Fürstenfeldbruck:Training fällt aus

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Platz zum Austoben: Die Zahl der Turnhallen im Landkreis, in denen Kinder trainieren können, wurde wegen der Belegung durch Flüchtlinge geringer. (Foto: Johannes Simon)

Die Belegung von Turnhallen in Maisach, Olching und Puchheim mit Flüchtlingen bringt die Sportvereine in Bedrängnis. Schon zu normalen Zeiten gibt es Engpässe, weil die Kapazitäten nicht ausreichen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Sportvereine im Landkreis müssen umdisponieren. Weil in Puchheim, Olching und Maisach Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden, stehen den Klubs dort weniger Sportstunden zur Verfügung. Sie mussten deshalb völlig neue Belegungspläne für ihre Hallen ausarbeiten und dabei gehörig improvisieren. Dennoch ließ sich nicht vermeiden, dass auch Übungsstunden gänzlich ausfallen müssen.

Seit Ende Juli sind in Puchheim die Dreifachhalle des Gymnasiums und die Einfachhalle der Realschule nicht mehr für Schul- und Vereinssport nutzbar. Der größte Sportverein in der Stadt, der FC Puchheim, der insgesamt 16 Abteilungen führt, hatte bislang fast ein Drittel seiner etwa 300 Sportstunden in einer der beiden Hallen angeboten. "Es ist sehr schwierig, es musste brutal verschoben werden", beschreibt Geschäftsstellenleiter Hans Tannenberger die Verhandlungen über die Neuverteilung der Hallenkapazitäten.

Am schlechtesten weg gekommen sind dabei die Leichtathleten und Fußballer des FC Puchheim, die keinen Unterschlupf fanden für die bevorstehenden Wintermonate. Sie werden wohl "so lange wie möglich draußen bleiben" oder sich "nach Fremdkapazitäten" umsehen müssen, bedauert Tannenberger. Dabei ist es schon unter normalen Umständen in den meisten Kommunen schwierig, vor allem im Winter allen Wünschen der Sportvereine nachzukommen. Auch einige Freizeitsportler müssen in Puchheim vorübergehend auf Hallenzeiten verzichten, andere Übungseinheiten wurden von anderthalb auf eine Stunde verkürzt. Und nicht alle verbliebenen Hallen taugen gleichermaßen für alle Sportarten: So sei etwa die Laurenzer Halle in Puchheim-Ort zu klein für zwei Volleyballfelder: "Die Außenlinie wäre dann die Wand", beschreibt Tannenberger das Dilemma. Deshalb wurden auch Kontakte nach Gröbenzell geknüpft, ob Puchheimer Vereine dort unterkommen könnten. In Gröbenzell aber sollen auch schon die Oberstufenschüler des Gymnasiums für ihre Sportstunden aufgenommen werden.

Andere Schüler aus Puchheim sollen in Olching in der Halle an der Heckenstraße Sport treiben dürfen. Doch auch in Olching sind die Ressourcen knapper geworden, seit kürzlich die Turnhalle des Gymnasiums für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet wurde. Jeder Verein in Olching muss nun auf ein Fünftel seiner Hallenzeiten verzichten, damit alle irgendwie unterkommen. Am vergangenen Montag waren die Vereinsvertreter noch einmal zusammengekommen, um Details zu klären. "Es ist für jeden Verein ein extremer Bauchaufschwung", weiß Hermann Glas. Der Geschäftsführer des 4500 Mitglieder starken SV Esting, betont aber auch: "Es gibt eine ganz klare Solidarität mit der Thematik."

Viele Kompromisse waren notwendig, etwa dass sich die Vertreter gleicher Sportarten aus verschiedenen Vereinen zusammentun oder die Wochenenden verstärkt genutzt werden. "Samstag und Sonntag mussten wir aus der Not heraus mehr belegen", erzählt Glas. Die eine oder andere Sportstunde musste dennoch dran glauben. So müsse zum Beispiel bei einer Turngruppe, die montags und donnerstags trainiert habe, ein Trainingstag entfallen, sagt Glas. In der Estinger Volleyballabteilung legt man die Trainingszeiten verschiedener Teams zusammen, bei den Fußballern sind zum Teil vier Mannschaften gleichzeitig in der Halle, andere können nur im 14-tägigen Rhythmus trainieren. Ob Trainer und Übungsleiter so einfach auf andere Zeiten wechseln können, ist auch noch nicht sicher. "Jeder ist ja heutzutage verplant", weiß Hermann Glas. Zudem müssten auch die notwendigen Utensilien wie Bälle, Matten, Gewichte an die jeweils neuen Austragungsorte gebracht werden, ergänzt Johann Schoonhoven, stellvertretender Vorsitzender des WSV Olching. Dass es sich um eine vorübergehende Lösung handelt, glaubt indes niemand. "Ich rechne die komplette Wintersaison damit", sagt Glas.

In Maisach hatte man gerade erst die neu gebaute Einfachturnhalle an der Mittelschule bezogen, als schon ein halbes Jahr später dort unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einquartiert wurden. Auch in Maisach wurden deshalb Ausweichmöglichkeiten erarbeitet. "Der Hallenbedarf ist enorm", weiß Bürgermeister Hans Seidl. Die Maisacher Sportvereine hätten in den zurückliegenden Jahren "viel Attraktivität aufgebaut". Die Gemeinde hat deshalb angefragt, ob sie - wie schon vor einigen Jahren - die Turnhalle am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck nutzen könne. Eine Antwort steht noch aus. Wenn allerdings wegen der knappen Kapazitäten Kursangebote ganz entfallen müssten, hätte das auch finanzielle Folgen für die Vereine, warnt Seidl. Bislang hätten die Maisacher Vereine die Einschränkungen mitgetragen. Allerdings sei auffällig gewesen, so Seidl weiter, "dass die Duldungsgrenze schon geringer war", als das Landratsamt Fürstenfeldbruck sich für eine weitere Turnhalle in Maisach zu interessieren begann. Er habe dem Landrat daraufhin geschrieben, "dass dann nicht bloß der Schulsport, sondern auch der außerschulische Sport komplett zum Erliegen käme", sagt Seidl: "Das wäre dann nicht mehr kompensierbar."

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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