Fürstenfeldbruck:Von der Fremdsprache zur Gesundheit

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Das Angebot der Volkshochschulen im Landkreis wandelt sich und trägt den veränderten Wünschen der Menschen Rechnung. Das Interesse an der Erwachsenenbildung bleibt unverändert groß

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Jeden Donnerstagabend um Sieben zum Kurs Italienisch für Anfänger, anderthalb Stunden Konversation und Aufgaben, der Müdigkeit trotzen, um doch noch etwas mitzunehmen für den Urlaub im Süden: So sind manche Kurse an Volkshochschulen noch immer, doch die Realität sieht längst anders aus. "Die Kursteilnehmer bestimmen, wann und wo sie sich treffen, die Volkshochschule stimmt dann die Termine mit den Dozenten ab", sagt Gisela Schenk vom Bayerischen Volkshochschulverband. Dort führt man Buch über die Kurse, die Programme und die Hörer, die Semester für Semester zu den Vorträgen, Veranstaltungen, Führungen und mehrteiligen Kursen kommen, um das zu beginnen oder fortzusetzen, wozu Erwachsenenbildung gedacht ist: lebenslanges Lernen.

Das ist für die allermeisten ein Vergnügen, für den Staat und die Kommunen ist es seit mehr als 70 Jahren eine Pflichtaufgabe. Menschen, die mit der Erwachsenenbildung zu tun haben, ob als Dozenten oder als Hörer, werden in der neuen SZ-Serie über die Volkshochschulen zu Wort kommen. Die 102 Jahre alte Teilnehmerin ebenso wie die langjährige Dozentin und die Leiterin einer Volkshochschule.

Fast 57 000 Teilnehmer haben 2015 mehr als 4500 Veranstaltungen der sechs eigenständigen Volkshochschulen und des Volkshochschulverbandes Eichenau- Mammendorf-Moorenweis besucht. Sie konnten aus Programmen auswählen, die lange vorher möglichst breit gefächert und ausgewogenen konzipiert worden sind. Möglichst niederschwellig sollen die Voraussetzungen sein, damit Teilnehmer einsteigen, möglichst preiswert auch, damit alle Schichten zu ihrem gewünschten Bildungsangebot kommen.

Die Interessen haben sich in den vergangenen 70 Jahren der Erwachsenenbildung in Bayern stark geändert. Ob es die Volkshochschulen sind, die Bildungseinrichtungen von Kirchen oder dem Bauernverband: gesellschaftliche Themen und das Interesse an Kultur sowie der riesige und oft unüberschaubare Gesundheitsbereich locken die Menschen an. In Bayern haben nach Angaben des Dachverbandes 2015 - das sind die neuesten Zahlen, die verfügbar sind - 8083369 Teilnehmer Gesundheitsseminare oder -vorträge gebucht. Das macht einen Programmanteil von 29 Prozent aus. Gefolgt von "Gesellschaft" mit 28 Prozent und der Kultur mit 25 Prozent. Zu den Sprachangeboten kamen fast 400 000 Menschen (14 Prozent), die berufliche Weiterbildung machte einen Anteil von drei Prozent aus.

Fast versteckt, aber mit einem Prozent noch sichtbar, ist die sogenannte Grundbildung. Damit sind Alphabetisierungsprogramme gemeint für Menschen, die aus bildungsfernen Schichten kommen, allgemein ganz gut durchkommen, auch wenn sie weder kaum lesen noch richtig schreiben können. Das sind deutschlandweit immerhin 7,5 Millionen "funktionale Analphabeten", in Bayern sollen es eine Million sein. Die Kurse werden in Bayern mit 1,2 Millionen Euro subventioniert, der Zugang soll barrierefrei sein, damit möglichst alle betroffenen Einwohner die wichtigste Kulturtechnik Lesen und Schreiben erlernen können.

Auch wenn zum Beispiel an der Volkshochschule München 52 Sprachen angeboten werden, gibt es einen klaren Trend von den Fremdsprachen zur Gesundheit.

Vor allem ältere Menschen, so Verbandssprecherin Schenk, suchten die Kurse auf, weil sie mehr Wert auf Gesundheit legen. Auch in den Volkshochschulen im Landkreis gehören Yoga und Zumba zu den beliebtesten Kursen, zumal die auch vormittags angeboten werden. Und dann gibt es auch noch die Kurse, die individuell mit den Dozenten ausgemacht werden können.

Führend im Landkreis sind die Volkshochschulen in Germering und Gröbenzell, was Hörerzahl und Veranstaltungen angeht. In Germering buchten 15 521 Teilnehmer 1408 Kurse, in Gröbenzell waren es bei 950 Veranstaltungen 15 053 Hörer, wie die Statistik des Bayerischen Volkshochschulverbandes ausweist. An der Olchinger VHS schrieben sich 7470 Teilnehmer in 680 Kurse ein und besuchten Vorträgen, in Fürstenfeldbruck kamen auf 562 Veranstaltungen 7470 Menschen. Bei der Besucherzahl halten sich der VHS-Verbund Eichenau und die VHS Puchheim mit 4700 die Waage, in Maisach schrieben sich 2247 Hörer ein.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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