Fürstenfeldbruck:Winterpause fürs Lichtspielhaus

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Die künftige Kleinkunstbühne ist längst ein Fall für den Stadtjuristen Kieser (rechts) geworden. Links: Hochbau-Experte Lichtenberg, Mitte: OB Pleil. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Von November an wird das Kino saniert. Der Streit mit der Architektin dauert an

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Förderverein Lichtspielhaus soll die Federführung bei der Organisation des ehemaligen Kinos an der Maisacher Straße übernehmen. Das hat Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) nun deutlich gemacht. Vorangegangen war dem Bekenntnis die Kritik unter anderem des Fördervereinsvorsitzenden Thomas Lutzeier wegen fehlender Klarheit und mangelnder Information. Der Förderverein zählt mittlerweile mehr als hundert Mitglieder, darunter auch der stellvertretende Vorsitzende Stefan Döpke, der über viel Erfahrung mit kleinen Programmkinos verfügt und bis 2012 das Filmcasino Gauting betrieben hat. "Der hat Ahnung von der Materie", räumt Pleil ein. Der OB war in die Kritik geraten, weil er sich die Entscheidung, wer die Organisation in dem unter Denkmalschutz gestellten Haus übernehmen soll, lange offengelassen hatte und auch dem Brucker Brettl angeblich eine zentrale Rolle zugedacht hatte. Hinter den Kulissen gab es vereinzelt Klagen über eine angebliche "Spezlwirtschaft", ist die Vorsitzende des Brucker Brettls doch die Frau eines BBV-Stadtrats. Mitglieder des Fördervereins nahmen die Worte Pleils nun freudig zur Kenntnis, ebenso wie die Ankündigung, die für den August geplanten Veranstaltungen - ein Westernabend, ein Fest für türkische Mitbürger und möglicherweise auch ein Filmflohmarkt - könnten stattfinden.

Voraussichtlich von November bis zum Frühjahr wird das 1930 vom Architekten Adolf Voll konzipierte Gebäude, das die Stadt Anfang des Jahres für etwa 800 000 Euro erworben hat, für die Sanierung geschlossen. Welche Arbeiten erforderlich sind, darüber ist ein heftiger Streit entbrannt. Klaus Pleil will das für den Umbau vorgesehene Budget von 400 000 Euro auf keinen Fall überziehen und pocht auf eine "kleine Lösung", auf die Eigeninitiative der Vereine und auf die Hilfe der städtischen Bauabteilung. Bei einem Gespräch im Rathaus wurde nun deutlich, dass eine Mehrheit des Fördervereins das ähnlich sehen dürfte. Thematisiert wurden Bestuhlung, Einbau einer Bühne, Erhalt von Theke und Foyer, flexibel einsetzbare Kinoleinwand sowie der Plan, Teile des Kellers als Aufenthaltsraum für Künstler zu nutzen.

Weiterhin unklar ist, ob die Stadt das Vertragsverhältnis zur Münchner Kinoplanerin Anne Batisweiler löst. Diese wehrt sich vehement gegen Vorwürfe, sie wolle eine "Luxussanierung" fürs Lichtspielhaus. Das, so Batisweiler, sei völlig aus der Luft gegriffen. Die Stadt scheut aber offenbar den Schritt einer Kündigung, weil sie dann für die geleistete Arbeit auch in vollem Umfang bezahlen müsste. Batisweiler, die nach eigenen Angaben bereits eine dreistellige Zahl von Stunden in das Projekt investiert hat, lieferte ihr Konzept mittlerweile im Rathaus ab. Das hält sich an den Kostenrahmen, macht aber auch deutlich, dass dieser wohl überschritten wird, wenn alle Gesetze und Vorschriften eingehalten werden sollen.

Die renommierte Architektin hält an ihren Vorwürfen fest: Entgegen der Absprache habe die Stadt ihr keine Voruntersuchungen über den Zustand des Gebäudes oder mögliche Betreiberkonzepte geliefert. Zudem sei sie von anderen Fachplanern aus den Bereichen Statik, Brandschutz und Sicherheitstechnik abgeschnitten worden. Batisweiler besteht auf eine fundierte Arbeit, weil sie etwa im Fall späterer Unfälle in die Haftung genommen werden kann und zudem einen guten Ruf in der Branche zu verlieren hat. Im Gegensatz zur Stadt hegt sie Zweifel an der Standsicherheit des Hauses und hält das Maß, in dem die Decke des Kinosaals durchhängt, für sicherheitsrelevant. Werde jetzt an der falschen Stelle gespart, warnt Anne Batisweiler, dann werde man das in den kommenden Jahren mit hohen Heizkosten und Reparaturen bezahlen.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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