Fürstenfeldbruck:Weihnachtlicher Geschmackstest

Lesezeit: 2 min

Bei der alljährlichen Stollenprüfung erzielen Brucks Bäcker wieder gute Ergebnisse

Von Moritz Glas, Fürstenfeldbruck

Mit weißen Kitteln bekleidete Menschen laufen umher. Vor ihnen steht ein langgezogener Tisch. Dieser ist belegt mit verschieden aussehenden Gebäckstücken. Ein Bild wie man es wohl in jeder Bäckerei oder Konditorei zu Gesicht bekommt. Aber ein ungewöhnlicher Anblick, wenn man bedenkt, dass man sich gerade in der Sparkasse befindet. Wo Bänker normalerweise Finanzgeschäfte abwickeln, sollen nun also Backwaren ausgegeben werden? Verkauft werden die Stücke zumindest nicht. Eine Kasse ist auf dem Tisch nämlich nicht zu erkennen. Bei dem vermeintlichen Pausenstand für Sparkassenmitarbeiter handelt es sich allerdings um etwas gänzlich anderes. Die Sparkassenfiliale an der Hauptstraße in Fürstenfeldbruck hat lediglich ihr Foyer dem Institut für die Qualitätssicherung von Backwaren (IQBack) zur Verfügung gestellt. Was dieses Institut dort vor hat, erklärt sich bei genauerem Hinschauen. Auf dem Tisch befinden sich nämlich die verschiedensten Stollen. Diese sollen offensichtlich im Hinblick auf Weihnachten auf ihre Qualität überprüft werden.

Bei der sogenannten Stollenprüfung wurden am Dienstag die besten Weihnachtsstollen aus dem Landkreis in der Sparkasse ermittelt und mit einer großen Urkunde geehrt. Insgesamt sind 30 Proben von sechs Bäckern abgegeben worden. Alle wurden nach den selben Kriterien bewertet und anschließen mit einer der Bewertungsnoten, "sehr gut", "gut" und "nicht prämiert" versehen. Der Kritiker Manfred Stiefel macht seit elf Jahren hauptberuflich die Stollenprüfung. Dafür reist er durch ganz Süddeutschland, um die verschiedenen Weihnachtsgebäcke zu kosten. Seine Qualifikation für den Job ist schlichtweg sein enormer Erfahrungsschatz, den er mit der Zeit über das süße Weihnachtsbackwerk ansammeln konnte. Bei der Prüfung bewertet Stiefel sechs einzelne Kriterien. Auf Form und Aussehen, Oberfläche und Kruste, Lockerung und Krumenbild, Struktur und Elastizität, Geruch und Geschmack kommt es an. Je nachdem wie gut das Backwerk in diesen einzelnen Punkten abschneidet, wird anschließend eine entsprechende Gesamtpunktezahl ermittelt. Mindestens 90 von 100 Punkten sind dabei nötig, um die Bewertung "gut" zu erhalten. Und nur wer 100 Punkte und damit die volle Punktzahl erreicht, bekommt das Siegel "sehr gut" verliehen. Bekommt ein Produkt drei Jahre in Folge die Höchstbewertung, wird ihm die Gold-Auszeichnung als Nachweis für "Top-Qualität" verpasst.

Die Fürstenfeldbrucker Bäcker haben in der diesjährigen Prüfung überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Von 30 Gesamtproben wurden elf sogar mit der Höchstpunktzahl ausgezeichnet. Die Restlichen 19 bekamen immerhin die Bewertung "gut" verliehen. "Das gar keine "nicht prämierten" Stücke dabei sind, ist nicht unbedingt typisch für eine Prüfung mit so vielen Proben", bemerkt Stiefel. Unter den Auszeichnungen waren auch fünf Backwaren von Bäckermeister Werner Nau, der auch den neuen Brucker-Land-Butterstollen kreiert hat.

Das Ziel der Prüfung ist es, den Menschen die Handarbeit der Bäcker näher zu bringen und sie auf die Unterschiede zwischen Qualitäts- und Billigware aus dem Supermarkt aufmerksam zu machen. "In einem guten Bäckerstollen steckt eine gewaltige Portion Handarbeit. Das Qualitätsprodukt unterscheidet sich nicht nur bei den Zutaten von einem beliebigen Supermarktstollen, sondern auch in der Zubereitung. Daher kommt auch der Geschmacksunterschied", erklärt Nau.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: