Fürstenfeldbruck:Themensuche und Programmdebatte

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Alexander Reichert, Sprecher des Vorstandes (zweiter von rechts), leitet die Diskussion der Kreisversammlung der Grünen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Kreis-Grünen beschäftigen sich mit dem Bundestagswahlkampf

Von Raphael Knipping, Fürstenfeldbruck

Die Kreisversammlung der Grünen beginnt mit viel Applaus. Als Martin Runge, der ganz knapp gescheiterte Oberbürgermeisterkandidat, den Nebenraum in der Gaststätte "Auf der Lände" betritt, fangen alle an zu klatschen und Alexander Reichert, Sprecher des Kreisvorstands und des Ortsvereins Maisach, dankt ihm für seinen Einsatz und gratuliert zu den erreichten 48 Prozent. Runge gibt den Dank umgehend an "alle bei den Grünen und der BBV" weiter. Er habe viel über die Wahlniederlage nachgedacht und ist zu dem Schluss gekommen: "Ich habe wieder Blut geleckt!"

Zum ersten Mal nach der Wahl im Mai kam das neue Kreisvorstandsteam zusammen. Zunächst geht es um die Berichte der Delegierten von der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung, die in Berlin stattfand. Reichert versucht kurz die Hauptthemen des Programmentwurfs für die Bundestagswahl und den Abstimmungsmarathon, bei dem über etwa 2200 Änderungsanträge abgestimmt werden musste, zu schildern. Die lebendigste Debatte fand, laut Reichert, zum Thema Kohleausstieg statt. Vor einem halben Jahr hatte die Partei gefordert, spätestens 2025 müsse in Deutschland Schluss mit der Kohle sein - gegen den Rat des Bundesvorstands und der Fachpolitiker im Bundestag. Nun heißt es stattdessen: Nach der Wahl sollten "unverzüglich" die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden, der komplette Kohleausstieg solle bis 2030 vollzogen sein. Auch auf der Lände sorgte der Kohleausstieg für eine große Diskussion, die sehr sprunghaft und unübersichtlich geführt wird und die mit der In-Fragestellung des Entscheidungsprozess auf dem Bundesparteitag endet. Albert Hartl, Sprecher der Eichenauer Grünen und Delegierter, betont ausdrücklich, dass er von jedem der Anwesenden erwarte, dass sie das kürzlich verabschiedete Programm lesen, um engagiert in den Wahlkampf gehen zu können. Dabei steckt er auch ein ehrgeiziges Ziel: "Wir brauchen 30 Prozent." Runge ist nicht so optimistisch. Er wäre "über zehn Prozent" froh. Der Gröbenzeller berichtet von Gesprächen an Infoständen, an dem ihm viele gefragt hätten, warum sie noch Grün wählen sollten? Diese gelte es zu überzeugen und die Botschaften "pointierter" zu transportieren. Dabei führt er den Tier- und Verbraucherschutz an, der grade durch den Skandal im Brucker Schlachthof wieder aktuell geworden ist, und fordert die Kollegen auf, aktiver mit Veranstaltungen, Leserbriefen und Anträgen zu werden.

Für Elke Struzena, Sprecherin des Kreisvorstands, sollte die Betonung auch auf bezahlbarem Wohnraum liegen, da die Probleme Münchens in den Landkreis "schwappen". Annette Louis würde sich wünschen, dass die Partei provokanter auftrete. Dazu Runge: "Wer, wenn nicht wir Grünen, soll denn ehrgeizige Ziele stecken?" Abschließend wird noch die erfolgreiche Althandysammlung in Puchheim thematisiert und beschlossen auch in anderen Orten diese zu sammeln, um sie der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft zukommen zu lassen.

Eine Anfrage des Ortsverbandes Maisach anlässlich des Glyphosatverbots in Dachau ergab, dass in Puchheim, Grafrath, Eichenau und Maisach noch nie Glyphosat benutzt wurde. In Fürstenfeldbruck hatte es eine Sondergenehmigung, Straßenränder mit Glyphosat zu behandeln, gegeben, die aber nicht mehr erteilt wurde. Welche Privatpersonen auf ihren Flächen Glyphosat benutzen, lasse sich aber nicht feststellen.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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