Fürstenfeldbruck:Von fremden Ländern und Menschen

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Die Premiere von Georges Bizets Oper "Die Perlenfischer" begeistert das Publikum im Stadtsaal. (Foto: Günther Reger)

Georges Bizets Oper "Die Perlenfischer" mit dem Philharmonischen Chor Fürstenfeld feiert Premiere im Stadtsaal

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Würde der Philharmonische Chor Fürstenfeld eine Oper in Auftrag geben, dann wären wohl folgende Elemente unverzichtbar: Eine Story aus Liebe und Eifersucht, gewürzt mit einer Prise Dramatik und einem Happy End, große, repräsentative Chorpartien, möglichst wenige Protagonisten und eine überaus lyrisch geprägte Musik mit Ohrwurmcharakter. Wenn man es nicht besser wüsste, man könnte annehmen, dass Georges Bizets 1863 in Paris uraufgeführte Oper "Die Perlenfischer" als Auftragswerk des Philharmonischen Chores Fürstenfeld oder des Akademischen Sinfonieorchesters München entstanden ist.

Das äußerst selten gespielte Werk ist den meisten Musikfreunden nur durch ein paar Ausschnitte oder allenfalls in einer konzertanten Aufführung bekannt. Loriot lobt zu Recht die musikalischen Einfälle Bizets, die hier eine Perle seien. Und tatsächlich ist es die wunderbare Musik Bizets, die eine Aufführung der ansonsten eher dünnen Dreiecksgeschichte absolut lohnend macht. Am Samstag fand die Premiere von Bizets "Perlenfischern" im Stadtsaal des Veranstaltungsforums mit dem aus etwa fünfzig Sängern bestehenden Philharmonischen Chor Fürstenfeld und dem Akademischen Sinfonieorchester München statt. Die musikalische Leitung hatte Carolin Nordmeyer, die Choreinstudierung lag in den Händen von Andreas Obermayer, und für die Regie zeichnete sich Dieter Reuscher verantwortlich.

Der Bühnenvorhang öffnete sich schon zu Beginn der Ouvertüre und gab den Blick frei auf das offene Meer zu nächtlicher Stunde. Zwei Schiffe mit Masten lagen am imaginären Hafen. Eine kleine Anhöhe im Vordergrund komplettierte die Ausstattung, die den ganzen Abend fast unverändert Bestand hatte. Die Insel Ceylon, auf der die Geschichte spielt, entsprang damals vermutlich genauso der Phantasie der Menschen wie das, was man sich unter exotischer Musik vorstellte: Eine Reihe von Schlaginstrumenten zauberte immer wieder fremdes Kolorit, ebenso wie das Spiel mit Klangfarben, die die Instrumente hervorbrachten. Auch die Fortschreitung der Akkorde verließ immer wieder bekannte Wege und sorgte so für einen Hauch an Exotik. In Bizets Oper geht es also nicht darum, sich mit asiatischer Musik zu beschäftigen, sondern darum, das gewohnte Klangbild des 19. Jahrhunderts durch ein paar ungewöhnliche "Zutaten" zu erweitern.

Was das Fundament der Oper in Form des Orchesterparts anging, so gelang diese musikalische Weltreise ganz ausgezeichnet. Carolin Nordmeyer dirigierte mit großer Umsicht und klaren Gesten, und das Orchester folgte ihr mit hoher Präzision und beständiger Konzentration. Damit war eine höchst zuverlässige Basis gelegt für den Chor, der eine ganz erstaunliche Bühnenpräsenz zeigte: Neben der soliden, notwendigerweise auswendigen Beherrschung der jeweiligen Stimmen kam nie der Eindruck von Statik auf, was auf aufwendige Proben schließen lässt.

Zurga, der Anführer der Perlenfischer (Johannes Wollrab) konnte nicht nur auf seine schlanke, ganz flexibel geführte Baritonstimme vertrauen, sondern auch auf seine klare Körpersprache. Nadir, ein Jäger (Yasuharu Nakajima) und Leila, eine junge Priesterin (Soomin Yu) hatten schöne, ausdrucksstarke Stimmen, aber etwas Probleme mit der deutschen Sprache. Der Priester Nurabad (Marcello de Souza Felix) blieb stimmlich etwas blass. Wichtiger aber als die einzelnen Komponenten war ihr Zusammenspiel und das funktionierte ausgezeichnet.

Tosender Beifall erwartete alle Mitwirkenden am Ende der Aufführung aus dem Publikum. Aber selbst wenn man das abzieht, was vielleicht von der persönlichen Beziehung zum einen oder anderen Beteiligten motiviert war, so bleibt ein Grad an Begeisterung, der ungewöhnlich ist. Zuzuschreiben ist der Erfolg sicher der soliden musikalischen Arbeit, aber auch einem in sich stimmigen Regiekonzept, das trotz der beschränkten Mittel dem Publikum einen äußerst kurzweiligen Opernabend bescherte.

Weitere Vorstellungen der "Perlenfischer" finden am Freitag/Samstag, 24./25. Juli, jeweils um 19 Uhr sowie am Sonntag, 26. Juli, um 16 Uhr im Stadtsaal statt.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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