Fürstenfeldbruck:Tradition im Trend

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Bei der Anprobe: Schultertücher aus Merinowolle verkauft Andrea Fischer (rechts). Die Bad Aiblingerin ist mit einem Stand auf der Messe "Ketten, Kunst und Kaviar" im Veranstaltungsforum Fürstenfeld vertreten. (Foto: Matthias F. Döring)

Bei der Messe "Ketten, Kunst und Kaviar" im Veranstaltungsforum treffen die Aussteller auf ein Publikum, das sich im weitesten Sinne für Handgemachtes wie edles Zubehör für die Tracht interessiert

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Junge Menschen, alte Tracht - das passe auf jeden Fall zusammen. Sagt zumindest Matthias Wiesheu, 30, und der muss es wissen: Lebt er doch davon, das seine Kunden im Alter zwischen 20 und 30 Jahren von ihm Gesticktes haben wollen. Der Sauerlacher beherrscht das Federkielsticken und hat an sein Handwerk an den Osterfeiertagen auf der Messe "Ketten, Kunst und Kaviar" in der Tenne des Veranstaltungsforums mit seinen Produkten auch gezeigt. Mehr als 1200 zahlende Besucher kamen und konnten bei genauerem Hinschauen auch den einen oder anderen Stand entdecken, an dem Trachten die Hauptrolle spielen.

Für Matthias Wiesheu war der Stand im Obergeschoss der Tenne unter den urigen Holzbalken wie geschaffen. Konnte er doch dort alte Ranzen platzieren und genau darunter die von ihm bestickten neuen Exemplare. Ranzen waren und sind nicht einfach nur breite, schon mit Federkielen bestickte Gürtel zur Zier, sie erfüllen eine wichtige Funktion. Denn in den schlauchartigen Gürteln lassen sich Papiere ebenso unterbringen wie Bargeld. "Wenn die Bauern früher auf den Markt gegangen sind, sollte niemand erkennen, wie viel Geld sie bei sich hatten", erklärt Wiesheu die Funktion. Er selbst trägt in Fürstenfeld eine Lederhose mit gestickten Hosenträgern und keine ledernen mit der Federkielstickerei. Die hat er sich selbst beigebracht, als er für seine Werdenfelser Tracht im Isargau bestickte Hosenträger suchte und sich die teuere Handarbeit sparen wollte. Bis zu einer Breite von einem halben Millimeter stickt Wiesheu mit Faden und Silberdraht Muster, Initialen und Zunftzeichen. In seinem gelernten Beruf als Biotechniker ist er in einem Kosmetikunternehmen nur noch halbtags tätig. So gut geht sein Geschäft.

Auch ein paar Meter weiter bei der "Fischerin", Andrea Fischer aus Bad Aibling, geht es ums Handwerk. Wie Wiesheu ist sie zum ersten Mal auf der Messe, die sich als Genuss-und Handwerkermarkt versteht. Andrea Fischer hat sich vor sechs Jahren selbständig gemacht und entwirft Taschen aus Loden, die zum jeweiligen Dirndl der Trägerin passen sollen. Damit nicht für jedes Dirndl eine eigene Tasche angeschafft werden muss, bietet die 50-Jährige unterschiedliche Taschendeckel an, die gewechselt werden können. Neu im Angebot für die Besucher hatte sie auch Schultertücher aus Merinowolle mit selbst gestickten Mustern.

Ebenfalls Handwerk und aus dem Landkreis sind die Produkte, die Markus Schnell eine Etage tiefer anbietet. Mit seiner Marke Bavarian Moonshine möchte er eine in Eichenau eine Brennertradition begründen. Seit fünf Jahren schon brennen er und sein Sohn Alexander Alkohol vorwiegend aus Mais und Gerstenmalz und dürfen ihn nach dreijähriger Lagerung dann Whiskey nennen. Auch "Klare" mit einer Stärke von 50,2 und 79,7 Volumenprozent hat die Firma des früheren IT-Experten im Angebot, dazu sechs Liköre - alle in Einmachgläsern.

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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