Fürstenfeldbruck:Widerstand gegen "Deckel"

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Viscardi will weiterhin keine Grundschüler abweisen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bei einem Krisengespräch im Landratsamt am Montag hat es keinen Durchbruch gegeben: Die Schulleiter von Viscardi und Rasso suchten dabei gemeinsam mit Landrat Thomas Karmasin, dem Landkreis-Schulexperten Günter Sigl sowie dem Ministerialbeauftragten Stephan Zahlhaas nach Möglichkeiten, den Zustrom ans Viscardi in Richtung Rasso "umzuleiten". Das Viscardi hatte vor dem diesjährigen Abitur mit etwa 1260 Schülern gut hundert mehr als das Graf-Rasso. Würde sich die Entwicklung der Einschreibezahlen fortsetzen, würde dies einerseits zu großer Raumnot und andererseits zu leeren Klassenzimmern führen. Viscardi-Schulleiter Walter Zellmeier lehnt es dennoch ab, neue Schüler abzuweisen und ihnen das Rasso nahezulegen.

Eine "Zuweisung" an ein bestimmtes Gymnasium ist einer Sprecherin des Kultusministeriums zufolge ohnehin nicht zulässig. Eine Schule kann zwar die Aufnahme wegen Überfüllung verweigern. Schüler oder Eltern haben dann aber freie Auswahl und können sich auch für Gymnasien in anderen Orten entscheiden.

In dem Gespräch am Montag bestätigte Zahlhaas SZ-Informationen zufolge die Auffassung Zellmeiers, derzufolge einem Schulleiter weder vom zuständigen Landkreis noch vom Ministerium ein "Deckel" der Schülerzahl verordnet werden darf. Er darf selbst entscheiden, wann die Grenze der Aufnahmemöglichkeit erreicht ist. Zellmeier macht keinen Hehl daraus, dass er den Zustrom an seine Schule auch als Bestätigung für sich und sein Kollegium wertet. "Wir wollen aber auch keine Mammutschule", räumt er auf Nachfrage der SZ ein. Wo genau die Grenze bei den Schülern liegen könnte, lässt er offen. Wird das Viscardi aber nicht, wie eigentlich geplant, erweitert, dann könnte schnell Schluss sein. Eine Mehrheit im Kreiskulturausschuss hatte jüngst dafür votiert, den bereits genehmigten zweistöckigen Pavillon erst einmal auf Eis zu legen. Dieser könnte acht weitere Klassenzimmer aufnehmen. "Und wir brauchen den schon dringend", sagt Zellmeier. Auch deshalb wird am Viscardi gemunkelt, der Landkreis könne versuchen, durch die Verweigerung des Erweiterungsbaus sowie zusätzlicher Fachräume quasi durchs Hintertürchen eben jenen Deckel doch noch durchzusetzen - ohne Platz keine zusätzlichen Schüler. In den nächsten Jahren drücken ohnehin die sechs- und teils siebenzügigen Jahrgangsstufen nach oben, wodurch die Gesamtzahl der Viscardischüler steigt. Ohne Pavillon müsste die Schulleitung irgendwann ganz drastisch die Zugangszahlen beschränken, das räumt auch Zellmeier ein.

Die Kreisräte sehen die unterschiedliche Entwicklung an den beiden Brucker Gymnasien in der Tat mit Sorge. Schließlich muss der Landkreis bezahlen. Leer stehende Räume hier und teure Anbauten dort - das will auch Thomas Karmasin nicht. Nachdem die Meinungen über konkrete Maßnahmen zum Ausgleich zwischen den beiden Gymnasien auseinandergingen und auch am Montag kein Limit definiert wurde, hofft der Landrat, dass sich vom übernächsten Schuljahr an auch ohne steuernde Eingriffe die Zugangszahlen zu den beiden Gymnasien wieder annähern. Er setzt auf "Pull-Faktoren" des Graf-Rasso-Gymnasiums, also darauf, dass es der Schule gelingt, Schüler und Eltern mit ihren Angeboten zu überzeugen. Und der Pavillon fürs Viscardi? Der sei nicht vom Tisch, sondern lediglich "in der Schwebe", so Karmasin.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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