Fürstenfeldbruck:Zahl der Flüchtlinge verdoppelt sich

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Nach jüngsten Prognosen muss der Landkreis in diesem Jahr 3000 Asylbewerber unterbringen, 1000 mehr als erwartet. Doch die Unterkünfte dafür fehlen und auch Ideen für schnelle Lösungen

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Die Zahl der Flüchtlinge, die übers Meer nach Europa kommen wollen, nimmt zu und so wird es auch mit der Zahl der Asylbewerber sein, die der Landkreis Fürstenfeldbruck aufnehmen muss. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat seine Prognosen korrigiert. 3000 Menschen sollen 2015 im Landkreis Platz finden. Damit würde sich die Anzahl auf mehr als das Doppelte des bisherigen Stands erhöhen. Momentan leben etwa 1300 Flüchtlinge im Kreis. Für 2015 war das BAMF ursprünglich von 2000 Personen ausgegangen, die von den Kommunen beherbergt werden sollten.

Die zur Verfügung stehenden Unterkünfte reichen für die Neuankömmlinge bei Weitem nicht aus. "Wir suchen noch Plätze für 1000 Leute", erklärte Landrat Thomas Karmasin (CSU) bei der Kreisversammlung der Mittelstands-Union am Montagabend. Am Mittwoch will er die Bürgermeister der Landkreisgemeinden über die Entwicklung informieren. Der Landrat geht davon aus, dass auch die neue Prognose zu niedrig angesetzt ist. "Wenn es so weiter geht, werden auch 3000 Plätze nicht reichen." In der Vergangenheit sei die Zahl der Neuankömmlinge vom BAMF stets unterschätzt worden.

Eine Lösung für das Problem fehlender Unterkünfte hat Karmasin nicht. Das Landratsamt suche permanent nach neuen Möglichkeiten, die Flüchtlinge unterzubringen, sagte er. Die Behörde hat dafür eigens Mitarbeiter eingestellt, die sich um die Akquise der Unterkünfte kümmern. Die Mitarbeiter halten sowohl nach Gebäuden als auch nach freien Grundstücken Ausschau, auf denen neue Unterkünfte errichtet werden könnten. Viele Möglichkeiten aber zerschlagen sich wieder. Das war etwa beim Squashpalast in Fürstenfeldbruck der Fall.

Zwar ist die Behörde bei ihrer Suche auch regelmäßig erfolgreich. Dennoch befürchtet Karmasin, dass der Kreis schon in wenigen Monaten mit dem Zustrom nicht mehr Schritt halten kann. "Spätestens im August oder September könnten alle Freiplätze belegt sein", sagte der Landrat der SZ. Bislang werden Asylbewerber dem Landkreis erst dann zugewiesen, wenn eine Unterkunft bezugsfertig ist.

Im Winter war die Turnhalle des Olchinger Gymnasiums in den Notfallplan der Regierung von Oberbayern aufgenommen worden. Auch darauf zurückzugreifen sei theoretisch denkbar, so Karmasin, der diese Lösung aber für wenig praktikabel hält. Statt dessen sucht die Verwaltung weiterhin nach dauerhaften Lösungen. Im Blickfeld stehen Unterbringungsmöglichkeiten für 70 bis 100 Personen. In Puchheim entsteht eine Unterkunft für 150 Flüchtlinge, die vom Landkreis finanziert wird. Noch größere Unterkünfte hält Karmasin für eigentlich ungeeignet. Viele freie Gebäude oder Grundstücke kommen für größere Unterkünfte jedoch ohnehin nicht in Frage.

"Irgendwann wird es schwierig", warnte der Landrat. Der Kreis könne vielleicht auch 3500 Menschen aufnehmen, doch die Kapazitäten würden knapper. Deswegen fordert Karmasin, die EU müsse den Flüchtlingsstrom eindämmen. Andernfalls sei der für die Landkreise nicht mehr tragbar. Das Asylverfahren müsse jenseits des Mittelmeers abgewickelt werden. Dann würden nur Flüchtlinge nach Europa kommen können, die auch den Anspruch hätten, bleiben zu dürfen.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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