Fürstenfeldbruck:Tierischer Festzug

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Bei der traditionsreichen Leonhardifahrt ziehen Pferde und Ochsen wieder prächtig geschmückte Kutschen durch die Kreisstadt.Bei mildem Herbstwetter säumen etwa 2000 Besucher die Straßen zwischen Amperbrücke und Brucker Brauhaus

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Um zehn vor drei erklingen die Glocken der Leonhardikirche an der Amperbrücke. "Sie werden noch von Hand gezogen", erklärt Birgitta Klemenz den Zuschauer. Die Historikerin und Brucker Kulturreferentin steht auf dem Podium vor der Sparkasse. Das Glockengeläut hat den Startschuss für die Leonhardifahrt durch die Brucker Innenstadt gegeben. Etwa zweitausend Besucher säumen bei milden Temperaturen die Straßen. Als der Zug sich in Bewegung setzt, stehen sie in Dreierreihen hinter den Absperrgittern an der Hauptstraße und der Pucher Straße.

Auf dem Podium haben sich, wie es hier Tradition ist, wieder die lokale Politprominenz und andere Ehrengäste eingefunden. Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) vertritt den erkrankten Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV). Auch Alt-OB Sepp Kellerer ist gekommen. Ganz vorne stehen Militärdekan Alfons Hutter und Pfarrvikar Christoph Stürzer vom Pfarrverband Fürstenfeld. Sie segnen die vorbeireitenden Pferde und Reiter, genauso wie alle nachfolgenden Menschen und Tiere mit Weihwasser und einem Leonhardpartikel - "einer Reliquie des Heiligen in einem barocken Schaugefäß, das aus dem Kloster Fürstenfeld stammt", wie Birgitta Klemenz in ihrer kleinen Begleitbroschüre für den diesjährigen Aufzug erläutert.

Zuerst kommen Polizeireiter mit ihren Pferden. Dann wie immer der Fanfarenzug Gernlinden, der seit 1967 an der Spitze marschiert - ein Jahr zuvor war der Umzug in Bruck wiederbelebt worden. Die Familie Bauer vom Reitzentrum Fürstenfeld hält hoch zu Ross die Leonhard-Standarte hoch. Der Truhenwagen mit dem Modell der Leonhardikirche folgt, dahinter Reitergruppen. Die bestehen fast ausnahmslos aus großen und kleinen Reiterinnen, einige auch in barocken Kostümen aus Geisenbrunn; nur ein Reiter ist auszumachen: er stellt den Heiligen Leonhard dar, der im sechsten Jahrhundert in der Nähe von Limoges gelebt haben soll und als ursprünglicher Beschützer von zu Unrecht eingesperrter Gefangener gilt. Leonhard wird für vieles gebraucht. "Er ist der Patron der Gebärenden, der Geisteskranken und schließlich als Nothelfer schlechthin auch der Beschützer der Tiere, vor allem der Pferde und des Hornviehs", so die Historikerin. Gewichtiges Hornvieh ist dann auch sehr bald zu sehen. Der Wagen mit Kindern des Edigna-Vereins aus Puch mit der Darstellung der seligen Edigna wird von einem Ochsengespann gezogen. Max und Moritz, so heißen die beiden gewaltigen Zugtiere, die stoisch ihres Weges ziehen. Stolz winken die Ministranten der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Magdalena von ihrem Leiterwagen herunter und die Zuschauer winken zurück. Dann fährt der Fahnenwagen der Brucker Vereine vorbei. Der Wagen wurde einst vom Aicher Landwirt Hans Wank gebaut und 1985 von der Stadt erworben und dann vom Bauhof restauriert. Auch die Truhenwagen der Heimatgilde und der Familie Weiß mit Vertretern der Kreishandwerkerschaft fahren an ihrem gewohnten Platz durch die Stadt.

Ein Blickfang ist einmal mehr der Erntedankwagen der Stadt, gezogen von einem Vierergespann und grandios geschmückt vom Verein der Blumen- und Gartenfreunde. Zwischendurch spielen immer wieder die Brucker Stadtkapelle, die Blasmusik Maisach, der Spielmannszug Hörgertshausen, der Musikverein Eichenau, die Schleißheimer Schlosspfeifer und die Blaskapelle Schöngeising auf. Am Ende des Zuges steigen die Vertreter der Stadt, die Ehrengäste und die beiden Geistlichen vom Podium in die ankommenden sechs Familienkutschen. Zurück bleiben die beiden Ministranten Florian und Johannes, beide 13 Jahre alt, von Sankt Magdalena. Sie haben zuvor den beiden Pfarrern zur Seite gestanden. Als die Kutschen ohne sie davonfahren, gibt es ein paar Tränen.

Die große Runde durch die Stadt, vorbei an so vielen Menschen, ist für die Pferde "auch Stress", erklärt Alexandra Rosenwirth von der gleichnamigen Reitanlage in Pfaffenhofen bei Jesenwang. Seit zehn Jahren sind sie bei der Leonhardifahrt dabei, diesmal mit zwölf Pferden. Auch die beiden Ochsen Max und Moritz sind sicherlich froh, als sie vor dem Brucker Brauhaus angekommen sind und damit den Umzug hinter sich haben. Seit fünf Jahren ziehen die beiden Ochsen, achteinhalb und neun Jahre alt, ihren Wagen durch Bruck. Die 1250 Kilo schweren Tiere sind "manchmal schon stierköpfig", erzählt Kutscher Georg Steidl. "Heute war es wunderbar mit ihnen." Steidl ist mit den Ochsen aus Bauerbach, einem Ort zwischen Tutzing und Weilheim, angereist. Das Gespann ist ein gern gesehener Gast bei Festumzügen. Bis zu 15 machen sie pro Jahr mit.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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