Fürstenfeldbruck:Virtuose Leichtigkeit

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Das Orchester war unter der Leitung seines Gründers und Konzertmeisters Mikhail Gurewitsch bereits vor einigen Jahren im Stadtsaal zu hören. (Foto: Günther Reger)

Gelungenes Gastspiel des "dogma chamber orchestra"

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Kammerorchester sind im Vergleich zu Symphonieorchestern nicht nur kleiner im Hinblick auf die Zahl der Musiker, sondern bestehen häufig ausschließlich aus Streichern. So verhielt es sich auch beim "Dogma Chamber Orchestra", das zum Abschluss der Fürstenfelder Konzertreihe im Stadtsaal gastierte. Das Orchester war unter der Leitung seines Gründers und Konzertmeisters Mikhail Gurewitsch bereits vor einigen Jahren hier zu hören. Auf dem Programm standen Werke aus dem 19. und 20. Jahrhundert von Samuel Barber, Carl Maria von Weber und Pjotr Iljitsch Tschaikowski.

Wollte man die Spielweise in einem Satz beschreiben, dann könnte man sie kraftvoll und präsent zupackend nennen. Das traf auch auf die einleitende Serenade für Streicher op. 1 von Samuel Barber zu. Im Kopfsatz (Un poco adagio), der als Klangstudie im Piano angelegt ist, wurde aus dem kraftvoll-zupackenden Gestus ein sensibel austarierender. Die dynamische Entwicklung korrespondierte mit den harmonischen Fortschreitungen. Das folgende Allegro con spirito erwies sich als Werk des 20. Jahrhunderts: Hier war der Verlauf deklamiert und in die erweiterte Tonalität eingebettet. Ausbalanciert überzogen die Spannungsbögen sowohl den gezupften als auch den dicht gestrichenen Gestus. In der fließenden Bewegung des Andante con moto gab es subtile Abschattierungen im Klang, und bei den dichten Linien stellte sich eine wohlige Sattheit des Tons ein. Mit einem effektvollen Frage-und-Antwort-Spiel beendete eine Dance das Werk.

Beim Quintett für Klarinette und Streichquartett in B-Dur op. 34 von Carl Maria von Weber handelt es sich um ein Kammermusikwerk. Durch Vervielfachung der Streicher entstand hier ein veritables Solokonzert für die Klarinette, das alle Bedingungen an ein Bravourstück erfüllte. Als Solist war Thorsten Johanns zu hören, dem neben klangvoller Virtuosität insbesondere am Klangfarbenspektrum seines Instruments gelegen war. An dieser Stelle traf er sich kongenial mit dem Komponisten Weber, der insbesondere auch den hohl-dämonischen Klang der Klarinette dramaturgisch geschickt eingesetzt hat. So war es eine Freude, die hin- und hergeworfenen Motivbälle zwischen dem Orchester und dem Solisten im Kopfsatz Allegro zu verfolgen. In der Fantasia trugen die Musiker des Orchesters die Kantilenen des Solisten quasi auf Händen und balancierten diese wie farbige Edelsteine, die dabei zu funkeln begannen. Das Final-Rondo sprühte vor Energie und Witz und evozierte dadurch die spontanen Bravo-Rufe, die sich in den Beifall mischten.

Tschaikowskis Sextett für zwei Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli op. 70 trägt den Beinamen "Souvenir de Florence". Die Leichtigkeit des Ausdrucks und die wunderbar singenden Kantilenen der ersten Geigen ließen im Eingangssatz Allegro con spirito eine plausible klangliche Begründung für diesen Titel erkennen. Die serenadenhafte Aura des Adagio-Satzes und der folkloristische Einschlag im Allegretto prägten kraftvolle Charaktere.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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