Fürstenfeldbruck:Wasser statt Alkohol

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Der Münchner Fatoni ist der Hauptact des Abends, während seines Auftritts sammelt sich das Publikum vor der Bühne. (Foto: Johannes Simon)

Trotz Regens wird beim Halt-Festival gefeiert

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

"Gibt es auch Männer-Cocktails?", fragt ein Gast vorsichtig hoffnungsvoll an der Bar. Doch er wird enttäuscht: "Der Schnaps ist heute leider zu Hause geblieben." Als Alternative gibt es Drinks mit verspielten Namen wie "Planschbecken" und "Lollipop", garantiert alkoholfrei. Denn darum geht es bei der fünften Ausgabe des Halt-Festivals, das vom Landratsamt in Kooperation mit dem Subkultur-Verein auf dem Außengelände des Alten Schlachthofs veranstaltet wird: Alkoholexzessen bei Jugendlichen vorbeugen mit einem Musik-Programm, das auch ohne Rausch Spaß macht.

Insgesamt waren über den Abend verteilt 250 Besucher auf dem Gelände.

Das hätte besser funktionieren können, hätte das Wetter mitgespielt. Während der Auftritte der Hip-Hop-Gruppen "Müslis Most Funkiest" und "Hurrykayne", die beide aus dem Landkreis kommen, wechseln sich dunkle Wolken mit Sonnenminuten ab. Als Eröffnungsact spielen Müslis Most Funkiest ihren Mix aus Rap, Funk und Lokalkolorit vor nur vereinzelten Zuhörern. Etwas besser besucht ist der Platz vor der Bühne, als Hurrykayne mit ihren schön melancholischen Rap-Rock-Songs starten. Beim Auftritt der Münchner Alternative-Rocker "The Black Submarines" kommt es dann, wie es kommen musste: Die Regentropfen werden zu einem Schauer, der glücklicherweise schnell wieder verebbt.

Viele, die trotz des Wetters kommen, wollen Xavier Darcy und Fatoni sehen. So auch Fabian Kerscher. Er möchte seinen Musiker-Kollegen, den Xavier-Darcy-Keyboarder Beni Michael, unterstützen. Das Line-up eines Festivals sei ihm wichtiger als die Frage, ob es dort Alkohol zu trinken gibt. Keyboarder Michael findet die einabendliche Abstinenz ebenfalls nicht verkehrt: "Es ist ganz gut, die Gewohnheit mal zu unterbrechen", sagt er und Kerscher stimmt ihm zu: "Wenn man mit Bands unterwegs ist, trinkt man sowieso oft zu viel."

Der in München lebende Brite Xavier Darcy ist mitreißend und klingt mit seiner Gänsehaut-Stimme wie die gerade untergehende Sonne. Trotzdem stellt er bei der Resonanz des Publikums augenzwinkernd fest: "Man merkt, dass das ein alkoholfreies Festival ist."

Gar nicht mehr so sehr fällt das auf, als dann Headliner Fatoni die Bühne betritt: Dieser nutzt den nur halb vollen Hof zu seinem Vorteil: "Ich komm' mal runter. Sind ja nicht so viele", sagt er und performt die Hälfte seiner Songs inmitten seiner Fans. Die danken ihm so viel Publikumsnähe mit wippenden Armen und sprechen ihm begeistert nach, wenn er vorrappt: "Fürstenfeldbruck ist die geilste Stadt der Welt." Hauptsächlich wegen Fatoni ist auch Patrick Meier zum Halt-Festival im Schlachthof gekommen. Normalerweise wäre er samstagabends allerdings wie viele der Besucher eher anderswo, wo es auch Alkohol gibt. Im Moment gibt er sich mit Spezi zufrieden - aber nur bis um elf, fügt er lachend hinzu. Dann ist das alkoholfreie Festival vorbei - und der Abend schließlich noch jung.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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