Fürstenfeldbruck:Von Körper zu Körper

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"Fall Seven Times" wird von Guy Nader und Maria Campos choreografiert. (Foto: Veranstalter)

Das Veranstaltungsforum Fürstenfeld ist bundesweit eine von 20 Spielstätten, die den Zuschlag für das Förderprogramm "Tanzland" erhalten haben. Ziel ist es, dass Tanzgruppen mit Veranstaltungshäusern außerhalb der Metropolen zusammenkommen

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Fliegende Körper, akrobatische Einlagen, fließende Bewegungen - der zeitgenössische Tanz hält Einzug in Fürstenfeldbruck. In einer neuen Kooperation mit "Tanzmainz", dem Ensemble des Staatstheaters Mainz, finden bis 2020 im Veranstaltungsforum Fürstenfeld diverse Tanzvermittlungsprojekte sowie verschiedene Gastspiele statt.

Heiner Brummel, Leiter des Theaters Fürstenfeld, freut sich schon auf die Zusammenarbeit mit Tanzmainz. " Langweilig wird es definitiv nicht. Eine so große Spannbreite an zeitgenössischem Tanz findet sich sonst nirgends." Die Kooperation läuft im Zuge des Förderprogramms "Tanzland" der Kulturstiftung des Bundes. Das Veranstaltungsforum Fürstenfeld ist bundesweit eine von 20 Spielstätten, die den Zuschlag erhalten haben. Ziel ist, zeitgenössischen Tanz stärker zu etablieren und die Tanzlandschaft zu erweitern, vor allem außerhalb der Metropolen. Dementsprechend sollen Tanzgruppen mit Häusern zusammengebracht werden, die selbst über kein festes Ensemble verfügen. Tanzmainz war in diesem Fall Brummels Wunschpartner. Auch Honne Dohrmann, Direktor von Tanzmainz, freut sich auf die Zusammenarbeit: "Ich kenne keine Stadt, die so ein Programm hat. Und Heiner Brummel hat eine hervorragende Reputation."

Für die Gastspiele sind bereits besondere Stücke geplant. Im Herbst 2019 plant Tanzmainz die Aufführung von "Soul Chain", das dieses Jahr für den Theaterpreis Faust nominiert ist. Für das jetzige Gastspiel sind zwei Stücke geplant: "Fall Seven Times" von den Choreografen Guy Nader und Maria Campos, das 2017 bereits mit dem Faust ausgezeichnet wurde, sowie "Im Orbit" von Alexandra Waierstall. Zwei sehr unterschiedliche, und doch ähnliche Stücke, wie Dohrmann beschreibt: Beide Choreografien seien ein Spiel mit der Schwerkraft, aber die Dynamik sei grundverschieden. "Fall Seven Times ist ein Kracher. Es fängt ruhig an und endet spektakulär." Im Orbit ist das Gegenteil: "Hier schweben die Körper, es gibt keine Dramatik und ist eher installativ."

Eine Geschichte gibt es nicht. "Es ist abstrakt, die ästhetische Form steht im Vordergrund", so Brummel. Typisch für zeitgenössischen Tanz: Die Choreografie entsteht oft aus der Technik, aus Experimenten der Choreografen oder den Bewegungsmöglichkeiten im Raum. Bilder, Eindrücke und Emotionen sind dem Publikum überlassen. Vor allem sei diese Art von Tanz aber sehr energetisch, so Brummel.

Im Falle von "Fall Seven Times" ist es beispielsweise eine fließende Energie. Das Besondere an dem Stück sind die akrobatischen Einlagen, das Partnering, bei dem ein Körper geworfen und von anderen wieder aufgefangen wird. Im Gegensatz zur normalen Akrobatik gibt es keine Endpose. "So wird auch die Energie stetig von Körper zu Körper weitergegeben", so Dohrmann. "Es ist ein ständiger Fluss." Teamarbeit ist dabei besonders wichtig, betont er. Ebenso wie ständige Konzentration: "Man ist darauf angewiesen, dass der Partner einen auffängt." Selten habe es bei Proben so viele blaue Flecken gegeben.

Diese Erfahrung haben auch einige Schüler des Viscardi Gymnasiums gemacht. Sie waren Teil des ersten Workshops, der im Zuge der Kooperation entstanden ist. An drei Tagen erhielten die Schüler, Mitglieder in der Improvisationstheater und Zirkusgruppe, Einblick in die Technik und die Bewegungen des zeitgenössischen Tanzes. Eine sehr interessante Erfahrung, berichtet eine Schülerin. "Es war ganz anders, as wir erwartet haben." Auch das eine Intention des Programms: "Das Wissen, das Repertoire, sollen weitergegeben und verbreitet werden", erklärt Brummel. Neben den Gastspielen sind verschiedene Workshops geplant. Auch das Projekt mit den Schülern des Viscardi würde er gerne weiterführen. Brummel arbeitet außerdem an einer tanzhistorische Reihe, die dem Publikum die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes über mehrere Jahrzehnte näherbringen soll, sowohl durch Aufführungen, als auch durch Workshops, in denen bestimmte Stile vermittelt werden. Auch Tanzmainz soll daran mitwirken. "Hintergründe sind wichtig", so Brummel. Emotionen stehen beim zeitgenössischen Tanz für ihn aber im Vordergrund: "Es ist ein sehr sinnliches Erlebnis."

Das erste Gastspiel von "Tanzmainz" findet am Dienstag, 2. Oktober, von 20 Uhr an im Stadtsaal des Veranstaltungsforums, Fürstenfeld 12, statt.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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