Fürstenfeldbruck:Vier Kontrolleure für 2000 Betriebe

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Im Fokus der Lebensmittelüberwachung im Landratsamt stehen große Auslieferungslager. Einmal in drei Jahren müssen sie mit Kontrollen rechnen.

Peter Bierl

Wie bei jedem Lebensmittelskandal hat die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) auch dieses Mal härtere Kontrollen angekündigt. Zuständig sind die Bundesländer, ausführendes Organ die Landratsämter. Bei der Kreisbehörde Fürstenfeldbruck sind vier Kontrolleure für rund 2000 Betriebe zuständig. Unternehmen, die Fleisch verarbeiten, werden einmal im Jahr überprüft. Ein zusätzliches eigenes System gilt bei der Solidargenossenschaft Brucker Land.

"Man kann nicht, wie auf dem Flughafen die Koffer, jedes Schnitzel über den Scanner ziehen", sagt Landrat Thomas Karmasin (CSU) auf die Frage, ob er die Kontrollen für ausreichend hält. Die Veterinäre prüfen die Haltung von Tieren, die Lebensmittelkontrolleure konzentrieren sich auf die großen Auslieferungslager wie in Eichenau von Aldi, erzählt er.

Nach Angaben von Beatrice Witzmann, Abteilungsleiterin Lebensmittel-Überwachung im Landratsamt, wird jeder Betrieb im Landkreis, der mit Lebensmitteln zu tun hat, im Schnitt maximal einmal in drei Jahren kontrolliert. "Risikoabhängig" würden jedoch manche Sparten öfter überprüft, wie etwa die Unternehmen, die mit Fleisch zu tun haben. Im vergangenen Jahr haben die vier Kontrolle des Landratsamtes insgesamt 1146 Kontrollen durchgeführt.

Die Hersteller von Eiern und Nudeln für Brucker Land unterliegen einem zusätzlichen Kontrollsystem. Jeder Betrieb muss in einem Aktenordner alle Einkäufe von Junghennen und Futter dokumentieren. Die kleinen Hühner dürfen kein Futter gefressen haben, das gentechnisch veränderte Stoffe enthielt. Wer selber Futter anbaut oder mischt, muss eine Bescheinigung vorlegen, dass er die Mischanlage immer gereinigt hat.

Einmal jährlich, im Februar, wird geprüft, ob auf jedem Hof die Zahl der Hennen, das verwendete Futter und die Menge der Eier zusammen passen, erzählt Elsbeth Seiltz, die Vorsitzende des Dachverbandes Unser Land. Ähnlich würde die Menge der produzierten Nudeln, mit der Zahl der Eier, der Hennen und deren Futter nach dem Prinzip der Mengen-Plausibilität verglichen und die Herkunft des Hartweizengrießes kontrolliert.

Wegen des aktuellen Dioxin-Skandals hat der Verband noch einmal extra das Futter auf das Gift hin überprüfen lassen. "Wir haben saubere Werte", stellt Seiltz fest. Dass wie bei dem Nitrofen-Skandal vor einiger Zeit in Bio-Produkten Giftstoffe auftauchen können, weil es auch in der Öko-Branche lange, geografisch weit auseinanderliegende Produktionsketten gibt, hält sie für ausgeschlossen. "Unsere Futtermittel kommen aus der Region."

Landrat Karmasin sagt, wolle jemand "mit krimineller Energie" Lebensmittel vergiften, sei das sowieso nicht zu verhindern. Das grundsätzliche Problem sind seiner Ansicht nach die Verbraucher, die in "Mithaftung" genommen werden müssten, weil sie billige Produkte vorziehen. "Ein gescheites Lebensmittel hat seinen Preis und es muss auch nicht jeden Tag Fleisch auf den Tisch", sagt der Hobby-Koch, der einfache Gerichte und italienische Pasta bevorzugt. Karmasin rät zum Einkauf auf dem Bauernmarkt.

© SZ vom 07.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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