Fürstenfeldbruck:Wehrhafter Landkreis

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Mehr als 15 000 Waffen sind aktuell registriert, so viele wie noch nie. Besitzer sind vor allem Sportschützen und Jäger. Besonders stark gestiegen ist die Zahl der Gasrevolver, für die ein "kleiner Waffenschein" erforderlich ist

Von Peter Bierl

Bis Anfang Juli konnten illegale Waffen straffrei bei den Behörden abgegeben werden. Im Landratsamt Fürstenfeldbruck wurden 24 Waffen eingesammelt, überwiegend Pistolen und Revolver. Ansonsten scheint der Trend zur Bewaffnung anzuhalten. Bis August hat die Kreisbehörde weitere 343 Genehmigungen für Waffen und Sprengstoffe ausgegeben. Inzwischen sind mehr als 15 000 Waffen im Landkreis registriert, vor zwei Jahren waren es noch etwa 14 200. Die meisten gehören Sportschützen und Jägern. In zwei Fällen hat die Kreisbehörde ein Verfahren gegen mutmaßliche Reichsbürger eingeleitet, um ihnen die Lizenz wieder zu entziehen.

Das geänderte Waffenrecht, das Anfang Juli 2017 in Kraft trat, sah eine Amnestie für Besitzer illegaler Waffen und Munition vor, sofern diese innerhalb eines Jahres bei den Behörden abgeliefert werden. Ins Landratsamt wurden in diesem Zeitraum insgesamt 81 Waffen gebracht, davon waren zwei Dutzend illegal. Darunter wiederum waren neben Pistolen und Revolvern zwei halbautomatische Waffen und zwei Hieb- und Stichwaffen. Bayernweit sprach Innenminister Joachim Herrmann (CSU) von einem "vollen Erfolg" sowie einem "starken Gewinn für die Sicherheit".

Völlig legal sind mehr als 15 000 Waffen, deren Besitzer eine Erlaubnis vorweisen können. Die Jäger stellen die größte Gruppe (knapp 4700 Waffen), gefolgt von Sportschützen (knapp 4000) und Waffensammlern (1177). Die Schützenvereine selbst verfügen über 729 Waffen. Eine große Zahl (4069) ist in der Kategorie "Sonstige" zusammengefasst. Darunter befinden sich Erben und Alteigentümer, erklärt Ulrich Dax, der im Landratsamt für Waffen und Sprengstoffe zuständig ist. 1972 wurde erstmals ein Waffengesetz in der Bundesrepublik erlassen. Wer zuvor bereits eine Waffe besaß, wird in der Statistik als Alteigentümer geführt.

Eine besondere Kategorie sind Menschen, die mit Sprengstoffen (335) umgehen dürfen. Das sind im Landkreis keine Abbruchfirmen, sondern Böllerschützen, die Inhaber alter Vorderlader, die mit Schwarzpulver hantieren, sowie einige Jäger und Sportler, die aus Hülsen und Nitrozellulose eigene Munition herstellen. Außerdem brauchen manche Jäger und Sportler (225) den europäischen Feuerwaffenpass, weil sie im Ausland aktiv sind.

Besonders drastisch ist der Anstieg beim sogenannten kleinen Waffenschein, der etwa für Gas- und Schreckschusspistolen notwendig ist. Wer eine solche Waffe außerhalb seiner Wohnung trägt, brauche seit 2008 eine Genehmigung, erklärt Dax. Wohl im Zusammenhang mit der Stimmung gegen Geflüchtete und Migranten schoss diese Zahl empor: Nach den Vorfällen in der Kölner Silvesternacht gab es eine deutliche Zunahme, berichtet Dax. Im Vorjahr beantragten mehr als 700 Einwohner den kleinen Waffenschein, aktuell liegt die Gesamtzahl bei mehr als 1740.

Wer einen Waffenschein erwerben möchte, dessen persönliche Zuverlässigkeit werde geprüft. Die Kreisbehörde fragt bei Polizei und Staatsanwalt nach und checkt das Strafregister. Die Überprüfung werde alle drei Jahre "im Hintergrund" wiederholt, betont Dax. Dadurch kam es auch zu den Verfahren gegen zwei mutmaßliche Reichsbürger, einen Sportschützen und einen Jäger.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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