Fürstenfeldbruck:Warten auf Regen

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Trockenes Laub, kahle Äste: Was wie ein Herbstwald wirkt, wurde am Dienstag zwischen Nannhofen und Oberschweinbach aufgenommen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach dem trockenen Sommer im vergangenen Jahr benötigen die Waldböden dringend Wasser

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Die Böden im Landkreis sind deutlich zu trocken, obwohl es Anfang des Jahres so viel geschneit hat. Die Waldbauern hoffen, dass die seit Wochen immer wieder angekündigten Niederschläge endlich kommen. Denn ohne eine größere Menge Regen drohen den Bäumen Schäden durch den bald wieder aktiven Borkenkäfer, Neupflanzungen könnten verdorren. Der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Aelf), Günter Biermayer, sieht in der anhaltenden Dürre klare Anzeichen für den Klimawandel. Er empfiehlt, die Wälder zunehmend mit Laubbäumen zu bepflanzen.

"Waldböden wieder gut mit Wasser versorgt": Die Pressemitteilung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft trifft für den Landkreis nicht zu. Das legen schon die Staubwolken nahe, die bei stärkerem Wind über die noch kahlen Äcker und Feldwege wirbeln.

"Das ist ein bisschen geschönt", kommentiert der Forstamtsleiter die Mitteilung der Landesanstalt. Eine solche Meldung für ganz Bayern könne aufgrund der regionalen Unterschiede auch "nie repräsentativ" sein. Nach Biermayers Beobachtung hat es im vorigen Sommer im Landkreis deutlich zu wenig geregnet. So wurden an der Wetterstation in Puch statt der 860 Millimeter Niederschlag pro Jahr, der Durchschnitt im langjährigen Mittel, nur 740 Millimeter gemessen. "Das ist besser als in Niederbayern", erläutert der studierte Forstwissenschaftler. Aber für die Vegetation sei es dennoch nicht genug. Nach seiner Einschätzung ist die häufige Trockenheit kein Zufall. "Das Wetter hat sich in den letzten zehn Jahren gegenüber den 30 Jahren davor sehr verändert. Den Klimawandel kann man bei uns schon merken", die Durchschnittstemperatur liege ein Grad über dem langjährigen Mittel. Deshalb rät Biermayer: "Der Waldumbau ist dringlich", heimische Laubbäume kämen mit den veränderten Bedingungen deutlich besser zurecht als Nadelbäume.

"Wir hoffen auf Regen", sagt Paul Högenauer. Der Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung beurteilt die Situation ähnlich wie der Aelf-Chef. Dementsprechend sieht er Risiken für den Wald. "Die Bäume sind geschwächt, wenn sie unter der Trockenheit leiden, und dann hat der Borkenkäfer leichtes Spiel." Das Insekt, das seine Brut unter der Baumrinde oder im Holz ablegt und dadurch in Monokulturen wie den Fichtenwäldern große Schäden anrichten kann, steht kurz vor seinem jährlichen Schwärmflug. Sollten die Bäume bis dahin immer noch nicht mehr Regen abbekommen und somit mehr Widerstandskräfte aufgebaut haben, fürchtet Högenauer erhebliche Schäden in den Wäldern.

Und auch für die in den letzten sechs Wochen gepflanzten Baumsetzlinge wäre es verheerend, wenn nicht bald einmal ein ausgiebiger Landregen einsetzt. Die jungen Bäumchen brauchen Wasser, um Wurzeln zu schlagen und sich an ihrem neuen Standort festzusetzen. Bleibt es weiterhin so trocken wie in den letzten Wochen droht den Neuanpflanzungen der Tod durch Vertrocknen. "Dann waren die Investitionen umsonst." Das wäre in zweierlei Hinsicht schlecht. Denn die Neupflanzungen sollen den Wald nicht nur verjüngen, sondern vor allen Dingen durch einen Umbau von der schnell wachsenden, Feuchtigkeit liebenden Fichte auf Laubbäume widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage kündigt zwar etwas Regen an. Aber Högenauer ist Realist: "Es wurde ja schon öfter Regen angesagt und dann ist nichts gekommen."

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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