Fürstenfeldbruck:Vielfältige Aufgaben

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Der Landfrauenchor sorgt beim Landfrauentag in Mammendorf für musikalische Untermalung. (Foto: Günther Reger)

Das Berufsbild der Landfrauen befindet sich im Wandel

Von Lena von Holt

MammendorfDie Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Vor allem ist sie heute eins: vielfältig. Während sich Bauernhöfe früher nur nach Größe unterschieden, findet man heute eine hohe Spezialisierung der Betriebe vor. Neben- oder Vollerwerb, Sau- oder Milchviehzucht, Ackerbau oder Erlebnisbauernhof - die Bandbreite ist riesig und die Entscheidungsfreiheit der Bäuerinnen groß. Auf diese Weise habe sich auch das Berufsbild der Bäuerin verändert, erklärt Kreisbäuerin Gabi Waldleitner am Freitag auf dem Landfrauentag in Mammendorf. Damals sei die Aufgaben der Frau auf den Höfen klar definiert gewesen. Sie war für das Feld, die Kinder und den Haushalt zuständig. Dagegen habe die "moderne" Bäuerin immer öfter auch noch einen Beruf.

Diese Freiheit, sich für etwas entscheiden zu können, komme der Bäuerin zu Gute und sei Grundvoraussetzung für Vielfalt. Die Zahlen der jungen Menschen, die sich in der Landwirtschaft ausbilden lassen, seien so hoch, wie lange nicht mehr. Auch das ist laut Waldleitner die Folge zunehmender Wahlfreiheit. Die Auszubildenden würden heute die Möglichkeit haben, sich selbstständig für den Beruf zu entscheiden. Nicht wie früher, als man Bauer wurde, weil schon seine Eltern und dessen Eltern welche waren. Wie für viele im Saal, sind auch für Waldleitner Tradition und Heimatverbundenheit wichtige Werte. Aber genauso wichtig, betont sie, sei für sie Toleranz. Deshalb ruft sie dazu auf, Schutzsuchende nicht als Bedrohung, sondern als Menschen zu sehen. Durch die neuen Kulturen, die sie mitbringen, könnten sie auch eine Chance für mehr Vielfalt in unseren Gemeinden sein.

Über 100 Frauen aus dem Landkreis sind an diesem Vormittag gekommen. Zwischen sie hat sich auch Landrat Thomas Karmasin gemogelt. Den Freitag, an dem er üblicherweise in München über Flüchtlingspolitik diskutiert, hat er sich für ein anderes Anliegen freigehalten: Er bittet die Frauen um Unterstützung. Immerhin sei die Flüchtlingssituation auch ein Thema, was die Frauen hier berühre. Außerdem würde die Hilfe genau das von ihnen verlangen, was sie ohnehin so gut könnten: "sich kümmern".

Dazu beigetragen, dass die Landwirtschaft so vielfältig geworden ist, hätten vor allem die Frauen, betont Maria Magdalena Hochgruber Kuenzer. Sie nennt die Bäuerin "die Mutter der Landwirtschaft". In ihren Händen würde auch die Zukunft liegen. Hochgruber Kuenzer ist Landtagsabgeordnete in Südtirol und war von 2002 bis 2011 Landesbäuerin. Als Ehrengast spricht sie am Freitag zu den Landfrauen: "Ich bin eine von euch". Hochgruber Kuenzer, die selbst auf einem Bauernhof in Südtirol aufgewachsen ist, weiß, wovon sie spricht. Als eine von 14 Kindern musste sie früh mit anpacken und Verantwortung übernehmen. Darüber hinaus habe sie aber auch immer das Bedürfnis gehabt, sich weiterzubilden, Neues und Unbekanntes zu erfahren. Genau das würde die Vielfalt des Lebens ausmachen, die für die Frauen nie zuvor so leicht zugänglich war, wie heute. Daher lautet ihr Appell an die Landfrauen: "Seid neugierig und offen für Veränderungen!".

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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