Fürstenfeldbruck:Unternehmer lassen sich verzaubern

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Ein Magier unterhält beim Wirtschaftsempfang des Landkreises die 250 Besucher. Die freuen sich nicht nur über die Illusion, auch mit der Realität sind Handwerker und Freiberufler recht zufrieden

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Realität oder Illusion? Besonders eine Bankführungskraft kann das gut auseinanderhalten, möchte man meinen. Wenn er Geldscheine zählt, dann ist doch zehn gleich zehn. Peter Harwalik, Vorstandsmitglied der Sparkasse Fürstenfeldbruck, hatte beim Wirtschaftsempfang des Landkreises aber seine Probleme. Zauberer Jörg Alexander zählte ihm zehn Zehn-Euro-Scheine in die Hand. Als Harwalik sie Alexander in die Hand zurückzählte, waren es nur noch neun, eine Runde später sogar nur noch acht. "Das machen die immer so", höhnte ein Zwischenrufer aus dem Publikum und die Besucher im Landratsamt freuten sich.

"Wann haben Sie zum letzten Mal so richtig gestaunt?", leitete Alexander seinen Auftritt ein. Harwalik war anzumerken, dass er verblüfft war, als er von der Bühne ging. Doch nicht nur ihm war schleierhaft, wie sich die Zehn-Euro-Scheine mal vermehrten und wieder verringerten. Alexander beeindruckte weiter, indem er Worte erriet, die sich vier Besucher aus Büchern merkten oder den Ehering eines Besuchers an einen Schlüsselbund zauberte. Neben weiteren erstaunlichen Zaubertricks gab er den etwa 250 geladenen Handwerkern, Unternehmern, Freiberuflern und Landkreispolitikern auch Kommunikationstipps mit auf den Weg. Worte würden oft sehr subjektiv aufgefasst und "haben immer ein Übersetzungsproblem", sagte Alexander. Deshalb sei es wichtig, "selber genau zu hören, wie man Dinge sagt". Es gelte sich mit seinem Gegenüber darauf zu verständigen, was genau gemeint sei. Der Verstand als Kontrollinstanz funktioniere dabei häufig nicht, weil das Unterbewusste und Vorerfahrungen der Menschen bei Begriffen mitspielen und es deshalb zu Verständigungsproblem komme. "Sie sind nicht Herr im eigenen Haus", mahnte der Illusionist. Die Zaubertricks, die Alexander später noch an den Stehtischen im Foyer fortsetzte und die sein Publikum staunen ließen, amüsierten alle.

Peter Harwalik von der Sparkasse Fürstenfeldbruck versucht, sich nicht von Magier Jörg Alexander (rechts) verwirren zu lassen. (Foto: Günther Reger)

Doch ist mein wirtschaftlicher Erfolg Realität oder vielleicht eine Illusion? Die Zahlen am Jahresende sprechen eine deutliche Sprache und sind wohl die Wahrheit für die Unternehmen im Landkreis. Die Unternehmer beklagten sich an diesem Abend nicht. Zufrieden zeigte sich Georg Ostermeier aus Loitershofen (Hattenhofen), der als Zulieferer für die Automobilindustrie arbeitet. 15 Mitarbeiter im Familienunternehmen prüfen und messen zum Beispiel Airbags. "Uns geht's gut", bestätigte Ostermeier. Die VW-Krise zeige bei ihm noch keine Auswirkungen. Da ist qualifizierter Nachwuchs schon eher ein Problem. Der fehle, sagte der Firmenchef. "Metallberufe scheinen bei Jugendlichen nicht so gefragt", erklärt sich Ostermeier die wenigen Bewerber für einen Ausbildungsplatz.

Junge Flüchtlinge hält Ostermeier mangels Deutschkenntnissen vorläufig noch nicht geeignet für einen Ausbildungsplatz. Auch Wolfgang Metsch, Malermeister aus Adelshofen, sieht das so, weil die einfachen Arbeiten auch in seiner Branche der Vergangenheit angehören. "Wände anstreichen ist vorbei", sagt Metsch, das sei längst in den Do-it-Yourself-Bereich abgewandert. Oder polnische Einzelunternehmer machten das billig. Johann Stürzer (CSU), Referent für Wirtschaftsförderung im Kreistag, schätzt, dass es ein Jahrzehnt dauern wird, bis die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsprozess gelinge, ist sich aber sicher: "Leute, die willig sind, werden ihren Weg machen." Metsch zahlt seinen acht Mitarbeitern den doppelten Mindestlohn. Dafür streichen die Fachkräfte Fassaden an oder fertigen in Wohnungen und Häusern "etwas Besonderes mit hochwertiger Farbe". 55 bis 60 Stunden Arbeiten pro Woche sind bei Ostermeier und Metsch keine Seltenheit.

Die Zaubertricks, die Jörg Alexander beim Wirtschaftsempfang zeigte, bereiteten den Zuschauern großen Spaß. (Foto: Günther Reger)

Auch bei Eike Hunscheid nicht, die Garten- und Landschaftsbau im Landkreis erfolgreich betreibt. Sie steht dafür, jedem Unternehmensgründer Mut zu machen. Vor zehn Jahren hat sie ihr Unternehmen gegründet und später Platz eins beim Unternehmensgründerpreis belegt. "Die Eigenmotivation ist entscheidend", bekräftigte Hunscheid. Auch Jörg Alexander motivierte das Zaubern mehr als alles andere. Der gelernte Elektroingenieur entschied sich vor 20 Jahren Zauberprofi zu werden. Auch das akribische Beobachten seiner flinken Hände bei seinen Kartentricks half nicht, ihm auf die Schliche zu kommen.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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