Fürstenfeldbruck:Wunderbare Chorpracht

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Lang anhaltender Beifall belohnt die Chorsänger und Musiker des Bachorchesters. (Foto: Günther Reger)

Bach-Chor und -Orchester begeistern in der Klosterkirche

Das Konzert von Bach-Chor und Bach-Orchester am Sonntag in der voll besetzten Klosterkirche stand unter dem Motto "Trost und Zuversicht". Den Tod assoziieren die Menschen mit der dunklen Jahreszeit, insbesondere mit dem November. Der Tod aber ist an der Mitte des Jahres und dem höchsten Sonnenstand ebenso präsent. Insofern ist es zwar ungewöhnlich, ein Requiem im Juli aufzuführen, aber dennoch angemessen. Auf dem Programm stand neben dem "Deutschen Requiem" von Johannes Brahms die Vertonung des 42. Psalms "Wie der Hirsch schreit" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Beide Werke atmen einen tiefen Glauben.

Vergleicht man die Werke in ihrem Gottesbezug, hat man bei Mendelssohn den Eindruck, dass der heitere und lichte Charakter den Hörer in himmlische Sphären versetzt, während bei Brahms eher der Blick von der Erde nach oben und damit die Hoffnung auf den Himmel erfahrbar wird. Unter der Leitung von Gerd Guglhör musizierten neben Bach-Chor und Bach-Orchester die Solisten Heidi Elisabeth Meier (Sopran) und Matthias Winckhler (Bariton). Der Chor des Eröffnungsstücks setzte sich in Mendelssohns Psalmvertonung "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" quasi auf den fließenden Wohlklang im Orchester. Die imitatorischen Passagen verbanden sich zu großen Legatobögen. In den homophonen Teilen entwickelte sich eine wunderbare Chorpracht, die umhüllt wurde von der Akustik des Kirchenraums. Auf diese Weise waren die Zuhörer quasi in den klanglichen Sog mitgenommen.

In der folgenden Arie "Meine Seele dürstet nach Gott" korrespondierte die Oboe mit dem Sopran, wobei das zarte Vibrato der Sängerin den Klang nicht nur veredelte, sondern auch wie mit einer zarten Schicht überzuckerte. Standfestigkeit hatte der Beginn im Männerchor in "Was betrübst du dich, meine Seele", was die zentrale Aussage "Harre auf Gott!" besonders eindringlich werden ließ. Nach der Erwiderung des Frauenchors kulminierte der Klang in großer klanglicher Geste durch die hymnische Zusammenführung beider Chorhälften in der großen Zuversicht auf Gott. Dieser repräsentative Gesamtklang wurde in hoher Spannkraft dann noch einmal im Schlusschor aufgegriffen.

Mit dem Eingangschor "Selig sind, die da Leid tragen" des Brahms-Requiems kehrte der Zuhörer aus Mendelssohns Himmel auf die Erde zurück. Aus dem tiefen Register des Orchesters ergab sich ein dunkler, immer wieder auch erdiger Klangeindruck, der sein Pendant aus der warm timbrierten Oberstimme bezog. Im wirklich leisen Piano des Choreinsatzes ergab sich eine beseelte Transparenz des Klangs in großer Innigkeit. Demut legte die Interpretation des Bariton-Solos "Herr, lehre doch mich" nahe, weil Matthias Winckhler mit zwar vollem und gut ausgeglichenem, aber doch schlankem Stimmklang diesen Ansatz verfolgte. Das Orchester federte den Klang durch ein weiches und zurückhaltendes Fundament nach unten ab.

Die große Sopranarie "Ihr habt nun Traurigkeit" war vom musikalischen Charakter her eine Umarmung des Gegenüber. Heidi Elisabeth Meier verfügt über eine große, sehr gut ausgeglichene Stimme, die sowohl im Dialog mit den Orchesterstimmen, als auch als Krönung des Gesamtklangs mit dem Chor eine äußerst beeindruckende Wirkung entfaltete.

Großer und lang anhaltender Beifall belohnte alle Beteiligten. Gerd Guglhör war es gelungen, technisch anspruchsvolle und musikalisch ausgefeilte Interpretationen zu erarbeiten. Selbst der Himmel war zu Tränen gerührt, die sich zu einem mächtigen Regenguss vereinten. KLAUS MOHR

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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