Fürstenfeldbruck:Widerstand formiert sich

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Stadtmarketing-Gruppe startet Unterschriftenaktion gegen die Bebauung des Viehmarktplatzes durch einen Investor.

Peter Bierl

Was die Bebauung des Viehmarktplatzes in Fürstenfeldbruck angeht, steht Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) unter Druck. Über 60 Geschäftsleute haben schriftlich ihre Bedenken angemeldet. Sie fürchten um die öffentlichen Parkplätze und den Lieferverkehr und verlangen eine Untersuchung über die Effekte des Einkaufszentrums auf dem Uhlgrundstück auf die Geschäfte in der Innenstadt. Kellerer ist dagegen überzeugt, dass die Betriebe von einem Einkaufsmagneten auf dem Viehmarktplatz profitieren würden.

Auf dem nördlichen Viehmarktplatz soll ein privater Investor ein Gebäude mit 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Elektro- und Textilwaren sowie 20 Wohnungen bauen dürfen. Weil ein Teil der 150Stellplätze auf dem 2800 Quadratmeter großen Areal, das bislang der Stadt gehört, nicht untergebracht werden sollen, würde die Tiefgarage auf der Südseite fortgesetzt, wo dann weitere 25 städtische Parkplätze entstehen sollen. Das Projekt wird im Stadtrat von CSU, FW und SPD unterstützt.

Wie viel Geld die Stadt für das Grundstück bekommt und wie viel sie andererseits für die Tiefgarage ausgeben müsste, verriet Kellerer nicht, weil noch mit dem Investor verhandelt werde. Indirekt bestätigte der OB jedoch den Vorwurf der BBV, die Plakate aufgehängt hat mit dem Satz: "Die Stadt verschenkt den Viehmarktplatz." Kellerer sagte dazu: "Wir haben nie behauptet, ein großes Geschäft zu machen." Das Ziel sei, die Innenstadt durch Einkaufszentren zu beleben, wie es andere Städte auch täten. "Dafür muss ich ein paar Euro in die Hand nehmen und dafür bekommen wir auch Städtebauförderung."

Den Vorschlag der BBV, auf dem Platz allenfalls ein paar Buden aufzustellen, um den Grünen Markt auszuweiten und die Bauernquelle vom Kloster dorthin zu verlegen, hält der OB für völlig falsch, ebenso die Bedenken wegen der Parkplätze. "Am Uhlgrundstück gibt es Parkplätze und auf dem Viehmarktplatz werden 175 entstehen. Statt immer zu jammern sollten die Geschäftsleute mal den Kunden sagen, wo die Parkplätze sind", sagte Kellerer. Die geplante Tiefgarage werde aus Gründen des Lärmschutzes wohl um 22 Uhr geschlossen. Kellerer will aber mit dem Investor verhandeln, dass die Garage am Donnerstag zum Grünen Markt bereits um 7Uhr geöffnet wird.

Die Unterschriftenaktion der Stadtmarketing-Gruppe des Gewerbeverbandes bezeichnete Kellerer als "von einigen Leuten inszeniert". BBV-Stadtrat Klaus Pleil gehört dem Vorstand an. Unterschrieben haben Geschäftsleute am Viehmarktplatz sowie von der Augsburger Straße, vom Leonhardsplatz, aus der Hauptstraße, vom Brunnenhof und aus der Schöngeisinger Straße, darunter das Modehaus Fuchsweber, das Schreibwarengeschäft Wagner, die Marien-Apotheke, Zweirad Fischbeck, Brillen-Wachter, Leder Franzl und Englschalks Schuhfachhaus sowie Kellerers Parteifreund Horst Jirgl vom Wiener Hendlhaus.

Schon bei einer Präsentation des Bauvorhabens äußerten sich etliche Unternehmer kritisch. Ein Teilnehmer sagte, dass doch der Grüne Markt ein Frequenzbringer wäre, aber durch eine Bauphase kaputt gemacht würde. Ein anderer wollte wissen, ob die Stadt vom Erlös aus dem "Verkauf des Tafelsilbers" wenigstens einen Kindergarten oder eine Schule bauen könnte. Ein Unternehmer wollte laut Protokoll wissen, warum "die heutigen kleinen Betriebe, die Gewerbesteuer zahlen, durch diese große Konkurrenz bewusst kaputt gemacht" werden.

"Die Geschäftsleute, die den Blick nach vorne richten, sind froh um die neuen Geschäfte", sagte Kellerer dazu. Der OB ist überzeugt, dass die vorhandenen Geschäfte von einem weiteren Einkaufsmarkt profitieren werden. "Wir brauchen einen vernünftigen Geschäftsmix und ein attraktives Umfeld, und die Brucker Läden sollten sich auf einheitliche Öffnungszeiten einigen. Das bringt Kunden."

© SZ vom 16.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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