Fürstenfeldbruck:Unterhaltsame Liebeleien

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Beim höchst gelungenen Faschingskonzert des Philharmonischen Chores Fürstenfeld finden Paare zueinander und manch einer zu sich selbst. Dabei bekommt das Publikum bekannte und weniger bekannte Melodien mit eigenen Texten zu hören

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

"Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön" - so lautet der Textanfang eines Volksliedes. Mit dem Philharmonischen Chor Fürstenfeld kann man derzeit an insgesamt zehn Terminen eine "Philharmonische Kreuzfahrt" unternehmen. Diese Kreuzfahrt ist nicht nur lustig und schön, sie ist quasi ein zweistündiges Unterhaltungs-All-inclusive-Paket im Sparkassensaal. Auch wenn es die Philharmonischen Faschingskonzerte inzwischen seit fast vierzig Jahren gibt und sich diese Veranstaltung im Lauf der Zeit erheblich verändert hat, so scheinen die Ideen doch nie auszugehen, ebenso wenig wie die Akteure, die bereit sind, sich hier einzubringen: Da gibt es solche, die prima solistisch singen können und andere, die zumindest glauben, dass sie das hervorragend beherrschen. Nicht zuletzt gibt es solche, die wissen, dass sie es eigentlich nicht können, diesen Umstand aber zur Belustigung des Publikums und sich selbst karikierend einsetzen. Gemeinsam ist den 16 Akteuren im Ensemble auf der Bühne aber, dass sie wunderbar im Chor und damit auch in der Gruppe singen - und dass dadurch das musikalische Niveau nicht durch Klamauk ersetzt, sondern bereichert wird.

Die Musik ist genre- und spartenübergreifend angelegt und durch treffende Arrangements von Armin Braun an die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten der Live-Band angepasst. Ihr gehören neben Armin Braun selbst an verschiedenen Instrumenten Yoko Seidel (Klavier), Jürgen Richter (Bass, Gitarre, Tuba) und Tobias Plutka (Schlagzeug) an. Bekanntes und Unbekanntes wird hier ständig miteinander kombiniert. Zu Melodien, die man im Ohr hat, hat Jens Hunecke neue Texte geschrieben, die zur jeweiligen Situation passen. Damit man am Schluss auch benennen kann, was man gehört hat, sind die Titel der Musiknummern in Spiegelschrift auf einem Einlageblatt im Programm zusammengefasst. Dadurch entsteht eine Mischung aus Überraschung und Gewissheit, weil jeder Hörer individuell entscheiden kann, ob und wann er die Zeilen in Spiegelschrift lesen möchte.

Dramaturgisch ist es diesmal ausgezeichnet gelungen, zusätzlich zum Motto auch eine Liebesgeschichte in den Verlauf zu implementieren, wodurch ein roter Faden durch den Abend entsteht. Zentrum ist der Vater, Graf von und zu Schnöseleck alias Peter Seitz, der seine Tochter (Tamara Specht) nicht an einen jungen Mann (Jens Hunecke) verlieren möchte, am Ende aber doch der Verbindung zustimmt. Um dieses Geschehen reihen sich weitere Liebeleien, auch in der Spielart der Eifersucht. Das Publikum wird immer wieder auf geschickte Weise als Mitakteur einbezogen.

Immer wieder beeindrucken veritable Gesangsleistungen die Zuhörer, etwa der am Jazz orientierte "Frauendreigsang" in "Zum Abschied". Manchmal weiß man gar nicht, was man primär tun soll, schauen oder hören: Auf "Sport ist Mord" und Herztropfen aus dem Flachmann folgt die "Fitnessberatung", die das Wogen einer Barcarole als Behandlung einsetzt. Der verbale Schlagabtausch in "Karriereprobleme" endet mit der Wortspielerei "Weichei" (sie an ihn) versus "talentfrei" (er an sie). In Sparkassenwitschko stehen Akteure und Zuschauer vor einer großen Pyramide, die durch einen meditativen südamerikanischen Tanz illustriert wird. Komödiantisch perfekt inszeniert ist die folgende Nummer "Auf dem Wochenmarkt", in der Bananen und Kokosnüsse feilgeboten werden. Zu Disco-Kugel-Sternen begegnen sich später dann musikalisch überzeugend drei Paare in "Zauber der Nacht". Gegen Ende steigt schließlich effektvoll eine Tänzerin aus einer lebensgroßen Geschenkbox, während der alternde Graf Gemeinsamkeiten mit einer fitnessresistenten Mitreisenden quasi im zweiten Frühling entdeckt.

Dadurch, dass viele der Mitwirkenden vor und hinter der Bühne schon viele Jahre dabei sind, hat sich inzwischen eine professionelle Routine eingestellt. Für Idee und Produktion zeichnet Rafael Hösel verantwortlich, für Regie und Choreografie Peter Haase. Beate Heinsius (Kostüme), Sabine Finnigan (Maske) und Harald Frisch (Licht und Ton) ergänzen das Team. Die in diesem Jahr erreichte Qualitätsstufe wurde vom Publikum nicht nur eifrig beklatscht, sie legt auch die Messlatte für das kommende Jahr höher.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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