Fürstenfeldbruck:Weibliches Durchhaltevermögen

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Frauen als Aufführende, überwiegend Frauen als Publikum: Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Katholischen Frauengemeinschaft im Pfarrverband Fürstenfeld stehen Frauen bei einer "Ladies Night" im Mittelpunkt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Frauen in Kirche und Musik stehen im Mittelpunkt einer "Ladies Night" in Klosterkirche, Kurfürstensaal und Kleinem Saal. Das außergewöhnliche Konzert dauert vier Stunden - die Besucher bleiben dennoch bis zum Schluss

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Frauen und Musik - das war über Jahrhunderte hinweg ein oft ebenso vielschichtiges wie schwieriges Thema. Gleiches gilt für Frauen und Kirche, sogar bis in unsere Zeit hinein. Das 100-jährige Gründungsjubiläum der Katholischen Frauengemeinschaft im Pfarrverband Fürstenfeld war deshalb ein passender Anlass, um Frauen in Kirche und Musik in den Mittelpunkt zu stellen. Zwar waren auch Männer zum Konzert "Ladies Night" am Freitag in Fürstenfeld eingeladen, doch blieben diese deutlich in der Minderheit. Der "musikalische Spaziergang durch Raum und Zeit" umfasste die Spielorte Klosterkirche mit Chor- und Fuxorgel, den Kurfürstensaal und den Kleinen Saal des Veranstaltungsforums. Als Musikerinnen waren die Geigerin Gisela Czech-Whitson aus Ulm und Paola Talamini aus Venedig eingeladen, die an den Tasteninstrumenten Orgel, Cembalo und Klavier zu hören war. Verbindende Texte sprach Birgitta Klemenz.

Drei viersätzige Sonaten Georg Friedrich Händels standen im Verlauf des Abends auf dem Programm: Die erste in D-Dur erklang in Kombination der Geige mit der Chororgel. Das Adagio geriet fließend, die Triller der Geigerin waren weich und das Vibrato ruhig. Die Organistin begleitete zurückhaltend und konnte durch den konstanten Orgelton den wunderbaren Legato-Charakter unterstützen. Im konzertanten Spielwerk des Allegro-Satzes geriet das Zusammenspiel der beiden Musikerinnen sehr präzise. Die beiden anderen Händel-Sonaten waren im Kurfürstensaal zu hören. Durch die ganz andere Akustik hatte der Klang hier keine große Aura, sondern wirkte kammermusikalisch intim. Zwar hatte das Cembalo nicht die gleiche verbindende Wirkung wie die Orgel zuvor, doch kamen der gut artikulierte Bogenstrich und der vitale Gestus in den Allegro-Sätzen dafür deutlicher zum Ausdruck. Die Giga aus Antonio Vivaldis Sonate in e-Moll op. 2 Nr. 9 hatte einen sehr quirligen Ausdruck, der durch den feinen Ton und die ganz klar phrasierten Tonfolgen einen besonderen Akzent erhielt.

Vier Romanzen für Violine und Klavier, je zwei von Clara und Robert Schumann, standen im Mittelpunkt des Vortrags im Kleinen Saal. Alle vier Piècen überzeugten in der Einheitlichkeit des Vortrags, doch ließen sich keine Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts der Komponisten ausmachen. Allerdings wäre es hier schön gewesen, wäre dem Ausdrucksreichtum noch leidenschaftlicher nachgespürt worden.

In der Kombination der Violine mit der Fux-Orgel im letzten Konzertteil gerieten zwei Stücke aus Opus 150 von Joseph Gabriel Rheinberger beeindruckend: Der beruhigend-besinnliche Charakter des "Abendlieds" kontrastierte schön mit den spielerisch-verspielten Figuren der Gigue.

Dass Maria als Mutter Jesu an zentraler Stelle in der Kirche steht, und dass auch bei der Gründung Fürstenfelds durch Herzog Ludwig den Strengen der Tod einer Frau, Maria von Brabant, ursächlich war, erläuterte Birgitta Klemenz in der Kirche. Im Kurfürstensaal wies sie anhand der Porträts hochadliger Damen auf den Gemälden auf den repräsentativen Auftrag der Musik im höfischen Leben hin. Auch wenn man es im Kleinen Saal heute nicht mehr sieht, so gehörten diese Räume früher zu den Wirtschaftsgebäuden des Klosters. Das Kloster und seine Nachfolgenutzer fungierten somit als wichtige Arbeitgeber für Männer und Frauen aus der Umgebung. Die Dauer der Konzertveranstaltung erforderte mit vier Stunden ein Durchhaltevermögen, wie man es gemeinhin insbesondere bei Frauen vermutet. Dass die Mehrzahl der Besucher bis zum Schluss blieb, war ein Beweis für die Attraktivität dieses außergewöhnlichen Konzerts.

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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