Fürstenfeldbruck:Weltmarktführer in der Warteschleife

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Wegen eines Fehlers im Umweltbericht hat sich die Erweiterung der Firma Schleifring verzögert. Am Mittwoch will Bruck nun endgültig den Bebauungsplan beschließen. Der Bund Naturschutz lehnt die damit verbundene Rodung eines Waldstücks weiter ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die im Gewerbegebiet Hasenheide ansässige Maschinenbaufirma Schleifring darf erweitern. Ein städtebaulicher Vertrag wurde bereits im vergangenen Sommer unterzeichnet. An diesem Mittwoch wird der Bauausschuss nun aller Voraussicht nach die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans beschließen, der Stadtrat könnte dann in der Sitzung Ende Januar endgültig die Weichen stellen. In Eigenregie kann der Fachausschuss am Mittwoch den leicht modifizierten Bebauungsplan beschließen.

Es dürfte das Ende eines Verfahrens sein, das sich seit 2013 hinzieht. Ungebrochen ist freilich der Widerstand des Bundes Naturschutz, der sich erneut scharf gegen die erforderliche Rodung von Bäumen und die Flächenversiegelung ausspricht.

Der 1974 gegründete Apparatebauer hatte eine Erweiterung als betriebswirtschaftlich notwendig bezeichnet und zunächst durchblicken lassen, dass auch eine Betriebsverlagerung nicht tabu wäre. Er gehört mit seinen etwa 300 Beschäftigten zu den wichtigsten Arbeitgebern und zu den größten Gewerbesteuerzahlern in der Stadt. Entwickelt und hergestellt werden in der Fürstenfeldbrucker Firmenzentrale sowie in Kaufbeuren, Großbritannien, USA und China vor allem elektrische Schleifringe und kontaktlose sogenannte Drehübertrager, die für die Energie- oder Datenübertragung beispielsweise in der Medizin-, Überwachungs- sowie Wehrtechnik zum Einsatz kommen. Die Firma ist auf ihrem Gebiet Weltmarktführer und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Erst im Juni 2010 waren auf dem fast 11 500 Quadratmeter großen Gelände an der Ecke Hardtanger/Maisacher Straße für zehn Millionen Euro eine 4000 Quadratmeter große Mehrzweckhalle sowie ein Technikgebäude errichtet worden. Geschäftsführer Stephan Bode hatte darin nicht zuletzt ein Bekenntnis zum Standort Fürstenfeldbruck gesehen. Der Maschinenbauer will nun eine weitere Montagehalle mit einem Dreh- und Fräszentrum errichten und hatte sich in Verhandlungen mit der Stadt auf einen Kompromiss geeinigt. Das Unternehmen verzichtet auf Erwerb und Abholzung großer Waldflächen im Osten Richtung Fliegerhorst und begnügt sich dort mit einem 25 Meter breiten Streifen. Als Ausgleich darf die Firma Hallen und Parkplätze auf einem Grundstück auf der südlichen Seite der Maisacher Straße errichten. Dadurch reduziert sich die verbleibende Breite des 94 Hektar großen Waldgürtels südlich der Maisacher Straße in diesem Bereich auf 65 Meter. Unterm Strich bleibt es bei der Betriebserweiterung um knapp 14 000 Quadratmeter. Verzögert hat sich das gesamte Genehmigungsverfahren offenbar durch einen Fehler im Umweltbericht, der im Zuge des Auslegungsverfahrens bekannt geworden ist. Die Stadt korrigierte diesen. So wurde die bisher geplante, knapp 14 000 Quadratmeter große Waldausgleichsfläche offenbar auf einem dafür nicht geeigneten Areal ausgewiesen. Sie wird nun durch einen Flächentausch in nördliche Richtung verschoben.

SZ-Karte: Mainka; Foto: Google Earth Pro (Foto: FFB1)

An den grundsätzlichen Bedenken des Bundes Naturschutz (BN) ändert all dies wenig, wie Kreisvorsitzende Eugenie Scherb und Ortsvorsitzender Friedrich Meyer-Stach bekräftigen. Sie warnen vor dem Verlust von wertvollem Eichenwald und Biotopflächen. Hier handle es sich um ein Erholungsgebiet und den Lebensraum der geschützten Zauneidechse. Vergeblich hatte sich der BN für ein Wachstum des Unternehmens in nördliche Richtung eingesetzt - und im Zweifelsfall eher in die Höhe als ebenerdig in die Fläche. So hatte der BN bereits vor einem Jahr den Bau eines Parkdecks vorgeschlagen. Dafür freilich hätte es der Zustimmung der Spielcasinos bedurft, um deren Parkplatz es sich handelt. Die gemeinsame Nutzung eines Parkdecks - tagsüber durch Schleifring-Mitarbeiter, abends durch Casino-Besucher - wäre nach Auffassung des BN in punkto Synergie und Ressourcenschonung beispielhaft. Und im Brucker Norden würde es helfen, auch in Zeiten des Klimawandels ein wertvolles Waldstück zu erhalten, das als Wasser- und Kältespeicher dient, den Lärm des Gewerbegebiets von angrenzenden Wohnhäusern abschirmt und zudem ein "Korridor für die Frischluftzufuhr", so der Bund Naturschutz.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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