Fürstenfeldbruck:Wiederaufforstung zwischen den Gräbern

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Pflanzaktion auf dem Gottesacker: Die Baumspender sind auf dem Brucker Waldfriedhof am Werk. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Borkenkäfer hat den Fürstenfeldbrucker Waldfriedhof stark ausgelichtet. Nun wurden sechs neue Bäume gepflanzt, gespendet von Bürgern

Von Kristina Kobl, Fürstenfeldbruck

Leandro holt mit dem Spaten aus, gräbt in den Boden, schaufelt Erde auf den Ansatz des Spitzahorns, der da aus dem Loch ragt und dessen Leben auf dem Waldfriedhof in diesem Moment beginnt. Mit fünf anderen Spatenträgern gibt er gewissermaßen den Startschuss für die Baumpflanzaktion. Der Zehnjährige ist einer von 14 Spendern für die Neubepflanzung des Brucker Waldfriedhofs, beziehungsweise seine Mutter Angelika Brunn: Sie spendete 300 Euro in seinem Namen. Damit konnten gleich drei Bäume bezahlt werden - die beiden sind damit die großzügigsten Sponsoren. Dafür hat Angelika Brunn ein besonderes Motiv: "Leandros Großeltern sind gestorben und liegen hier auf dem Friedhof. Die Oma 2015, der Opa 2017. Da dachten wir uns, 2019 sollte wieder etwas Schönes sein." Leandro erinnert sich noch gut daran: "Als die Beiden gestorben sind, war der Friedhof noch ein richtiger Wald."

Dann kam der Borkenkäfer: Von 2017 bis 2018 waren viele Bäume auf dem Waldfriedhof befallen und mussten abgeholzt werden. Die Brucker Bürger waren deshalb in den vergangenen Monaten dazu aufgerufen worden, für die Neubepflanzung des Friedhofs zu spenden. Bislang haben 14 Spender insgesamt 1600 Euro beigesteuert. Am Montag wurden die Geldspenden in Form von sechs Bäumen auf dem Friedhof eingesetzt. Neben Eiche, Spitzahorn, Winterhude und Ulme setzte Oberbürgermeister Erich Raff einen von ihm gespendeten Mammutbaum ein. Der stehe für Langlebigkeit und Größe. Einen halben Meter wächst er pro Jahr.

Eine weitere Spenderin ist Helga Seemüller. Auch sie hat einen besonderen Bezug zum Waldfriedhof: "Meine Eltern und mein Mann liegen auf dem Friedhof und ich wohne gleich daneben. Es liegt mir am Herzen, dass der Friedhof wieder schöner wird." Das sollte im Sinne aller Fürstenfeldbrucker sein, findet sie: "Wenn alle ein bisschen etwas tun, kommt viel zusammen." Unterstützt wurde die Aktion vom Seniorenbeirat. Renate Stoecker hat viele Spender motiviert. Und das obwohl sie den Waldfriedhof auch mit weniger Bäumen schön fand - weil mehr Licht durchkam. "Aber zu einem Friedhof gehören eben Bäume." So dicht bepflanzt wie früher einmal, soll er zwar nicht mehr werden. Doch nach und nach sollen mehr Bäume gepflanzt werden - vorrangig Laubbäume. Die passen laut Raff besser in den Park als die früheren Tannen und sorgen für eine schöne Atmosphäre.

Angelika Brunn möchte ihrem Sohn durch die Baumpflanzaktion ein Gefühl für Nachhaltigkeit vermitteln. Der Klimaschutz ist in aller Munde, über die Umwelt geredet wird viel. Brunn zeigt hingegen echtes Engagement: "Klimaschutz ist so ein abgedroschener Begriff geworden. Durch das Pflanzen der eigenen Bäume wird das Ganze konkreter." Man müsse sich um die Natur kümmern und das auch den Kindern weitergeben. Leandro macht jedenfalls einen stolzen Eindruck. Seine Bäume geben dem Friedhof ein Stück Wald zurück.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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