Fürstenfeldbruck:Turnen auf dem Pferd

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Akrobatik auf dem Pferd: Zwei Mädchen des Reitclubs Fürstenfeldbruck zeigen Voltigierübungen auf dem Schimmelwallach Sandokan. (Foto: oh)

Der Reitclub Fürstenfeldbruck hat sich ganz dem Voltigieren verschrieben. Aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens veranstaltet er am Samstag ein Jubiläumsturnier

Von Julia Kiemer, Fürstenfeldbruck

Die meisten Kinder fangen mit dem Voltigieren, dem "Turnen auf dem Pferd", an, denn dabei geht es nicht nur um den Sport, sondern auch um die Pflege des Pferdes. Erst später würden dann einige zum Reitsport überwechseln, erzählt Janine Hardi, die Vorsitzende des Reitclubs Fürstenfeldbruck. Bei der Geschichte des Brucker Reitvereins war es genau andersherum. Der hatte sich in den Anfängen größtenteils dem Reitsport gewidmet, sich seit den Achtzigerjahren aber immer mehr auf das Voltigieren konzentriert. Ein halbes Jahrhundert ist das nun her, als der Reitverein 1965 seine Anfänge hatte. Anlässlich des 50. Geburtstags veranstaltet der Verein an diesem Samstag von 8 Uhr an ein Jubiläumsturnier, das auf dem Heimatstallgelände, dem Schlossberghof bei Landsberied, stattfindet.

In den 50 Jahren hat sich laut Hardi schon einiges geändert. Nicht nur, dass man sich nach und nach fast ausschließlich dem Voltigieren widmete, auch musste man seinen Heimatstall aufgrund eines neuen Pächters im Jahr 1995 wechseln und von Fürstenfeldbruck nach Landsberied umziehen. Begonnen hatte damals alles auf dem Brucker Klosterareal. Die "rossnarische" Familie Meider, wie sie Hardi beschreibt, hatte die Teilpacht eines Gutshofs erworben und dort begonnen, einen Reitstall mit einer kleinen Reithalle aufzubauen. Schnell wurde klar, dass man die Anlage bekannter machen und Turniere veranstalten wollte. Im November 1965 schlug dann die Geburtsstunde des Vereins, zusammen mit dem damaligen Brucker Polizeidirektor Adolf Oskar Fink, einem Pferdekenner, und einigen ansässigen Pferdesportlern gründete die Familie Meider den Reitclub Fürstenfeldbruck. Offiziell ins Vereinsregister eingetragen und mit einer Satzung versehen sowie Mitglied im Landessportbund Bayern wurde der Verein aber erst im Frühjahr 1966. Von da an wuchs der kleine Verein stetig. Insbesondere dem festgelegten Vereinszweck, "bei Kindern und Jugendlichen den Voltigier-, Reit- und Fahrsport zu fördern, die Freude am Pferd zu wecken und zu pflegen, pferdesportliche Veranstaltungen durchzuführen", habe man sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet, so Hardi.

Es wurden mehrtägige Reitturniere veranstaltet, der Verein gehörte deshalb auch zu den großen Turnierveranstaltern in Oberbayern. In den Achtzigerjahren etablierte sich dann der Voltigiersport. Der Verein konnte neben Erfolgen im Reitsport, nun auch erste herausragende Leistungen im Voltigieren erzielen. "Heute bestehen 90 Prozent der Vereinsarbeit aus dem Voltigieren", sagt Hardi. Freilich gibt es auch noch Mitglieder, die Reitsport als solches betreiben würden. 100 Mitglieder zählt der Reitclub momentan, die Mehrzahl davon sind Jugendliche und Kinder. Seit mittlerweile vielen Jahren ist nun das Turnen auf dem Pferd der Schwerpunkt des Vereins, mehrere Förder- und Nachwuchsgruppen voltigieren derzeit am Heimatstall. Normalen reiterlichen Schulbetrieb für Kinder gibt es nicht mehr. Für Hardi ist das Turnen auf dem Pferd viel mehr als nur ein Sport: "Voltigieren ist nicht nur ein Teamsport, sondern beinhaltet auch die Umsorgung des Pferdes." Vor und nach dem Training müssen die Kinder und Jugendlichen Aufgaben wie etwa das Ausmisten des Stalls erledigen. Damit fördere man die Selbständigkeit und das Verantwortungsgefühl, aber auch den Umgang mit dem Pferd, sagt die 38-Jährige. Alle Vorstände und Trainer des Vereins arbeiten ehrenamtlich. "Das ist uns auch wichtig, wir machen das hier zu 100 Prozent aus Leidenschaft und Herzblut", sagt die 38-Jährige. Der Reitclub versteht sich nicht als Dienstleistungsunternehmen, sondern als Verein, bei dem jeder anpackt und dem anderen hilft. Diesen Gedanken will man auch an die jungen Mitglieder weitergeben und auf diese Weise auch Trainer aus den eigenen Reihen finden. "Jemand der jahrelang in den Gruppen trainiert hat, eignet sich natürlich bestens als Nachwuchstrainer", sagt Hardi.

An das Jubiläumsturnier hat man große Erwartungen. Das Turnier sei schon lange ausgebucht, 27 Gruppen, mehr als 300 Teilnehmer werden am Samstag kommen. "Das ist schon eine Hausnummer", meint Hardi. Aber auch 50 Jahre Bestehen ist eine Hausnummer.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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