Fürstenfeldbruck:Vom Wert des Lachens

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Regisseur Walter Steffen und Clownin Susi Wimmer bei der Präsentation von "Joy in Iran" im Brucker Lichtspielhaus. (Foto: Günther Reger)

Walter Steffen stellt seinen Film "Joy in Iran" vor

Von Max Grassl, Fürstenfeldbruck

Viele Filmliebhaber haben sich am Freitagabend im Foyer des Lichtspielhauses zusammengefunden. Sie stehen dicht an dicht um die Stehtische herum, ratschen ausgelassen, nippen an ihrer Biolimonade oder einem Glas Wein und beobachten den Klamauk Susie Wimmers. Sie ist Clown und Protagonist in "Joy in Iran" und gibt schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf ihre Arbeit und den bevorstehenden Dokumentarfilm von Walter Steffen, der ebenfalls zu Gast ist.

Der Regisseur lernte Susie Wimmer 2008 bei einem Auftritt in Starnberg kennen. Wimmer trat damals mit einer Kollegin, die von Steffen porträtierte wurde, auf. Der Filmemacher ist im Zuge dessen schnell mit Susie Wimmer ins Gespräch gekommen. Sie berichtete ihm über ihre Arbeit als zweite Vorsitzende bei "Clowns ohne Grenzen" und den damit verbundenen Einsätzen der Mitarbeiter. Diese reisen seit 2010 in Krisengebiete und führen dort ihre humorvollen Shows auf, um den dortigen Menschen ein wenig Lebensmut und Fröhlichkeit zu schenken. Diese Freude beschreiben die Clowns als eine kleine Rettungsinsel in einem Meer aus traumatisierenden und trostlosen Lebensumständen.

Wie diese Rettungsinsel letztendlich aussieht, macht Walter Steffen in seinem Dokumentarfilm deutlich. Dass der Weg bis zum fertigen Film nicht einfach gewesen sei, betont er in seiner Ansprache vor der Filmaufführung. Er habe nach ewiger Zeit des Probierens weder ein Journalistenvisum, noch eine Drehgenehmigung für den Iran bekommen. Auch von Seiten der bayerischen Filmförderung gab es Probleme: In einem Telefonat wurde zum Ausdruck gebracht, dass der Film schnell fertig werden solle, sonst müsse der Regisseur das vorgeschossene Geld bitte zurückzahlen. Zwei Stunden nach dem Telefonat rief ihn Susie Wimmer an und erzählte ihm von der bevorstehenden zweiwöchigen Reise in den Iran im Januar. Mit dem Satz: "Ich mach' das, wenn ihr das macht," fasste er daraufhin kurzerhand den Entschluss, auf eigene Faust in das Land einzureisen. Lediglich mit einer kleinen kinotauglichen Kamera dokumentierte er die Arbeit der "Clowns ohne Grenzen" Susie Wimmer, Andreas Schock und Moni Single.

Wie lustig und unvergleichlich derren Einlagen sind, stellt Susie Wimmer mit einem Liveauftritt, gepaart mit einem Vortrag über ihre Arbeit, zur Schau. Die 55-Jährige nimmt die Rolle ihres Alter Egos "Wummerl" ein. Mit der obligatorischen roten Nase stolpert sie durch die ersten Reihen des Kinos. Beengt wird sie durch ihren "Kollegen" Schlauch. Der Spieltunnel für Kinder hat sie fest in seinen Fängen und zwingt sie des Öfteren zu Boden. Der verbitterte Kampf führt zur sichtlichen Erschöpfung Susie Wimmers und des Publikums. Denn das muss stellenweise vor lauter Lachen nach Luft ringen, genau wie die Menschen, die den Clowns 2018 im Iran zusahen. Obwohl dort Umstände herrschen, die manche Zuschauer im Publikum im späteren Verlauf des Abends zwangen, zum Taschentuch zu greifen.

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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