Fürstenfeldbruck:Unterricht fällt aus

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Klassenzimmer ohne Schüler: Im Landkreis Fürstenfeldbruck fallen im Vergleich mit anderen Kreisen viele Stunden aus. (Foto: Peter Endig/dpa)

An den Gymnasien und Realschulen im Landkreis werden mehr Schulstunden gestrichen als im oberbayerischen Durchschnitt. Der zuständige Ministerialbeauftragte nennt vielerlei Gründe dafür

Von Anna Landefeld-Haamann, Fürstenfeldbruck

An den Gymnasien und Realschulen im Landkreis fällt im Vergleich zu anderen oberbayerischen Schulen überdurchschnittlich viel Unterricht aus. In den Schuljahren 2012/13 und 2013/14 wurden 3,3 Prozent aller Schulstunden an Gymnasien und 1,9 Prozent an Realschulen ersatzlos gestrichen. Dagegen waren es beispielsweise an Realschulen im Landkreis Freising nur 0,9 Prozent, an Gymnasien im Landkreis Dachau 1,9 Prozent. Dies geht aus einer Landtagsanfrage vom 11. September hervor. "Statt nur von Bildung zu reden, muss das Bildungsministerium mehr praktische Lösungen für Probleme umsetzen", kommentiert der Eichenauer SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein die Antwort der bayerischen Staatsregierung.

"Wir wollen keineswegs etwas beschönigen, aber es ist wichtig, die Zahlen differenziert zu betrachten", sagt Ernst Fischer, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Oberbayern-West. Laut Fischer fallen in absoluten Zahlen durchschnittlich anderthalb Unterrichtsstunden pro Woche an den Brucker Realschulen aus. Trotzdem liegt der Landkreis damit etwa 0,5 Prozent über dem bayernweiten Durchschnitt. Seit drei Jahren müssen die Schulen ihren Stundenausfall wöchentlich dokumentieren und der Dienststelle des Ministerialbeauftragen melden.

Regelmäßig erkundigt sich Fischer bei den Direktoren nach den Gründen. Neben Erkrankung werden auch häufig Fortbildungen und außerschulische Aktivitäten als Ursachen genannt. So sind zwei der insgesamt vier Realschulen im Landkreis sogenannte Seminarschulen, an denen Referendare ausgebildet werden. Um auf dem neusten pädagogischen Stand zu bleiben, müssen sich die ausbildenden Lehrer häufiger als ihre Kollegen fortbilden. Einerseits würden so eine gute Referendarsausbildung und zeitgemäßes Lernen ermöglicht, andererseits müssen Unterrichtsstunden vertreten werden oder im schlimmsten Fall ausfallen, sagt Fischer. Bei Exkursion, Landheimfahrt oder Schüleraustausch stünden die Schulen vor demselben Problem. Darüber hinaus ist der Anteil junger Frauen unter den Brucker Realschullehrern überdurchschnittlich hoch. Sie müssten häufiger vertreten werden, weil sie schwanger werden und danach in den Mutterschutz gehen. "Eine Tatsache, die ich aber nicht ändern kann und auch nicht möchte", so der Ministerialbeauftragte. Seit zwei Jahren muss jede Realschule ein Vertretungskonzept vorweisen, um "qualitativ adäquaten Ersatzunterricht" zu gewährleisten. So sind in den vergangenen Schuljahren in keinem Pflichtfach dauerhaft Stunden ausgefallen.

An bayerischen Gymnasien versucht das Kultusministerium mit sogenannten "integrierten Lehrerreserven" dem Unterrichtsausfall entgegen zu wirken. Seit dem vergangenen Schuljahr wurden diese an allen Gymnasien eingerichtet. Das heißt, die Schulen bekommen einen Lehrer oder zumindest einzelne Stunden mehr zugeteilt, als sie eigentlich bräuchten. Wenn ein Kollege krank wird und ausfällt, kann dieser Lehrer schnell und unkompliziert einspringen.

Am Max-Born-Gymnasium in Germering hat sich die Lehrerreserve bereits seit drei Schuljahren bewährt. Direktor Robert Christoph hat ein Stundenkontingent im Umfang einer Vollzeitstelle, das heißt 23 Stunden, vom Ministerium zugeteilt bekommen. "Für die Gymnasien war das eine Art Paradigmenwechsel" , sagt Christoph. Vorher musste der Unterricht entweder ausfallen oder ein Lehrer zusätzlich Stunden halten.

Herbert Kränzlein gehen die Maßnahmen des Kultusministeriums aber nicht weit genug: "Ich weiß aus vielen Einzelgesprächen, dass es großen Handlungsbedarf gibt." Für ihn sei die Lösung sehr leicht: Mehr Lehrer einstellen.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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