen

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Ist von Beleidigungen, Schlägen oder Raufereien in der Öffentlichkeit die Rede, wird oftmals die Forderung nach Zivilcourage laut. Weshalb niemand eingegriffen habe, um das Geschehen zu beenden, wird dann meist gefragt. Doch Zivilcourage zu zeigen, ist nicht einfach. Schließlich wird man im Alltag nur sehr selten mit Gewalt konfrontiert. Polizei-Oberkommissar Stephan Dodenhoff diskutiert am Freitag im Gemeindesaal der Gnadenkirche mit den Besuchern des Brucker Männerkreises, wie man sich als Betroffener oder als Zeuge richtig verhält, wenn es dennoch zu einer solchen Konfrontation in der Öffentlichkeit kommt.

Dodenhoff kennt sich in derartigen Situationen aus. Bei der Fürstenfeldbrucker Polizei ist er zuständig für Intensivtäter, also Personen, die immer wieder durch kriminelle Taten auffallen, oft auch durch Körperverletzungen und ähnliche Delikte. Der Umgang mit Gewalttätern ist ihm beruflich bestens vertraut. Deshalb halte er auch Vorträge zu diesem Thema, sagt Dodenhoff.

Die größten Fehler, sagt der Polizist, sind wegzusehen oder sich unnötig in Gefahr zu bringen: "Die Gesellschaft braucht keine Helden." Werde man Zeuge von Gewalttätigkeiten, solle man nicht panisch reagieren, sondern etwas tun. Das kann laut Dodenhoff fast jeder, denn fast jeder hat ein Handy dabei und kann die Polizei anrufen. Wichtig ist zudem, Öffentlichkeit herzustellen. Hat man keine Möglichkeit zu telefonieren, sollte man jemand anderen darum bitten, eine Streife zu alarmieren. Andere kann man auch zu Hilfe rufen, sei es als Zeuge oder Betroffener. Oder man bietet selbst Hilfe an, indem man fragt, ob man die Polizei holen solle. Der Polizist rät überdies, höflich zu bleiben und einen Aggressor nicht unnötig zu provozieren.

Ziel der Vortragsveranstaltung beim Brucker Männerkreis ist es laut Einladung, Kompetenzen für die Bewältigung von Konflikten zu erfahren oder sogar zu erlernen. Dodenhoff empfiehlt dafür, sich im Kopf mit möglichen Szenarien auseinander zu setzen. Wie würde ich reagieren? Diese Frage solle man sich stellen, sagt der Polizist aus Fürstenfeldbruck, und sich überlegen, wie man handeln würde, werde man beispielsweise Zeuge einer Rauferei von Betrunkenen oder einer Pöbelattacke auf einen Fahrgast in der S-Bahn.

"Männer und Konflikte?" Diskussionsabend des Brucker Männerkreises, Freitag, 3. Februar, Gnadenkirche, Eingang Ettenhofer Straße, 18.30 Uhr.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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