Fürstenfeldbruck:Warnung vor Abzockern

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Immer wieder fallen Menschen auf dubiose Anbieter rein. Die Verbraucherzentrale in Germering führt fast 500 Beratungsgespräche im Jahr. Ihr Fazit: Skeptisch bleiben bei allzu günstigen Angeboten

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Leben ist bisweilen kompliziert, im Kleingedruckten vieler Verträge lauern Fallstricke, und kriminelle Machenschaften sind nicht immer auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Da können Fehler passieren, die mitunter schwerwiegende finanzielle Folgen für den einzelnen haben können. Verbraucherzentralen können in vielen Fällen weiterhelfen. Und sie werden auch genutzt. Wie jene in Germering, die sich im vorigen Jahr der Anliegen von fast 500 Ratsuchenden annahm: 479 waren es genau, davon waren 308 Beratungsgespräche, in 171 Fällen erteilte sie weitere Auskünfte. Die Zahlen gab die Verbraucherzentrale bei einem Pressegespräch bekannt.

Laut einer Umfrage des Dachverbandes der Verbraucherzentralen fühlen sich 52 Prozent der Deutschen im Verbraucheralltag nicht gut geschützt. Immer wieder werden Menschen auch im Landkreis Opfer von Abzocke. Der Bereich Markt und Recht - worunter Kauf- und Dienstleistungsverträge fallen - nimmt eine Fünftel aller Beratungen in Germering ein, die meisten Anfragen, nämlich 41 Prozent, betreffen die Bereiche Energie und Umwelt.

Patrick Kaiser, der die Beratungsstelle betreut, nennt einige Beispiele aus dem Beratungsalltag. Wie die Kaffeefahrten. Die sind offenbar nach wie vor lukrativ. Entsprechende Anbieter, sagt Kaiser, würden zunächst damit werben, dass man die dort getätigten Verträge ja widerrufen könne. Doch wo? An welcher Stelle? "Die Firmen sitzen häufig im Ausland und seien nicht greifbar: "An sie ran zu kommen, ist nahezu unmöglich", weiß Kaiser. Auf den Flyern seien zumeist nur die Adresse des Hotels angegeben, wo die Teilnehmer der Kaffeefahrten übernachteten. Die Verbraucherzentrale rät deshalb, skeptisch zu bleiben und Angebote realistisch durchzurechnen. "Da geht es nur um Daten!", warnt Kaiser.

Im Dienste der Konsumenten (von links): Patrick Kaiser, Gisela Kienzle und René Christian Effinger im Germeringer Büro. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Feld, auf dem Abzocke ebenso funktioniert, ist das der Schlüsseldienste. Zumeist würden sich Menschen gleich an die erste Nennung einer Internetsuchmaschine wenden. Häufig sei dies dann eine teure 0800-Nummer. In dem Fall, den er schildert, wurde einem Verbraucher Hilfe für eine Pauschale von 199 Euro angeboten. Der in Not befindliche Kunde unterschrieb und merkte nicht, dass unter dem Formular eine Blaupause lag. Später erhielt er eine Rechnung über 449,70 Euro. Die Verbraucherzentralen versuchten dagegen gerichtlich vorzugehen, sagt René Christian Effinger vom Vorstand der Verbraucherzentrale Bayern. Weil aber auch unter den Schlüsseldiensten eine hohe Fluktuation herrsche, sei der tatsächliche Zugriff schwierig. Deshalb seien Prävention und Vorabinformationen wichtig. "In Notsituationen ist zu viel Hektik dabei", sagt Effinger und rät, sich vorher Gedanken darüber machen und sich die Telefonnummer eines örtlichen Schlüsseldienstes unter die Fußmatte zu legen oder im Handy zu speichern. Nach demselben Muster nutzen neuerdings auch spezielle Rohrnotdienste die Not von Bürgern aus - "mit horrenden dreistelligen Summen", so Kaiser.

Ein weiteres Problemfeld: Reiseveranstalter. Jemand bucht eine vermeintlich günstige Reise über 1150 Euro. Zwei Tage später ficht der Reiseveranstalter das Angebot an und bietet nun eine vergleichbare Reise, aber zu einem teureren Preis an und nennt dies ein "Kulanzangebot": 2045 Euro. Vermehrt hatte die Germeringer Verbraucherzentrale auch mit Problemen mit Handwerkern zu tun, die überhöhte Preise verlangten oder ihre Arbeiten nicht fachmännisch erledigten.

Ein häufige Quelle für Irritationen und Fehler stellt auch die Heizkostenabrechnung dar. Gisela Kienzle, in Germering für die Energieberatung zuständig, geht das Formular mit den Ratsuchenden durch, erläutert die einzelnen Positionen. "Da muss man oft auch aufklären, auch darüber, dass der Mieter eine Mitwirkungspflicht hat". Die Heizkostenabrechnung gehört zu den Klassikern der Energieberatung. Daneben gibt es Basis-, Gebäude-, Solarwärme- oder Heizchecks, zu denen Verbraucher über eine kostenlose Hotline oder online Termine vereinbaren können. "Wir beraten produktneutral und fachlich unabhängig", sagt Kienzle. Seit drei Jahren übernimmt die Stadt Germering zudem den für die Energieberatung fälligen Eigenanteil.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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