Fürstenfeldbruck:Wenn es dem Kiebitz zu feucht wird

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Petra Kotschi (li.) und Pius Keller mit der Gebietsbetreuerin Veronika Pokorny (dritte von li.) und deren Nachfolgerin Friederike Herzog. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Landschaftspflegeverband Fürstenfeldbruck ist für 147 Hektar schützenswerter Flächen im Landkreis zuständig. Dort sollen seltene Arten erhalten werden, Umwelteinflüsse lassen aber so manche Maßnahme scheitern

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wenn es den Wiesenbrütern zu feucht wird, brüten sie nicht mehr. Wenn Kiebitze statt überschaubarer Felder nur Raps und Gerste vorfinden, bauen sie keine Nester mehr. Und wenn Störche die vorbereiteten Nistplätze nicht annehmen, gibt es im Landkreis keinen Storchennachwuchs. Vor diesen Problemen stehen die Mitarbeiter des Landschaftspflegverbandes Fürstenfeldbruck, wenn sie nur einen Blick auf die nicht so erfolgreich verlaufenen Maßnahmen der vergangenen Jahre richten.

Doch der überwiegende Teil der naturschützerischen Aufgaben scheint gelungen zu sein. Deshalb konnten die Geschäftsführerin des Pflegeverbandes, Petra Kotschi, und die Gebietsbetreuerinnen Veronika Pokorny und Friederike Herzog bei der Mitgliederversammlung des Vereins am Montag in Fürstenfeldbruck eine insgesamt positive Bilanz ihrer Arbeit ziehen.

Ob im Ampermoos zwischen Eching und Grafrath, im Ampertal zwischen Schöngeising und Fürstenfeldbruck oder an den verschiedenen Naturdenkmälern, Streuwiesen- und Magerrasenstandorten im Landkreis - der Landschaftspflegeverband ist in den besonders sensiblen Gebieten mit Naturschutz- oder FFH-Status das ganze Jahr über aktiv tätig. So ist in der Zeit, in der die am Montag verabschiedete Veronika Pokorny Gebietsbetreuerin war, unter anderem eine Nistwand für den Eisvogel entstanden. Das hört sich zunächst nach nicht viel an, da aber Eisvögel an den Uferwänden von Bächen und Flüssen kaum mehr Nistmöglichkeiten finden, gehört diese Maßnahme zum Artenerhalt. Genauso, wenn Pokornys Nachfolgerin Friederike Herzog Pflanzen wie Mehlprimeln und Sumpfplatterbsen im Ampertal, wo es viele davon gibt, entnimmt und im Ampermoos wieder einsetzt.

Die umweltschützerischen Aufgaben haben zugenommen. Waren es 2014 noch 43 Einzelmaßnahmen, die von der Geschäftsstelle und der Gebietsbetreuerin zusammen mit weiteren Mitarbeitern verantwortet wurden, so sind es in diesem Jahr schon 49. Mittlerweile ist der Landschaftspflegeverband, in dem unter anderem Gemeinden, Verbände und Privatleute Mitglieder sind, für eine Fläche von 147 Hektar im Landkreis zuständig. Darunter sind die Flächen im Ampermoos, die gemäht werden müssen, aber auch ein aufgelassener Bahndamm in Olching. Während es zum Beispiel im Ampermoos auch darum geht, publikumswirksam die Nistplätze des Großen Brachvogels mit Zäunen vor Fressfeinden zu schützen, können es an anderen Stellen seltene Insekten oder Gräser sein, deren Schutz weniger Aufsehen erregt. In jedem Fall aber soll die Öffentlichkeitsarbeit über diese Naturschutzmaßnahmen erweitert werden. So jedenfalls lautet die Stellenbeschreibung der neuen Gebietsbetreuerin Herzog.

Verbandsvorsitzender Pius Keller, Bürgermeister von Türkenfeld, würdigte die Arbeit der Geschäftsführerin und Gebietsbetreuerinnen. Er bestätigte die Beobachtungen, dass sich zum Beispiel Bodenbrüter wie der Kiebitz nicht mehr überall wohl fühlten. Unter anderem deswegen, weil Wiesen oft zu nass seien. Nur in Gilching, das mit zum Betreuungsgebiet gehört, so Kotschi, habe es junge Kiebitze gegeben, von allen anderen Standorten seien sie verschwunden. "Das ist nicht erfreulich verlaufen", kommentierte Kotschi die Entwicklung seit 2009, als noch 23 Kiebitzpaare außerhalb des Ampermooses gezählt wurden. 2014 waren es nur drei bis vier Paare. Im Ampermoos werde jedes gefundene Nest markiert, der Grundeigentümer informiert und gebeten, bei der Bewirtschaftung der Flächen darauf zu achten. Daran hielten sich die Eigentümer auch, der Vogelbestand sei konstant.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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