Fürstenfeldbruck:Was in der Tonne drin ist

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Bevor der Landkreis sein Abfallwirtschaftskonzept weiterentwickelt, will er den Restmüll auf seine Bestandteile untersuchen lassen. Ziel ist es, die Sammelmengen von Küchen- und Gartenabfällen zu erhöhen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Landkreis möchte wissen, was die Bürger so alles in ihre Restmülltonne werfen. Deshalb will er nun eine entsprechende Analyse in Auftrag geben. Sie soll herausfinden, wie viel Wertstoffe, die eigentlich separat gesammelt werden müssen, einfach in der normalen Tonne landen. Vor allem der Anteil an Bioabfall im Restmüll interessiert den Landkreis. Die Analyse soll Basis sein für die Weiterentwicklung des Abfallwirtschaftskonzepts.

Vor allem Grünen-Kreisrätin Ingrid Jaschke freute sich über die Idee einer Restmüllanalyse, hatte sie dies doch vor Jahren schon gefordert, aber nicht genügend Mitstreiter dafür gefunden. Vor zwei Jahren war dann ein Gutachten des Bifa-Umweltinstituts aus Augsburg, das Handlungsoptionen für den Umgang mit Biomüll aufzeigen sollte, zu der Erkenntnis gelangt, dass Bürger aus hygienischen Gründen Küchenabfälle auch über die Restmülltonne entsorgen würden. UBV-Kreisrat Jakob Drexler schätzte jetzt in der Sitzung des Werkausschusses den Biomüllanteil im Restmüll sogleich auf 30 bis 40 Prozent. Repräsentative Stichproben, die für die Analyse im ganzen Landkreis gezogen werden sollen, sollen nun verlässliche Daten über sogenannte Fehlwürfe liefern und darüber, welchen Einfluss Siedlungs-, Bau und soziale Struktur auf das Mülltrennverhalten der Bürger haben. Auf diesen Erkenntnissen will der Landkreis dann seine künftige Wertstoffstrategie aufbauen.

Denn über die Weiterentwicklung des Abfallwirtschaftskonzepts wird schon seit Jahren gestritten. Getrennte Sammlung von Küchen- und Gartenabfällen wie bisher oder lieber alles zusammen in eine Biotonne? Eine eigene Vergärungsanlage, die aus den Bioabfällen Energie gewinnt, oder nicht? Auf Vorschlag der Freien Wähler sollen nun zunächst für zwei bis drei Jahre Erfahrungswerte mit dem Einsammeln von Biomüll gesammelt und eine Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Auch die "Arbeitsgruppe Biomüll" soll reaktiviert werden.

Im Landkreis wurden 2016 etwa fünf Tonnen Bioabfall über eigene Abfallsäcke gesammelt, das entspricht 23,6 Kilogramm pro Einwohner. Die Menge lasse sich nicht mit anderen Kommunen vergleichen, heißt es aus dem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises, da in den größeren Biotonnen in der Regel sehr viel Grüngut lande. Dies wird im Landkreis eigens an Wertstoffhöfen und speziellen Sammelstellen angenommen - 16 Tonnen im Jahr, 75,5 Kilogramm pro Einwohner.

Weil Biomüll mittlerweile als Energielieferant und damit begehrtes Gut erkannt ist, möchte der Landkreis mehr davon sammeln. Deshalb erhalten Eigenkompostierer von 2020 an keine finanzielle Vorzugsbehandlung mehr. Auch Zuschüsse zur Anschaffung von Kompostbehälter gibt es seit vorigem Jahr nicht mehr. Erweiterte Öffnungszeiten an den Wertstoffhöfen und weitere Grüngutsammelcontainer sollen das Sammeln und Abgeben von Grüngut weiter vereinfachen. Mit einer Kampagne will der AWB im nächsten Jahr darauf aufmerksam machen, dass "Bioabfälle zu wertvoll sind für den Restmüll".

Im Kreistag gibt es nun jene wie Jakob Drexler, die eine Änderung möchten, und jene wie Kreisabfallreferent Dieter Rubenbauer (CSU), der sagt, dass das bestehende System nur an wenigen Stellen ökologische Verbesserungsmöglichkeiten habe, "vielleicht nur bei der Sammlungsquote". Die Frage, ob Küchenabfälle und Grüngut auch zusammen zu Energie verarbeitet werden können, findet Befürworter wie auch Gegner. Dadurch würde die Qualität schlechter, ist die Auffassung des AWB. UBV-Kreisrat Drexler bestreitet hingegen, dass Biomüll und Grüngut getrennt gesammelt werden müssen. Drexler ist ein großer Verfechter der Biotonne und bringt dies bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck. Ob der Landkreis für die Weiterbearbeitung seines Biomülls eine eigene Vergärungsanlage bauen soll, auch dazu gibt es politisch noch kein einheitliches Bild. Der AWB verweist auf 22 bereits bestehende Anlagen in Bayern und darauf, dass es an mehreren Stellen zwar Planungen für weitere Anlagen gab, diese aber wieder eingestellt wurden. Auch zu erwartende Verschärfungen beim Düngerecht und der Klärschlammausbringung würden sich möglicherweise negativ auswirken. Das sprach in der Sitzung auch Sarah Tschachtli, Projektingenieurin am Bifa-Umweltinstitut an, das für den Landkreis bereits drei Studien zu Müll und Stoffkreisläufen erstellte. Der AWB rät zum jetzigen Zeitpunkt vom Bau einer kreiseigenen Vergärungsanlage ab. Es würde auch bei einer Steigerung der Sammelmengen nicht genügend Biomüll anfallen, um einen wirtschaftlichen Betrieb einer solchen Anlage zu gewährleisten. Ein Neubau würde sich erst bei einer Menge von 30 000 bis 50 000 Tonnen Bioabfall rechnen. Auch Nachbarkommunen hätten kein Interesse an einer gemeinsamen Anlage gezeigt.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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