Fürstenfeldbruck:Viele Vorbilder auf der Bühne

Lesezeit: 2 min

Mitglieder der Neuen Philharmonie München bereiten sich auf ihren Auftritt im Stadtsaal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld vor. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Format "Junge Stars in Fürstenfeld" begeistert wieder das Publikum

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Es war wie in jedem Jahr und doch irgendwie erfrischend neu: Das diesjährige Konzert "Junge Stars in Fürstenfeld", das in Kooperation des Kulturvereins Fürstenfeld mit dem Veranstaltungsforum durchgeführt wird, fand am vergangenen Mittwoch im Stadtsaal statt. Den vollen Klang eines Orchesters mit vierzig Musikern auf der Bühne und einem zwar locker besetzten, aber doch ausverkauften Zuschauerraum hatten die Besucher lange nicht erlebt. Das Publikum war äußerst konzentriert und dankbar, was sich am Beifall ablesen ließ. Es gastierte wie in den vergangenen Jahren die "Neue Philharmonie München", diesmal unter Leitung des Dirigenten Joseph Bastian.

Der Begriff "Star" weckt zumindest beim zweiten Hinschauen nicht nur positive Assoziationen, in ihm stecken auch Starkult und vielfache Gefährdungen an der Spitze. Damit aber haben die "Jungen Stars" hier nichts gemein, denn hier sind Menschen gemeint, die am Anfang einer vielversprechenden Karriere stehen. Diesmal präsentierten sich die Sopranistin Katharina Sandmeier und der Cellist Thomas Haas. Sie hatten dadurch die Möglichkeit, als Solisten mit einem Symphonieorchester aufzutreten.

Wenn man den Begriff "Star" durch "Vorbild" ersetzt, dann kommt man dem, was hier zu beobachten war und was unsere Zeit dringend braucht, deutlich näher: Jedes Mitglied im Orchester setzt sich mit großem Können für die Gemeinschaft ein, engagiert sich nicht nur zum eigenen Vorteil für die Musik, sondern stellt das eigene Tun dem Publikum zur Verfügung. Wenn man so will, dann sind alle Mitglieder des Orchesters "Junge Stars". Hinzu kommt, dass sich die "Neue Philharmonie München" als international besetztes Orchester versteht, das Verständigung unter jungen Menschen auf dem Feld des Musizierens ermöglicht.

Mit der 24-jährigen Sopranistin Katharina Sandmeier aus Fürstenfeldbruck stand eine Sängerin auf der Bühne, die ihr Studium abgeschlossen hat und nun wichtige Stationen auf dem weiteren Berufsweg gehen möchte. Szene und Arie "Ah, perfido'" ("Ha! Treuloser!") von Ludwig van Beethoven schienen ihr da wie auf den Leib geschrieben. Die Idee, Emotionen via Stimme, Mimik und Gestik zu transportieren, beherrscht sie ausgezeichnet. Vom ersten Ton an setzte sie auf Hochspannung auch im Publikum, und das Orchester war ihr dabei ein umsichtiger Begleiter. Bühnenpräsenz und Operngestus beeindruckten, gleichzeitig aber auch die präzise Abstimmung mit dem Orchester.

Danach war der 19-jährige Cellist Thomas Haas mit dem Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 in a-Moll op. 33 von Camille Saint-Saëns zu hören. Ihn hatte sein Lehrer an der Hamburger Musikhochschule, Sebastian Klinger, bei dem er seit einem Jahr studiert, empfohlen. Den Impuls zu Beginn setzte der Cellist, der damit auch seine klare Führungsrolle definierte. Er entwickelte dabei stets eine Zielrichtung hin auf tragfähige musikalische Bögen. Charakteristisch zarte Orchesterpassagen beantwortete er mit ganz sinnlich weichem Ton und reicherte sie mit ausgeglichenem Vibrato an. Sphärisch gerieten die klangvollen Flageolettpassagen.

In der ersten Konzerthälfte hatte sich das Orchester in kleinerer Besetzung mit dem rhythmisch wie tonlich anspruchsvollen Concerto in Es-Dur für Kammerorchester ("Dumberton Oaks") von Igor Strawinsky sowie in voller Besetzung mit Felix Mendelssohn Bartholdys Symphonie Nr. 3 ("Schottische") dem Publikum in Fürstenfeldbruck präsentiert.

Joseph Bastian führte sein Orchester klar, ließ den Musikern aber auch genug Spielraum, um frei zu musizieren. Auf diese Weise entstand ein fast professioneller, ebenso kompakter wie differenzierter Klangeindruck, der allen Werken des Abends stilistisch gut gerecht wurde. Dass das Publikum zu einem großen Prozentsatz aus Menschen in reiferem Alter bestand, ist auch ein eindrucksvolles Zeugnis für die Verständigung zwischen den Generationen. Der jubelnde Beifall und die Begeisterung der Zuhörer kamen daher von Herzen.

© SZ vom 02.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: