Fürstenfeldbruck:Von Äbten und Erzgießern

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Das Museum Fürstenfeldbruck bietet nicht nur immer wieder moderne und spannende Sonderausstellungen, sondern hat auch einen absolut sehenswerten Dauerbestand. Im Zentrum steht dabei natürlich die Klostergeschichte. Es wird aber auch der Alltag um die Jahrhundertwende gezeigt

Von Florian J. Haamann

Die Geschichte des Klosters Fürstenfeld ist, wie sollte es auch anders sein, das Herzstück der Dauerausstellung des Museums Fürstenfeldbruck. Nicht nur, weil es in der ehemaligen Brauerei und Pfisterei der Mönche eingerichtet ist, sondern auch, weil eben die komplette Stadtgeschichte von der ehemaligen Zisterzienserabtei maßgeblich geprägt worden ist. Der zweite Schwerpunkt des Museums liegt auf dem Alltagsleben in Fürstenfeldbruck um das Jahr 1900.

Das Erdgeschoss, in dem der Rundgang beginnt, beschäftigt sich aber ausschließlich mit dem Kloster. Allerdings weniger aus theologischer als aus weltlicher Perspektive - ein moderner und erfrischender Zugang. Gleich zu Beginn findet sich eine Holzfigur (siehe unten) von Ludwig, dem Sohn des Klostergründers Ludwig der Strenge. An einer Hörstation bekommt der Besucher erzählt, wie es beim feierlichen Begräbnis in der Klosterkirche abgelaufen ist. Der Text stammt aus der "Chronica de gestis principum" aus dem Jahr 1330. So erfährt man beispielsweise, dass Wagenladungen an Wachs ins Kloster gefahren wurden, damit tagelang "viele und große Kerzen" brennen konnten im Andenken und hört von den drei Messen, die drei Bischöfe direkt hintereinander für Ludwig gelesen haben. Der Einsatz solcher Hörstationen zieht sich ebenso durch die komplette Ausstellung wie einige Medienstationen, an denen die Besucher interaktiv weitere Informationen über das Thema der jeweiligen Räume bekommen.

Das Erdgeschoss widmet sich komplett der Klostergeschichte, zu sehen sind dort viele einmalige Exponate. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Gleich im ersten Raum geht es um die Säkularisation des Klosters. Während die jungen Besucher, an die bei der Konzeption permanent mitgedacht wurde, verschiedene Kopfbedeckungen probieren können, von der Kaiserkrone bis zum napoleonischen Zweispitz, erfahren die älteren Besuchen etwa, wie das Kloster enteignet wurde und welche Fürsten es beherbergt hat. In jedem Raum gibt es eine Leitfrage an der Wand, die den Besuchern mitgegeben wird. Hier lautet sie: "War die Säkularisation richtig?" Im zweiten Raum heißt es: "Würdest du in ein Kloster eintreten?" Dort wird erzählt, wie sich der Alltag hinter den Mauern gestaltet hat. Zuerst erfährt man aber, dass über das Leben der einfachen Mönche, die kein Amt ausgeübt haben, nur wenige Quellen berichten. Die vielleicht interessanteste Medienstation des Museum steht ebenfalls in diesem Raum (siehe unten). Erzählt wird auch die Geschichte des Abts Martin Hazi, der als verschwenderisch und prunkliebend galt, davon berichtet auch der große Altar (siehe unten). Deshalb wurde Hazi 1778 vom Konvent entmachtet.

Welchen Einfluss dieses Gremium hatte und welche Ämter es sonst noch gab, darüber klärt ein großes Organigramm im dritten Raum auf. Dort wird die Rolle des Klosters als Wirtschaftsbetrieb betrachtet. Eine Karte zeigt die unzähligen Besitzungen des Klosters in ganz Südbayern bis nach Ingolstadt. Kritisch wird die Rolle als "Seelenheil AG" betrachtet, die am Ablasshandel nicht schlecht verdient hat. So ergibt sich Stück für Stück ein umfassendes und reflektiertes Gesamtbild über die wichtigsten Themen rund um das Kloster Fürstenfeld.

Der Herzogssohn

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Direkt hinter dem Eingang befindet sich die Holzfigur vom Ende des 17. Jahrhunderts. Sie zeigt Ludwig, den Sohn des Klostergründers und war Bestandteil des Stiftergrabmals, möglicherweise als Ersatz für eine mittelalterliche Figur. Geschaffen wurde sie vom berühmten bayerischen Barockbildhauer Lorenz Luidl. Der Herzogssohn kam 1290 bei einem Turnier ums Leben und wurde von seinem Vater, Ludwig dem Strengen, bei einer mehrtägigen Trauerfeier in Fürstenfeld beigesetzt.

Trauernde Mönche

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Darstellung sogenannter Pleurants - Mitglieder der Gesellschaft, die um den Verlust des Verstorbenen trauern und für sein Seelenheil beten - auf Grabmälern hat eine lange Tradition: Beispiele dafür gibt es schon aus der Mitte des 13. Jahrhunderts in der Abtei Saint Denis nördlich von Paris. Die beiden Pleurants, die im Museum gezeigt werden, sind aus dem 15. Jahrhundert und aus Eichenholz gefertigt. Sie stammen vom Fürstenfelder Stiftergrabmal, wurden aber erst 1987 wiederentdeckt.

Der Schuster

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Um das Jahr 1900 gab es in Bruck zahlreiche Schuster. Um den Besuchern zu verdeutlichen, wie deren Arbeitsalltag ausgehen haben könnte, gibt es im Museum eine liebevoll und originalgetreu eingerichtete Werkstatt. Sie zeigt einen Schuster, der an einem Schuh arbeitet, hinter ihm ist ein Regal voller Leisten zu sehen. Aber nicht nur der Schuster wird quasi zum Leben erweckt, nebenan wurde auch eine Küche mit vielen Utensilien aus der Zeit aus der Jahrhundertwende aufgebaut.

Der heilige Ulrich

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Aus einer der ältesten Besitzungen des Kloster stammt diese Figur des heiligen Ulrich. Aus Holz gefertigt um das Jahr 1320, stand sie in der alten Pfarrkirche Pfaffing. Diese war eine der Urpfarreien der Region und ging 1271 in den Besitz des Klosters über. Der heilige Ulrich war im 10. Jahrhundert Bischof von Augsburg und machte sich als Verteidiger der Stadt gegen die Ungarn einen Namen. Typisch ist die Darstellung mit einem Fisch und dem sogenannten Ulrichskreuz.

Reiseapotheke

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Die im Stadtmuseum befindliche Reiseapotheke stammt aus der Zeit um 1750 und gehörte einem Fürstenfelder Abt. Vermutlich stammt sie aus dem Besitz von Alexander Pelhammer (1745-1761), der im Laufe seiner Amtszeit zahlreiche Reisen unternehmen musste. Der handliche, annähernd würfelförmige Kasten war mit seinem Tragegriff für die Reise der Kutsche optimal geeignet. Die aufwendige Ausführung des kleinen Kästchens spiegelt den hohen Stand des Besitzers wider.

Heiliger Nepomuk

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

1766 hat der berühmte Rokoko-Bildhauer Ignaz Günther diese Holzfigur des heiligen Johannes Nepomuk gefertigt. Die kunsthistorische interessante Figur stand allerdings jahrzehntelang relativ unbeachtet in einer kleinen Kapelle an der Schlachthofbrücke. Erst 1988 ging sie aus städtischem Besitz in die Obhut des Klosters über. Der lokalen Überlieferung nach stammt die Figur ursprünglich aus der Brucker Kirche Sankt Magdalena, schriftlich belegen lässt sich das allerdings nicht.

Moderner Ludwig

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Ein zeitgenössisches Exponat findet sich etwas versteckt im zweiten Stock. Denn zum 20. Geburtstag haben sich Stadtmuseum und das Haus 10 im Jahr 2001 ein besonderes Projekt ausgedacht. Künstler waren eingeladen, in den Fürstenfelder Künstlerwerkstätten in zwei Wochen Werke zu erarbeiten. Die ausgestellte Skulptur von Michael Lauss zeigt Ludwig den Strengen in den Armen seiner drei Frauen. Inspiriert ist es von einem Holzbildnis, das ebenfalls im Museum zu sehen ist.

Klosterleben

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ebenfalls sehr modern ist die Medienstation, an der sich die Besucher über das Leben im Kloster informieren können. Aufgeteilt in die vier Kategorien "Tagesablauf", "Rundgang", "Regelwerk" und "Zeichen" erfahren die Besucher detailliert, interessant bebildert und teilweise interaktiv, wie der Alltag im Kloster ausgesehen hat. Etwa, welches Zeichen die Mönchen für Hitze oder König verwendet haben und welche Strafen drohten, wenn man das Gelände verließ.

Hazi-Altar

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Rokoko-Hausaltar des Abtes Martin Hazi vom Ende des 18. Jahrhunderts ist das Prunkstück der Dauerausstellung. Dabei steht er erst seit Ende März 2015 dort - als Dauerleihgabe des Diözesanmuseums Freising. Der Altar stammt ursprünglich aus der sogenannten Sommerabtei von Kloster Fürstenfeld, einem Repräsentationsraum des Abtes im ersten Obergeschoss des Westflügels. Gerettet wurde er vom Hofkaplan August Aumiller, der ihn etwa um 1908 erwarb.

Mini-Bavaria

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine echte Rarität ist diese Statuette der Bavaria. Denn in der von den beiden Bruckern Johann Baptist Stiglmaier und Ferdinand von Miller geführten Königlichen Erzgießerei wurde nur wenige Exemplare gegossen, die sie vor allem an Freunde und Familienmitglieder verschenkten. Das ausgestellte Exemplar konnte das Museum im Zuge einer Ausstellung erwerben. In der königlichen Erzgießerei wurde auch die Original-Bavaria gegossen, die auf der Theresenwiese steht.

Das Weiherhaus

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(Foto: Voxbrunner Carmen)

Das sogenannte Weiherhaus in Fürstenfeldbruck war bis in die Sechzigerjahre ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen. Bereits um 1920 hat der Brucker Maler Max Landschreiber in seinem Gemälde "Weiherhausidylle" die Atmosphäre dieses Ortes festgehalten. Im Jahr 1878 hat die Familie Weiß begonnen, an diesem Ort einen Gaststättenbetrieb aufzubauen, draußen in der Laube wurden Wein und Kaffee ausgeschenkt sowie die bekannten Zuckerbrezen vom Meitinger Bäck' serviert.

Soldaten im Kloster

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Im 19. Jahrhundert wurde das Kloster in ein Lazarett umgewandelt. Eine Darstellung aus dieser Zeit zeigt das Ölgemälde von Paul Thime aus dem Jahr 1891. Es ist so interessant, weil es eines der wenigen Zeugnisse ist, auf denen man sehen kann, wie das Kloster Ende des 19. Jahrhunderts im Inneren ausgesehen hat. So lässt sich erkennen, dass in die alten Gemäuer Holzwände eingezogen worden waren, um neue Räume abzutrennen und Platten den Boden schützen sollten.

Wer das komplette Museum an einem Tag erkunden will, kann noch in den zweiten Stock gehen, in dem sich alles um das Alltagsleben rund um das Jahr 1900 in Fürstenfeldbruck dreht. Anhand von Themenblöcken wie "Pflichten der Männer", "Pflichten der Kinder", "Pflichten der Frauen", "Volksvergnügen" oder "Sportvergnügen" können sich die Besucher dort informieren, wie die Menschen vor mehr als hundert Jahren wohl gelebt haben. Zahlreiche Exponate aus dieser Zeit lassen die vielen Informationen lebendig werden. So gibt es eine Ecke mit alten Spielzeugen, ein historisches Fahrrad und eine Schusterwerkstatt ( siehe unten). Thematisiert wird auch die Geschichte der Familie Miller, die zu den bedeutendsten in Fürstenfeldbruck gehört. So bleibt am Ende des Rundgangs vor allem die Erkenntnis, dass die Stadt eine bewegte, unterhaltsame und vor allem spannende Geschichte hat.

Das Museum ist auch in den Ferien durchgehend geöffnet, jeweils dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet vier Euro für Erwachsene, ermäßigt 2,50 Euro. Weitere Informationen im Internet unter www.museumffb.de

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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