Fürstenfeldbruck:Verständnis und Respekt

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Die ehemalige SPD-Abgeordnete Uta Titze-Stecher erlebte Hasselfeldt vor allem als CSU-Sprachrohr. (Foto: Johannes Simon)

Wegbegleiter der CSU-Landesgruppenchefin würdigen deren Leistungen und gestehen ihr den Rückzug ins Private zu

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Respekt und Anerkennung kennzeichnen die Reaktionen von Landkreispolitikern auf Hasselfeldts Ankündigung, auf eine weitere Bundestagskandidatur zu verzichten. Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet (CSU) bedauert die Entscheidung und spricht wegen der großartigen Leistungen Hasselfeldts für den Landkreis und für die Partei von einem enormen Verlust. In einer schwierigen Situation hat die Politikerin als Kreisvorsitzende laut Bocklet die Landkreis-CSU gut geführt und neu aufgestellt. Bocklet zeigt Verständnis dafür, dass die Landesgruppenchefin nach konfliktreichen schweren Zeiten in Berlin nun ruhigere Jahre im Kreis ihrer Familie verbringen will.

Die ehemalige Kontrahentin Hasselfeldts im Wahlkreis, die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Titze-Stecher aus Eichenau, stimmt nicht in die Lobeshymne auf die CSU-Spitzenpolitikerin mit ein. "Ich habe sie als Sprachrohr der CSU empfunden, da stand von Bewunderung nichts an", sagt sie. Um zu ergänzen: "Wir haben uns nicht besonders gut vertragen, weder politisch, noch persönlich." Entspannt hat sich das Verhältnis zwischen den Frauen erst nach dem Rückzug von Titze-Stecher aus dem Bundestag. Dann lernte sie die freundliche, diplomatische Seite von Hasselfeldt kennen, mit der sie es schaffe, die "störrische CSU-Landesgruppe zusammenzuhalten". Respekt zollt die SPD-Politikerin Hasselfeldt dafür, dass sie sich als Landesgruppenchefin in die Pflicht nehmen ließ. Dieser Posten habe sicher nicht zu ihrer Lebensplanung gehört. Hasselfeldts Satz "Wer betrügt, der fliegt" im Zusammenhang mit Arbeitsmigranten aus Osteuropa kann Titze-Stecher der CSU-Politikerin immer noch nicht nachsehen.

Der FW-Kreisrat und ehemalige Bürgermeister von Mammendorf, Hans Thurner, bekennt, gerne mit Hasselfeldt zusammengearbeitet zu haben. Die Abgeordnete sei in ihrem Wahlkreis gut verwurzelt, authentisch und glaubwürdig. Über das Geschehen in Berlin habe sie "transparent" informiert und bei regelmäßigen Runden, zu denen sie die Bürgermeister der Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau einlud, klar gemacht, auf der Seite der Kommunen zu stehen. Das gilt vor allem für die Finanzkrise der Kommunen nach der Wiedervereinigung. Besonders lobt Thurner, wie es Hasselfeldt als Bundesbauministerin gelang, die Wohnungsnot der Neunzigerjahre zu lösen, als aus Ostdeutschland viele Arbeitssuchende in die Region kamen. Damals habe sie mit einer Änderung des Baugesetzes den Ausbau von Dachgeschossen erleichtert, womit ohne große Investitionen schnell viele Wohnungen geschaffen wurden. "Hasselfeldt hat eine herausragende Funktion in Berlin und wir haben alle davon profitiert", lautet Thurners Fazit.

Von der Nachricht, dass ihre CSU-Kollegin nicht mehr kandidieren will, zeigt sich die Germeringer Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) überrascht. Immerhin repräsentierte sie den Wahlkreis Dachau/Fürstenfeldbruck für die CSU seit 1990 im Bundestag. Das sei eine lange Zeit. Dafür gilt der CSU-Landesgruppenchefin der Respekt der Grünen. Jeder, der die Politik kenne, wisse, wie aufreibend diese Arbeit sein könne. Als Landesgruppenchefin habe Hasselfeldt eine besondere Stellung und Verantwortung. Die vergangenen Wochen hätten in der Flüchtlingspolitik gezeigt, wie schnell man selbst mit ihrer Erfahrung zwischen die Fronten von Horst Seehofer und der Kanzlerin geraten könne. Deshalb hat die Germeringerin für die Entscheidung Verständnis. Persönlich lernte Walter-Rosenheimer Hasselfeldt als freundliche, angenehme Kollegin der eher moderaten Töne kennen, wenn sie auch politisch nur selten einer Meinung waren.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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