Fürstenfeldbruck:Überstunden wegen neuem Personalausweis

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Seit Anfang November gibt es den digitalen Personalausweis. Für die Mitarbeiter der Stadt Fürstenfeldbruck bedeutet das vor allem eines: mehr Arbeit.

Ariane Lindenbach

Noch ist der neue digitale Personalausweis nicht im Umlauf, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass er nicht nur teurer als der alte ist, sondern der Arbeitsaufwand für die Behörden auch erheblich steigen dürfte. Die Stadt Fürstenfeldbruck etwa rechnet mit 110 Tagen Mehrarbeit im Jahr.

Der neue digitale Personalausweis ist nur noch so groß wie eine Scheckkarte. Auf einem Chip sind die biometrischen Daten des Besitzers abgespeichert. Der Ausweis kann ab Anfang November beantragt werden. (Foto: dapd)

Vom heutigen Dienstag an kann der neue digitale Ausweis beantragt werden. Er ist so groß wie eine Scheckkarte und enthält einen Chip, auf dem die biometrischen Daten des Inhabers, optional auch die Fingerabdrücke, gespeichert sind. Des weiteren bietet er einen elektronischen Identitätsnachweis, mit dem sich der Nutzer beispielsweise im Internet ausweisen kann - sofern er das notwendige Lesegerät hat.

Mit 28,80 Euro ist der neue Pass jedoch deutlich teurer als der bisherige, der acht Euro kostet und noch bis Ende Oktober beantragt werden konnte. Wie sich schon jetzt abzeichnet, wird der neue Ausweis bei den Passämtern wegen des höheren Beratungsbedarfs zu spürbar mehr Arbeit führen. Da es bislang noch keine Erfahrungen gibt, sind belastbare Zahlen schwer zu bekommen, allenfalls vorsichtige Hochrechnungen.

Die Stadt Fürstenfeldbruck ist zwar seit rund einem Jahr mit zwei anderen Kommunen in Bayern sogenannte Feldtest-Behörde. Doch dabei wurde vor allen Dingen das neue Computer-System ausprobiert, das es ermöglicht, die erfassten Daten direkt an die Bundesdruckerei zu übermitteln.

Anträge für den digitalen Ausweis wurden bislang nicht bearbeitet. Allerdings ergibt sich der Mehraufwand auch schon allein dadurch, dass jetzt vier Formulare ausgedruckt, unterschrieben und wieder eingescannt werden müssen. Bisher genügte die Unterschrift auf einem Blatt. Hinzu kommt ein wesentlich höherer Beratungsbedarf, den Fachleute auf das Drei- bis Vierfache des aktuellen schätzen.

Auf Basis solcher Daten, erläutert Stephan Zenk, stellvertretender Leiter des Bürgerbüros, rechnete man den zusätzlichen Beratungsaufwand hoch. "Unser Stand ist, dass es pro Antrag 15 bis 20 Minuten länger dauern wird." Bei 3500 Ausweisen, wie sie etwa 2009 beantragt wurden, ist das ein Mehraufwand von 110 Arbeitstagen oder, auf die fünf Mitarbeiter umgerechnet: 22 Tage Mehrarbeit pro Jahr und Kopf.

Da es dafür keinen finanziellen Ausgleich gibt (die höheren Kosten für den Ausweis resultieren aus dem aufwändigen Herstellungsverfahren), warnt Zenk schon einmal: "Das wird sich im Endeffekt auf die Wartezeiten auswirken." Auch für andere Bereiche des Bürgeramtes wie das Fundbüro oder das An- und Ummelden müsse man künftig mehr Zeit einplanen.

Ähnlich schätzt man die Lage in Puchheim ein. "Wir rechnen damit, dass der Antrag für den neuen Personalausweis drei bis vier Mal so lange dauern wird wie bisher", in der Anfangszeit voraussichtlich noch länger, sagt der Leiter des Ordnungsamtes, Martin Lehner. Die Sachbearbeiter, etwa aus Germering oder Maisach, berichten einerseits von einer spürbar höheren Nachfrage nach dem alten Pass. In Puchheim etwa waren es bis Mitte Oktober bereits 3800 Anträge, im gesamten Vorjahr 4023. In Germering waren es 2009 6355 Anträge, heuer schon 6421.

Vielen Leuten sei der neue Ausweis schlicht zu teuer, einige wollten auch nicht, dass ihre biometrischen Daten erfasst werden, heißt es übereinstimmend. Es wird aber auch eine starke Nachfrage nach dem neuen Ausweis erwartet. "Es gibt viele, die noch warten wollten", etwa weil sie den neuen Ausweis für das Internet nutzen wollen, erklärt Katharina Schlick vom Einwohnermeldeamt in Puchheim.

© SZ vom 02.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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